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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0053
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Die fpanifche Malerei im 16. Jahrhundert.

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Luis Morales, el divino, d. h. der göttliche, zubenannt, war fchon zu Anfang des Luis
Jahrhunderts geboren, doch ift 1546 das alterte bekannte Datum auf einem Sein Leben,
feiner Bilder (einer Madonna in der Perroquia de la Concepcion zu Badajoz);
von Philipp II. wurde er um 1564 zu Hofe befohlen; doch kehrte er bald nach
feiner Vaterftadt Badajoz zurück, wo er 1586 ftarb. Indeffen übte er feine Kunft
in verfchiedenen Städten aus. Wahrfcheinlich in Valladolid oder Toledo gebildet,

Fig. 436- Morales: Pieta. Academia San Fernando zu Madrid.


hat er fein Vaterland nie verlaffen; und in der That tritt er uns als früherter
fpanifcher Künrtler von durchaus entwickelter nationaler Eigenart entgegen. Er
ift ausfchliefslich Andachtsmaler und ein fchmerzlich-leidenfchaftlicher, fanatifch- Seine £unft-
asketifcher Zug geht durch alle feine Schöpfungen. Er zeigt uns in der Mehr-
zahl feiner Bilder den Schmerzensmann, wie er unter der Laft feines Kreuzes Seine Stoffe,
zufammenbricht, wie er an der Säule gegeifselt wird, unter der Dornenkrone fein
Blut vorftrömt, oder die Schmerzensmutter, bald mit dem Leichnam des Heilandes
im Schoofse, bald im Auffchauen zum Kreuze gedacht. Am zahlreichften find feine
Darftellungen des Ecce homo und der Mater dolorosa als Halbfiguren. Seine
Zeichnung ift abfichtlich hager und alterthümelnd herbe, oft geradezu karikirt Sein Stil.
 
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