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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0026
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!/]_ Fünftes Buch. Erfter Abfchnitt.
der unerhörte Schwulft, mit dem diefes Machwerk geschrieben ift, verräth,
wie weit Federigo von der Einfachheit der klaffifchen Zeit entfernt war.
Uebrigens fpielt er auch infofern eine ähnliche Rolle im Kunftleben Roms, wie
Vafari in demjenigen von Florenz, als er in naher Beziehung zur Gründung
Dmi^vone’^er Accademia di San Luca, der noch heute blühenden römifchen Kunft-
San Luca, akademie, ftand, deren erfter »Principe« er wurde.
Der Der Erbe feiner Manierirtheit und feiner Popularität in Rom wurde Giuseppe
d’Arpino. Cesari, bekannter unter feinem Beinamen »ZZ Cavaliere Z’Arpino«.*) Von
Arpino in den Abruzzen war fein Vater gebürtig gewefen. Er felbft kam,
wenn er nicht fchon in Rom geboren ift, als kleiner Knabe dorthin. Seine
Geburt mufs um bald nach 1560 angefetzt werden. Geftorben ift er 1640 in
Rom. Von allen Päpften, denen er gedient, mit Aufträgen und Auszeichnungen
überfchüttet, war er vielleicht der römifchfte Vertreter der römifchen Kunft
feiner Zeit; und eben feiner Zeit nach müfste er fchon zu den Meiftern des
Sein Stil. 17. Jahrhunderts gezählt werden — wie er in der That manche der bahn-
brechenden Neuerer diefes Jahrhunderts, die wir im nächften Buche kennen
lernen werden, überlebte ■—, wenn fein haltlofer Stil, feine kalte, oft bunte
Farbengebung und feine geiftige Ausdruckslofigkeit ihn nicht trotz der grofsen
Leichtigkeit und Gefälligkeit mancher feiner Erfindungen als einen der manierir-
SeineWerke. teilen der Manieriften erfcheinen liefsen. Man findet feine Werke in vielen
Kirchen und Paläften der ewigen Stadt. Sein Hauptwerk find die Darfleilungen
aus der altrömifchen Gefchichte im grofsen Saal des Confervatorenpalaftes zu
Rom; ausgezeichnet durch klare Lebendigkeit und eine gewiße hiftorifche Gröfse
der Auffaffung ift befonders der Kampf zwifchen den Curatiern und Horatiern.
Auch in Neapel hat er gemalt: z. B. im Chor der Kirche des Klofters San
Martino, wogegen feine Cartons für Fresken in S. Gennaro nicht zur Aus-
führung kamen. Im Norden befitzen z. B. die Galerien von Wien, Dresden,
Paris und Petersburg Bilder feiner Hand.
Neben den Zuccari und fpäter neben dem Cavaliere Arpino wirkte nun
noch eine ganze Legion anderer Maler ähnlichen Schlags am Tiberftrande.
Giroiamo da Genannt feien: Girolamo Siciolante, geboren zu Sermoneta im Volfkergebirge,
Sermoneta. ö .
geft. 1580 in Rom, ein Meifter, deffen verhältnifsmäfsig ruhig und wahr
jacopo gehaltenen Altarbilder in vielen römifchen Kirchen zu ftudiren find; Jacopo del
°n e' Conte (1502—1590), der Florentiner von Geburt und Schüler Andrea del Sarto’s
war, feiner Wirkfamkeit nach aber Rom angehörte und fich befonders im Por-
Sc. Puizone. trätfach auszeichnete; deffen Schüler Scipione Pulzone von Gaeta, der fchon in
feinem 38. Lebensjahre als berühmtefter römifcher Bildnifsmaler feiner Zeit ftarb;
Batt.Franco. Battista Franco von Venedig (geft. 1561), der in feinem einundzwanzigften
Lebensjahr nach Rom kam, in verfchiedenen Orten Italiens Decorationen und
Ornamente im Sinne der römifchen Schule malte und die Majolikenfabriken mit
Giroiamo Muftern verforgte; Girolamo Muziano von Brescia (iVO—1502), ein Schüler
Muziano. , r -Jl)'
Romanino s, urfprünglich als Landfchaftsmaler gepriefen, der fpäter ganz in den
Dienft Roms aufging, jedoch felbft in feiner michelangelesken Epoche einen
Pasq. Cati. Hauch venezianifch-brescianifchen Colorites behielt; Pasquale Cati von Jefi

1) Baglione a. a. O. Ed. Nap. 1732, p. 252.
 
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