Die niederländifche Malerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. y I
infchriftlich beglaubigt ift auch keins der Gemälde, die ihm noch an öffentlichen
Orten und im Privatbefitze feiner Vaterftadt zugefchrieben werden, gefchweige
dann eins der Bilder, die in den anderen Galerien Europas (in London, Berlin,
München, Wien, Petersburg, Oldenburg, Brügge) feinen Namen tragen1)- Soweit
wir feinen Stil beurtheilen können, erfcheint er uns als ein tüchtiger Kenner Sein Stil,
der perfpektivifchen und architektonifchen Gefetze und als ein fefter und feiner
Zeichner, der trotz feines ausgefprochenen Italismus fein nordifches Formen-
gefühl nicht völlig preisgegeben hat.
Sein Schwager Lambert Suavius, mit dem er früher manchmal verwechfelt ^mbert
wurde, ift nur als Kupferftecher bekannt. Theils flach er Compofitionen Lom-
bards, theils eigene Erfindungen, unter denen die Folge, welche Chriftus und
die zwölf Apoftel darftellt (datirt von 1545 —1548), fich durch individuelle
Formengebung, intereffante Anordnung und feine Technik auszeichnet.
Ein dritter Meifter desfelben Taufnamens war Lambert von Amßerdamß^ds^^^
den Vafari nennt2), wie er fich auf einer befonders landfchaftlich bedeutenden
»Taufe Chrifti« im Mufeum zu Caen bezeichnet hat. Hier, wie in feinen Dar-
ftellungen Chrifti als Gärtner und der Judith im Mufeum zu Lille, denen ein
Bild im Louvre fich anreiht, erfcheint er deutlich von der venezianifchen Schule
beeinflufst; und in der That berichtet Vafari, dafs er fich längere Zeit in
Venedig aufgehalten habe. Das Bild in Caen mufs ein Jugendwerk des Meifters
fein. Der Familienname Suftris, der ihm beigelegt wird, erfcheint beglaubigt
durch die Namenszeichnung des in Florenz und München thätigen Meifters
Friedrich Sißris oder Süßer von Amfterdam, der als fein Sohn angefehen Frdr. Suftris
werden mufs.3)
Lambert Lombard war jedenfalls der bedeutendfte der drei. Unter feinen Lombard’s
Schülern find, von Lampfonius (oben S. 59) abgefehen, der als Künftler nicht Lampfbnius
viel mehr als Dilettant war, zunächft W. Key und H. Goltz zu nennen. Von
W. Key von Breda4), der 1542 Meifter der Antwerpner Gilde wurde und 1568 w. Key.
ftarb, haben fich nur äufserft wenig Bilder erhalten; doch find zwei bezeichnete
1) Ein unkritifches Verzeichnifs bei Helbig a. a. 0. p. 131 —138. L. Scheibler hält, theilweife
im Anfchlufs an Waagens Beftimmungen und ausgehend von der Madonna in der Berliner Galerie,
aufser diefer nicht nur z. B. die Pietas der Londoner Nationalgalerie, die Anbetung der Hirten in der
kaiferlichen Galerie zu Wien, die Pietas des Oldenburger Mufeums, die Madonna der Brügger Akademie,
das Paffahmahl im Lütticher Mufeum für Werke Lombards, fondern fügt auch die unter Floris Namen
gehende heilige Familie der kaiferlichen Galerie zu Wien, die »unbekannte« Madonna des Brüffeler
Mufeums (No. 82) und eine kleinere Madonna im Vorrath des Berliner Mufeums hinzu. Allerdings
zeigen alle diefe Bilder und einige andere diefelbe italifirende Hand, deren Palette einen Anfchlufs an
Andrea del Sarto verräth; und da die Ueberlieferung verfchiedener Orte in Bezug auf diefe mit einander
übereinftimmenden Bilder auf Lombard zurückweift, fo ift es in der That nicht unwahrfcheinlich dafs
diefer wirklich ihr Urheber ift.
2) Vafari s mit Unrecht angefochtene Unterfcheidung zwifchen Lamberto d’Amfterdam, Lamberto
Suave da Liege und Lamberto Lombardo da Liege (Ed. Milanefi VII. p. 586 und 588) wird durch
die Signaturen der drei Meifter beftätigt. In den Künftlerlexica, felbft bei Kramm, herrfcht über diefe
Meifter und ihre Scheidung noch ziemliche Rathlofigkeit.
3) Vafari (a. a. O. VII. p. 614 nennt ihn Federigo di Lamberto d’Amfterdam; und von ihm
felbft wird (ebenda p. 590, Anm.) die Unterfchrift Federigo Sustris di Lamberto d’Amfterdam
überliefert.
