Die niederländifche Malerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 79
Teilungen der Liebesfcenen des Vulcan und des Hercules wirken in ihrer
delicaten Behandlung wie Vorflufen des Adriaen v. d. Werff. Sein Selbftporträt
im grauen Rocke ift fogar vorzüglich zu nennen. Von feiner fchwächften Seite
aber zeigt er fich uns in der grofsen allegorifchen Darftellung des Triumphes
der Weisheit über die Unwiffenheit.
Nachdem wir fomit im Anfchlufs an Floris. den Enkelfchüler Mabufe’s, D>e Schi,ller
Scorel s.
die bemerkenswertheften Antwerpner Hiftorienmaler kennen gelernt haben,
wenden wir uns den Meiftern zu, die fich im Anfchlufs an den erften der
holländifchen Italienfahrer, an Scorel (oben Bd. II, S. 536), entwickelt haben.
Ein Hauptfchüler Scorel’s war Marten van Heemskerck *). Er war 1498 in dem ^temskeJk"
Orte, nach dem er fich nannte, geboren, unternahm nach beendeter Lehrzeit
eine Reife nach Rom, wo er befonders Michelangelo ftudirte, kehrte 15 37 nach sein Leben.
Haarlem zurück und ftarb hier 1574. In feinen früheren Werken macht fich Sein Stil,
bei aller ihrer Gefpreiztheit doch manchmal noch ein warmbelebendes, ein-
heimifches Grundgefühl geltend, und die phantaflifch orientaliflrenden Kopf-
bedeckungen geben den Gehalten feiner gefchickt erfundenen geifllichen und
weltlichen Compofitionen ein malerifches Anfehn. Später wurde feine kalt-
plaftifche Modellirung mit braunen Schatten immer unangenehmer; aber in feinen
Gewändern bewahrt er fich auch dann noch in der Regel eine frifche Farben-
freudigkeit, die ihn uns trotz feiner augenfcheinlichen Manierirtheit nicht uninter-
effant erfcheinen läfst. Erft zuletzt wird er ebenfo langweilig in der Farbe, Seine Bilder
wie in den Formen. »Der dornengekrönte Chriftus« im Mufeum zu Gent und in Gent,
die farbenkräftige Darftellung des Evangeliften Lucas, welcher die heilige Jung-
frau malt, im Haarlemer Mufeum, tragen die Jahreszahl I531 2- Die lebendige in Haarlem,
Schilderung des Calvarienberges von 1543 im Genter Mufeum und die immer in Gent,
noch mit niederländifchen Typen ausgeftatteten Altarflügel mit der Anbetung
der Hirten und der Anbetung der Könige (von 1546) im Haager Mufeum, im Haag,
vergegenwärtigen uns, wie fein Stil lieh zwifchen 1540 und 155° geftaltete.
Aus den fünfziger Jahren flammen die mit braunen Schatten fehr energifch
modellirte, in ihren Typen ganz auf italifchem Boden flehende, wie auch in der
That nach Raphaels Madonna di Loreto copirte heilige Familie von 1551, die in Haarlem,
grau in grau, abflchtlich in michelangelesker Formenfprache gemalte Darftellung
der Gefchichte der ehernen Schlange von demfelben Jahre und das Eccehomo-
triptychon des Haarlemer Mufeums, fowie die beiden Triptychen von 1557 und
1559 im Delfter Rathhaus; aus den Jahren 1559 und 1560 flammt ein Altar-in Delft,
werk des Brüffeler Mufeums; von 1561 ift das Gaftmahl im Haufe des Phari-in Brüffei,
fäers bei Herrn Conful Ed. F. Weber in Hamburg datirt, ein für diefe Zeit in Hamburg,
des Meifters ungewöhnlich farbiges Werk, von demfelben Jahre die allegorifch-
mythologifche Scene »Momus tadelt die Werke der Götter« im Berliner Mufeum. in Berlin,
Ganz der Spätzeit des Meifters gehören das Feftmahl des Belfazar von 1568
im Haarlemer Mufeum und die Altarflügel von 15 7° bei Herrn Conful Weber in Haarlem,
in Hamburg an. Neuerdings werden ihm in verfchiedenen Sammlungen auch in Hamburg,
1) Sein voller Name war: Maerten Jacobsz. van Heemskerk. Sein Vater war Jacob ’Willemsz.
van Veen. Demnach wird er felbft auch hie und da »van Veen« genannt. Vgl. Willigen, Les artistes
de Hartem, p. 42 u. 157.
