74
AUGSBURGER SKIZZENBÜCHER.
äufserlich frommen Wandels fchon im dreiunddreifsigften Jahre feines
Alters zur höchsten Würde erwählt ward. Aber dies glänzende Ver-
trauen rechtfertigte fich fchlecht. Zwar hatte er auch höhere Intereffen
und Band der humaniftifchen Richtung nahe, aber feine Sitten und Lebens-
weife arteten bald in folchem Grade aus, dafs fchon 1513, drei Jahre
nach dem Beginn feiner Regierung, der Bifchof fich gezwungen fah,
wegen feiner fchlechten Verwaltung und feines verdächtigen Wandels ihm
die weltliche Adminiftration abzunehmen, feine klöfterliche Disciplin ein-
zufchränken und ihn einer Strengeren Bewachung zu unterwerfen. Diefe
Erniedrigung konnte Schrott nicht ertragen. Er entfloh und begab fich
zu feinem Gönner, dem Cardinal Matthäus Lang, der gleichfalls von Augs-
burger Abkunft war. Diefer neigte fich ebenfalls der neuen geiftigen
Richtung zu, welche, wo nicht der Ernft der neuen religiöfen Richtung
ihr zur Seite Stand, es mit der Moralität ziemlich leicht nahm. Der Car-
dinal wufste feinen Einflufs auf Leo X. geltend zu machen, und unter
dem Schutze diefer beiden kehrte Schrott in feine Abtei zurück, welcher
er zur grofsen Unzufriedenheit des Conventes noch lange vorftand. Seine
Ausfehweifungen nahmen immer zu; er verfetzte alle Güter und Mobilien,
borgte 20,000 Gulden auf und fah fich endlich genöthigt, das Klofter
zum zweiten Mal zu verlaffen und feiner Würde zu entfagen. 1539 ftarb
er im Auslande. Schrott's zahlreiche Bildniffe, die wohl aus verfchiedenen
Jahren flammen, laffen auf keine unbedeutende Perfönlichkeit fchliefsen.
Streng in Haltung und Blick, hat er etwas Despotifches, und fo mag er
auch dem Convent gegenübergetreten fein, der feine Herrfchaft mit Un-
willen ertrug. Das ftark hervortretende Kinn zeigt Willenskraft und Trotz,
ja in dem Bildniffe, welches wir für das fpätefte halten möchten, hat der
Zug um den Mund fogar etwas Gemeines. Das fonft gut geformte
Geficht ift fehr feift am Kinn; die breiten Züge werden immer ver-
fchwommener, zeigen die Spuren eines ausfehweifenden Lebens immer
deutlicher.
Öfter, einmal (in Weimar) mit Schrott auf demfelben Blatt, kommt
Herr Hans Greffer vor, der einmal auch, nach feinem Amte, Herr Hans
Grofskellner genannt wird; keinen Befferen als diefen behaglichen, wohlgenähr-
ten Alten konnte man über den Klofterwein fetzen. Ein ehemaliges Mitglied
von St. Ulrich war auch Herr Peter Wagner, Abt zu Thierhaupten (Berlin
und Kopenhagen). Er that fich als klöfterlicher Schriftfteller hervor; 1487
hatte er zur Ehre des heiligen Benedikt eine Sammlung von berühmten
Mönchen und Heiligen aus deffen Orden verfafst, die den Abt fo erfreute,
dafs er fie auf eine Tafel mit Goldgrund Schreiben liefs, 1494 legt er ein
Bruderfchaftsverzeichnifs der verfchiedenen Benediktinerklöfter an. Im
Klofter bekleidete er die Stelle des Bibliothekars; 1511 ward ihm die
benachbarte Abtei Tierhaupten übergeben. Der Dicke blickt ffift böfe
AUGSBURGER SKIZZENBÜCHER.
äufserlich frommen Wandels fchon im dreiunddreifsigften Jahre feines
Alters zur höchsten Würde erwählt ward. Aber dies glänzende Ver-
trauen rechtfertigte fich fchlecht. Zwar hatte er auch höhere Intereffen
und Band der humaniftifchen Richtung nahe, aber feine Sitten und Lebens-
weife arteten bald in folchem Grade aus, dafs fchon 1513, drei Jahre
nach dem Beginn feiner Regierung, der Bifchof fich gezwungen fah,
wegen feiner fchlechten Verwaltung und feines verdächtigen Wandels ihm
die weltliche Adminiftration abzunehmen, feine klöfterliche Disciplin ein-
zufchränken und ihn einer Strengeren Bewachung zu unterwerfen. Diefe
Erniedrigung konnte Schrott nicht ertragen. Er entfloh und begab fich
zu feinem Gönner, dem Cardinal Matthäus Lang, der gleichfalls von Augs-
burger Abkunft war. Diefer neigte fich ebenfalls der neuen geiftigen
Richtung zu, welche, wo nicht der Ernft der neuen religiöfen Richtung
ihr zur Seite Stand, es mit der Moralität ziemlich leicht nahm. Der Car-
dinal wufste feinen Einflufs auf Leo X. geltend zu machen, und unter
dem Schutze diefer beiden kehrte Schrott in feine Abtei zurück, welcher
er zur grofsen Unzufriedenheit des Conventes noch lange vorftand. Seine
Ausfehweifungen nahmen immer zu; er verfetzte alle Güter und Mobilien,
borgte 20,000 Gulden auf und fah fich endlich genöthigt, das Klofter
zum zweiten Mal zu verlaffen und feiner Würde zu entfagen. 1539 ftarb
er im Auslande. Schrott's zahlreiche Bildniffe, die wohl aus verfchiedenen
Jahren flammen, laffen auf keine unbedeutende Perfönlichkeit fchliefsen.
Streng in Haltung und Blick, hat er etwas Despotifches, und fo mag er
auch dem Convent gegenübergetreten fein, der feine Herrfchaft mit Un-
willen ertrug. Das ftark hervortretende Kinn zeigt Willenskraft und Trotz,
ja in dem Bildniffe, welches wir für das fpätefte halten möchten, hat der
Zug um den Mund fogar etwas Gemeines. Das fonft gut geformte
Geficht ift fehr feift am Kinn; die breiten Züge werden immer ver-
fchwommener, zeigen die Spuren eines ausfehweifenden Lebens immer
deutlicher.
Öfter, einmal (in Weimar) mit Schrott auf demfelben Blatt, kommt
Herr Hans Greffer vor, der einmal auch, nach feinem Amte, Herr Hans
Grofskellner genannt wird; keinen Befferen als diefen behaglichen, wohlgenähr-
ten Alten konnte man über den Klofterwein fetzen. Ein ehemaliges Mitglied
von St. Ulrich war auch Herr Peter Wagner, Abt zu Thierhaupten (Berlin
und Kopenhagen). Er that fich als klöfterlicher Schriftfteller hervor; 1487
hatte er zur Ehre des heiligen Benedikt eine Sammlung von berühmten
Mönchen und Heiligen aus deffen Orden verfafst, die den Abt fo erfreute,
dafs er fie auf eine Tafel mit Goldgrund Schreiben liefs, 1494 legt er ein
Bruderfchaftsverzeichnifs der verfchiedenen Benediktinerklöfter an. Im
Klofter bekleidete er die Stelle des Bibliothekars; 1511 ward ihm die
benachbarte Abtei Tierhaupten übergeben. Der Dicke blickt ffift böfe