KATHARINA HOWARD. — IHR TOD.
473
Aldgate-Bezirk, in der Pfarre St. Andrew Underfhafte, alfo im öftlichften
Theile der City wohnen, mit dem Zufatz, dafs er von feinem 30 L. St.
betragenden Einkommen drei L. St. zu zahlen habe1).
Im October 1541 liefs Heinrich VIII. öffentliche Dankgebete aus-
fprechen, dafs ihm ein fo tugendhaftes Weib gefchenkt fei. Schon den
nächften Tag aber enthüllte ihm ein Brief Cranmer's, das er getäufcht
worden war. Es lag jetzt im Intereffe der proteftantifchen Partei, die
katholifche Königin zu ftürzen, und es gelang nur zu gut, Katharinens
leichtfertiges und lafterhaftes Leben vor und in der Ehe aufzudecken.
Den 13. Februar 1542 ward fie mit dem Tode beftraft. Wenige Monate
vor dem Ableben Holbein's vermählte der König fich zum fechften Mal,
mit Lady Katharina Par, Wittwe des Lord Latimer. Diefe fcheint
unfer Künftler nicht mehr gemalt zu haben, dagegen kommt ihr Bruder,
Sir William Par, fpäter Marquis of Northampton, unter den Windfor-
zeichnungen vor, ein eleganter Cavalier von gefälligem Äufsern, mit blon-
dem Bart, in pelzbefetztem Oberkleid und Federbarett. Links ift die
Studie zu feinem Dolche zu fehen, an deffen Scheide des Wort MORS
fleht, fowie der Entwurf zu einer Medaille, die eine Figur mit zwei
Schwertern enthält. In eben diefer Sammlung finden wir auch den Vater
von Par's zweiter Gemahlin, William Brook Lord Cobham, den Hol-
bein mit blofser Bruft gezeichnet hat; das kurzgefchorene Haar und die
ftarken Backenknochen geben dem Kopf ein höchft feltfames Ausfehen.
In diefer Zeit fcheint der Künftler mitunter Mufse gehabt zu haben,
auch folche Perfönlichkeiten abzubilden, welche nicht zu den höchften
Kreifen gehörten. Im Wiener Belvedere befindet fich das 1541 datirte
Porträt eines jungen Mannes von 28 Jahren, welcher offenbar dem Bür-
gerftande angehört. Sein Geficht ift bartlos, fein Anzug befteht aus einer
fchwarzen Mütze, fchwarzem Pelzüberrock und violettem Wamms. Er
fitzt hinter einem grünbedeckten Tifche, hält in der Linken feine Hand-
fchuhe und blättert mit der Rechten in einem Buche. Das Gemälde fällt
durch ungewöhnlich braunen Fleifchton auf, die Auffaffung ift wahr
und lebensvoll, und die Hände namentlich find vorzüglich. Noch fchöner
ift das ebenfalls 1541 gemalte Bildnifs eines Engländers im Alter
von 37 Jahren, in der Gallerie des Herrn Suermondt in Aachen. Er er-
fcheint in dunkler Kleidung auf blauem Grunde, die Handfchuhe in den
zufammengelegten Händen haltend, fein Geficht mit braunem Vollbart,
mit vollendet-feiner Modellirung und namentlich der ftaunenswerth fcharfen
und meifterlichen Behandlung der Augenpartie, ift durch die Ruhe und
Simplicität der Auffaffung imponirend 2).
') Mitgetheilt v. Mr. Franks, Archaeologia vol. XXXIX. Vergl. Beilagen.
2) Wir erinnern daran, dafs auch das S. 408 befchriebene Miniatur -Porträt des kleinen
Charles Brandon in diefes Jahr gehört.
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Aldgate-Bezirk, in der Pfarre St. Andrew Underfhafte, alfo im öftlichften
Theile der City wohnen, mit dem Zufatz, dafs er von feinem 30 L. St.
betragenden Einkommen drei L. St. zu zahlen habe1).
Im October 1541 liefs Heinrich VIII. öffentliche Dankgebete aus-
fprechen, dafs ihm ein fo tugendhaftes Weib gefchenkt fei. Schon den
nächften Tag aber enthüllte ihm ein Brief Cranmer's, das er getäufcht
worden war. Es lag jetzt im Intereffe der proteftantifchen Partei, die
katholifche Königin zu ftürzen, und es gelang nur zu gut, Katharinens
leichtfertiges und lafterhaftes Leben vor und in der Ehe aufzudecken.
Den 13. Februar 1542 ward fie mit dem Tode beftraft. Wenige Monate
vor dem Ableben Holbein's vermählte der König fich zum fechften Mal,
mit Lady Katharina Par, Wittwe des Lord Latimer. Diefe fcheint
unfer Künftler nicht mehr gemalt zu haben, dagegen kommt ihr Bruder,
Sir William Par, fpäter Marquis of Northampton, unter den Windfor-
zeichnungen vor, ein eleganter Cavalier von gefälligem Äufsern, mit blon-
dem Bart, in pelzbefetztem Oberkleid und Federbarett. Links ift die
Studie zu feinem Dolche zu fehen, an deffen Scheide des Wort MORS
fleht, fowie der Entwurf zu einer Medaille, die eine Figur mit zwei
Schwertern enthält. In eben diefer Sammlung finden wir auch den Vater
von Par's zweiter Gemahlin, William Brook Lord Cobham, den Hol-
bein mit blofser Bruft gezeichnet hat; das kurzgefchorene Haar und die
ftarken Backenknochen geben dem Kopf ein höchft feltfames Ausfehen.
In diefer Zeit fcheint der Künftler mitunter Mufse gehabt zu haben,
auch folche Perfönlichkeiten abzubilden, welche nicht zu den höchften
Kreifen gehörten. Im Wiener Belvedere befindet fich das 1541 datirte
Porträt eines jungen Mannes von 28 Jahren, welcher offenbar dem Bür-
gerftande angehört. Sein Geficht ift bartlos, fein Anzug befteht aus einer
fchwarzen Mütze, fchwarzem Pelzüberrock und violettem Wamms. Er
fitzt hinter einem grünbedeckten Tifche, hält in der Linken feine Hand-
fchuhe und blättert mit der Rechten in einem Buche. Das Gemälde fällt
durch ungewöhnlich braunen Fleifchton auf, die Auffaffung ift wahr
und lebensvoll, und die Hände namentlich find vorzüglich. Noch fchöner
ift das ebenfalls 1541 gemalte Bildnifs eines Engländers im Alter
von 37 Jahren, in der Gallerie des Herrn Suermondt in Aachen. Er er-
fcheint in dunkler Kleidung auf blauem Grunde, die Handfchuhe in den
zufammengelegten Händen haltend, fein Geficht mit braunem Vollbart,
mit vollendet-feiner Modellirung und namentlich der ftaunenswerth fcharfen
und meifterlichen Behandlung der Augenpartie, ift durch die Ruhe und
Simplicität der Auffaffung imponirend 2).
') Mitgetheilt v. Mr. Franks, Archaeologia vol. XXXIX. Vergl. Beilagen.
2) Wir erinnern daran, dafs auch das S. 408 befchriebene Miniatur -Porträt des kleinen
Charles Brandon in diefes Jahr gehört.