Teilungen der Liebesfcenen des Vulcan und des Hercules wirken in ihrer
delicaten Behandlung wie Vorflufen des Adriaen v. d. Werff. Sein Selbftporträt
im grauen Rocke ift fogar vorzüglich zu nennen. Von feiner fchwächften Seite
aber zeigt er fich uns in der grofsen allegorifchen Darftellung des Triumphes
der Weisheit über die Unwiffenheit.
Nachdem wir fomit im Anfchlufs an Floris. den Enkelfchüler Mabufe’s, D>e Schi,ller
Scorel s.
die bemerkenswertheften Antwerpner Hiftorienmaler kennen gelernt haben,
wenden wir uns den Meiftern zu, die fich im Anfchlufs an den erften der
holländifchen Italienfahrer, an Scorel (oben Bd. II, S. 536), entwickelt haben.
Ein Hauptfchüler Scorel’s war Marten van Heemskerck *). Er war 1498 in dem ^temskeJk"
Orte, nach dem er fich nannte, geboren, unternahm nach beendeter Lehrzeit
eine Reife nach Rom, wo er befonders Michelangelo ftudirte, kehrte 15 37 nach sein Leben.
Haarlem zurück und ftarb hier 1574. In feinen früheren Werken macht fich Sein Stil,
bei aller ihrer Gefpreiztheit doch manchmal noch ein warmbelebendes, ein-
heimifches Grundgefühl geltend, und die phantaflifch orientaliflrenden Kopf-
bedeckungen geben den Gehalten feiner gefchickt erfundenen geifllichen und
weltlichen Compofitionen ein malerifches Anfehn. Später wurde feine kalt-
plaftifche Modellirung mit braunen Schatten immer unangenehmer; aber in feinen
Gewändern bewahrt er fich auch dann noch in der Regel eine frifche Farben-
freudigkeit, die ihn uns trotz feiner augenfcheinlichen Manierirtheit nicht uninter-
effant erfcheinen läfst. Erft zuletzt wird er ebenfo langweilig in der Farbe, Seine Bilder
wie in den Formen. »Der dornengekrönte Chriftus« im Mufeum zu Gent und in Gent,
die farbenkräftige Darftellung des Evangeliften Lucas, welcher die heilige Jung-
frau malt, im Haarlemer Mufeum, tragen die Jahreszahl I531 2- Die lebendige in Haarlem,
Schilderung des Calvarienberges von 1543 im Genter Mufeum und die immer in Gent,
noch mit niederländifchen Typen ausgeftatteten Altarflügel mit der Anbetung
der Hirten und der Anbetung der Könige (von 1546) im Haager Mufeum, im Haag,
vergegenwärtigen uns, wie fein Stil lieh zwifchen 1540 und 155° geftaltete.
Aus den fünfziger Jahren flammen die mit braunen Schatten fehr energifch
modellirte, in ihren Typen ganz auf italifchem Boden flehende, wie auch in der
That nach Raphaels Madonna di Loreto copirte heilige Familie von 1551, die in Haarlem,
grau in grau, abflchtlich in michelangelesker Formenfprache gemalte Darftellung
der Gefchichte der ehernen Schlange von demfelben Jahre und das Eccehomo-
triptychon des Haarlemer Mufeums, fowie die beiden Triptychen von 1557 und
1559 im Delfter Rathhaus; aus den Jahren 1559 und 1560 flammt ein Altar-in Delft,
werk des Brüffeler Mufeums; von 1561 ift das Gaftmahl im Haufe des Phari-in Brüffei,
fäers bei Herrn Conful Ed. F. Weber in Hamburg datirt, ein für diefe Zeit in Hamburg,
des Meifters ungewöhnlich farbiges Werk, von demfelben Jahre die allegorifch-
mythologifche Scene »Momus tadelt die Werke der Götter« im Berliner Mufeum. in Berlin,
Ganz der Spätzeit des Meifters gehören das Feftmahl des Belfazar von 1568
im Haarlemer Mufeum und die Altarflügel von 15 7° bei Herrn Conful Weber in Haarlem,
in Hamburg an. Neuerdings werden ihm in verfchiedenen Sammlungen auch in Hamburg,
1) Sein voller Name war: Maerten Jacobsz. van Heemskerk. Sein Vater war Jacob ’Willemsz.
van Veen. Demnach wird er felbft auch hie und da »van Veen« genannt. Vgl. Willigen, Les artistes
de Hartem, p. 42 u. 157.