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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0020
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8

Fünftes Buch. Erfter Abfchnitt.

Sein Stil.

Giufeppe
Salviati.

Angelo
Bronzino.

Seine Bild-
nifTe.

Aleffandro
Allori.

Seine
Hiftorien-
bilder.

geifterte Worte widmete, können hier nur im Vorbeigehn genannt werden.
Von Francesco de’ Salviati’s eigentlichem Schüler Giufeppe Porta, der nach ihm
ebenfalls Salviati zubenannt wurde (geft. um 1575), aber fei erwähnt, dafs er
in Rom an der Ausmalung der Sala regia des Vaticans theilnahm, dann aber
hauptfächlich in Venedig thätig. war, wo er, wie auch fein Bild in der Dresdener
Galerie (Chrifti Leichnam von Engeln gewitzt) zeigt, die gröfsere Wärme des
venezianifchen Kolorits mit der michelangelesken Formengebung zu ver-
binden fuchte.
Der Hauptftern am florentinifchen Kunfthimmel jener Tage neben Vafari
aber war deffen älterer und als Maler unzweifelhaft auch bedeutenderer Zeit-
genoffe Angelo di Cosimo di Mariano f} (um 1502—1572) der unter feinem
Beinamen Bronzino allbekannte Meifter, der als Maler und Dichter gefchätzt
wurde und zu den Lieblingen des mediceifchen Hofes gehörte. Angelo Bronzino
war ein Schüler Pontormo’s (vergl. Bd. II. S. 622), dem er anfangs zum Ver-
wechfeln ähnlich malte; und wenn fchon Bontormo als Michelangelift endete,
fo ging Bronzino fpäter in diefer Richtung fo weit, dafs er in feinen hiftorifchen
Compofitionen, fo durchdacht fie find, bereits ganz als Manierift erfcheint. Im
einzelnen zeichnet er gut, verkürzt er kräftig, modellirt er plaftifch; aber alles
das tritt doch allzu glatt und kalt hervor; und in der Farbengebung fucht er
bereits in der willkürlichen Nebeneinanderftellung verfchiedener Fleifchtöne der
verfchiedenen Gehalten einen vermeintlichen malerifchen Reiz, der fofort ins
Gegentheil umfchlägt. Seine Pietas und feine Abnahme Chrifti vom Kreuz in
der Akademie zu Florenz, feine figurenreiche Darftellung Chrifti in der Vorhölle
in den Uffizien (Fig. 428), fein »Chriftus als Gärtner« im Louvre, feine heilige
Familie in der Wiener Sammlung, fein allegorifch.es Bild in der Londoner
National-Gallery2) find charakteriftifche Beifpiele feiner Manier. Am bedeutendften
tritt jedoch gerade er uns als Bildnifsmaler entgegen. Er fchliefst fich als
folcher noch eng an die grofsen Meifter der beften Zeit an, vornehm und ein-
fach in der Anordnung, fprechend im Ausdruck, feft und klar, manchmal freilich
fogar hart in der malerifchen Behandlung, anfangs warm und voll, fpäter kühl
und fein in der Färbung. Seine aufserordentlich zahlreichen Porträts finden fich
in faft allen italienifchen und nordifchen Galerien, die meiften jedoch in den
Uffizien und im Pal. Pitti; am häufigften hat er die Familienangehörigen der
mediceifchen Grofsherzöge dargeftellt; Porträts des Grofsherzogs Cofimo’s I.
und feiner Gemahlin Eleonore befitzt auch die Dresdener Galerie von feiner
Hand; doch gehören einige feiner Bilder von Privatperfonen, wie diejenigen
des Ingenieurs Luca Martini im Pal. Pitti, eines Bildhauers in den Uffizien, des
Ugolino Martelli im Berliner Mufeum zu feinen anziehendften Gemälden.
Unter feinen Schülern ift fein Neffe Alessandro Allori (lS35—1607), der
in der Nachahmung Michelangelos fo weit ging, dafs er deffen Jüngftem Gerichte
einige Figuren und Motive für feine eigene Darftellung desfelben Gegenftandes
in S. Annunziata zu Florenz entlehnte, immer noch einer der begabteften,
aber freilich auch einer der abfichtlichften. Zu den fchlichteften und wahrften

1) Ueber feinen Namen Milanefi in feiner Vafari-Ausgabe VII, p. 593. Anm. f.
2) Vgl. Academy 1879 no. 345 und 346.
 
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