4) K. v. Mander a. a. O. I. p. 181 —184; — F. J. v. d. Branden, a. a. O. p. 267 270.
infchriftlich beglaubigt ift auch keins der Gemälde, die ihm noch an öffentlichen
Orten und im Privatbefitze feiner Vaterftadt zugefchrieben werden, gefchweige
dann eins der Bilder, die in den anderen Galerien Europas (in London, Berlin,
München, Wien, Petersburg, Oldenburg, Brügge) feinen Namen tragen1)- Soweit
wir feinen Stil beurtheilen können, erfcheint er uns als ein tüchtiger Kenner Sein Stil,
der perfpektivifchen und architektonifchen Gefetze und als ein fefter und feiner
Zeichner, der trotz feines ausgefprochenen Italismus fein nordifches Formen-
gefühl nicht völlig preisgegeben hat.
Sein Schwager Lambert Suavius, mit dem er früher manchmal verwechfelt ^mbert
wurde, ift nur als Kupferftecher bekannt. Theils flach er Compofitionen Lom-
bards, theils eigene Erfindungen, unter denen die Folge, welche Chriftus und
die zwölf Apoftel darftellt (datirt von 1545 —1548), fich durch individuelle
Formengebung, intereffante Anordnung und feine Technik auszeichnet.
Ein dritter Meifter desfelben Taufnamens war Lambert von Amßerdamß^ds^^^
den Vafari nennt2), wie er fich auf einer befonders landfchaftlich bedeutenden
»Taufe Chrifti« im Mufeum zu Caen bezeichnet hat. Hier, wie in feinen Dar-
ftellungen Chrifti als Gärtner und der Judith im Mufeum zu Lille, denen ein
Bild im Louvre fich anreiht, erfcheint er deutlich von der venezianifchen Schule
beeinflufst; und in der That berichtet Vafari, dafs er fich längere Zeit in
Venedig aufgehalten habe. Das Bild in Caen mufs ein Jugendwerk des Meifters
fein. Der Familienname Suftris, der ihm beigelegt wird, erfcheint beglaubigt
durch die Namenszeichnung des in Florenz und München thätigen Meifters
Friedrich Sißris oder Süßer von Amfterdam, der als fein Sohn angefehen Frdr. Suftris
werden mufs.3)
Lambert Lombard war jedenfalls der bedeutendfte der drei. Unter feinen Lombard’s
Schülern find, von Lampfonius (oben S. 59) abgefehen, der als Künftler nicht Lampfbnius
viel mehr als Dilettant war, zunächft W. Key und H. Goltz zu nennen. Von
W. Key von Breda4), der 1542 Meifter der Antwerpner Gilde wurde und 1568 w. Key.
ftarb, haben fich nur äufserft wenig Bilder erhalten; doch find zwei bezeichnete
1) Ein unkritifches Verzeichnifs bei Helbig a. a. 0. p. 131 —138. L. Scheibler hält, theilweife
im Anfchlufs an Waagens Beftimmungen und ausgehend von der Madonna in der Berliner Galerie,
aufser diefer nicht nur z. B. die Pietas der Londoner Nationalgalerie, die Anbetung der Hirten in der
kaiferlichen Galerie zu Wien, die Pietas des Oldenburger Mufeums, die Madonna der Brügger Akademie,
das Paffahmahl im Lütticher Mufeum für Werke Lombards, fondern fügt auch die unter Floris Namen
gehende heilige Familie der kaiferlichen Galerie zu Wien, die »unbekannte« Madonna des Brüffeler
Mufeums (No. 82) und eine kleinere Madonna im Vorrath des Berliner Mufeums hinzu. Allerdings
zeigen alle diefe Bilder und einige andere diefelbe italifirende Hand, deren Palette einen Anfchlufs an
Andrea del Sarto verräth; und da die Ueberlieferung verfchiedener Orte in Bezug auf diefe mit einander
übereinftimmenden Bilder auf Lombard zurückweift, fo ift es in der That nicht unwahrfcheinlich dafs
diefer wirklich ihr Urheber ift.
2) Vafari s mit Unrecht angefochtene Unterfcheidung zwifchen Lamberto d’Amfterdam, Lamberto
Suave da Liege und Lamberto Lombardo da Liege (Ed. Milanefi VII. p. 586 und 588) wird durch
die Signaturen der drei Meifter beftätigt. In den Künftlerlexica, felbft bei Kramm, herrfcht über diefe
Meifter und ihre Scheidung noch ziemliche Rathlofigkeit.
3) Vafari (a. a. O. VII. p. 614 nennt ihn Federigo di Lamberto d’Amfterdam; und von ihm
felbft wird (ebenda p. 590, Anm.) die Unterfchrift Federigo Sustris di Lamberto d’Amfterdam
überliefert.
4) K. v. Mander a. a. O. I. p. 181 —184; — F. J. v. d. Branden, a. a. O. p. 267 270.