Die niederländifche Malerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 8 3
Gleichzeitig mit ihm liefs fich Karel van Mander (1548—1606) in Haarlem «-arei
ö van Mander
nieder, ein Vlaame von Geburt, aber Holländer aus Wahl, der, nachdem er
feine berühmte Künftlerbiographie (oben S. 57, Anm. 1) in Haarlem vollendet,
1604 nach Amfterdam zog, wo ihm nur noch zwei Jahre zu leben befchieden
war. Von feinen manieriftifchen Bildern läfst fich heute wenig mehr fagen.
Doch giebt es zahlreiche nach feinen Erfindungen von den genannten und
anderen graphifchen Künftlern geftochene Blätter. Hier durfte er zunächft wegen
feiner Bedeutung als Kunftfchriftfteller nicht übergangen werden.
An diefe Meifter fchliefst Joachim Uitewaal fich an, der 1566 in Utrecht J°^hhn
geboren war, nach Vollendung feiner Lehrzeit Südeuropa bereifte, fich dann in
feiner Vaterftadt niederliefs, wo er 1592 Mitglied der Sattlergilde wurde, 1611
aber mit in die endlich conftituirte Malergilde übertrat1) und 1638 ftarb 2). Seine Bilder
Zwei Bilder des Meifters in grofsem Mafsftabe, welche das Utrechter Mufeum Utrecht,
bewahrt3), find weniger charakteriftifch für ihn, als die mit miniaturartiger
Feinheit ausgeführten Gemälde feiner Hand, wie »der Parnafs« von 1596 in der Dresden,
Dresdner Galerie, das »Göttermahl« von 1602 im Braunfchweiger Mufeum und Brauv
. . . ichweig,
»Mars und Venus« (etwa von 1604) im Haager Mufeum. Hier erfcheint die dem Haag,
abfichtlich italifirende Formenfprache durch den kleinen Mafsftab und die forg-
fältige Behandlung in liebenswürdige Anmuth hinübergeleitet. Die Darftellung
der Hochzeit des Peleus und der Thetis in der Münchener Pinakothek athmet München,
noch denfelben Geift. Manierirter michelangelesk dagegen erfcheint er in der
»Anbetung der Hirten« von 1607 und dem »Dianabad« von demfelben Jahre Wien,
in der Wiener Galerie, fowie in der Madonna von 1608 in der Gothaer Gotha,
und der Predigt Johannes des Täufers von 1618 in der Kopenhagner Ge- Kopen-
mäldefammlung.
Seinen ein Jahr älteren Utrechter Landsmann A. Bloemaert können wir, a.Bloemaert.
weil er bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus lebte, feinen Stil dem-
entfprechend' abwandelte und das Haupt der eigentlichen Utrechter Schule des
neuen Jahrhunderts wurde, erft fpäter im Zufammenhang mit diefer befprechen.
Von Holland nach Belgien zurück bringt uns Jan Comelisz. Vermeyen, der Andere Brüf-
i 500 zu Beverwijck bei Haarlem geboren war, in den Dienfl Kaifer Karls V. trat, J- c. ver-
meyen.
diesen auf feinen Kriegszügen begleitete, fich aber fchliefslich in Brüffel niederliefs, Sein Leben,
wo er 1559 ftarb. Er war feiner Zeit ein hochangefehener Kirchen-, Porträt- und
Landfchafts-Maler. Doch hat ein unglücklicher Stern über feinen Werken ge- Seine Werke
waltet; fie find faft alle zu Grunde gegangen. Im Palafle Manfi zu Lucca in Lucca,
befinden fich allerdings die Darftellungen der Schlacht bei Pavia (1525), der
Einnahme Roms (1527) und der Belagerung von Tunis (1 535 4), im Schlöffe zu jn Coburg,
Coburg einige ähnliche Bilder feiner Hand. Diefe fcheinen jedoch nur als Vor-
lagen für die Teppichwirkerei gedacht oder aus folchen entftanden zu fein. In
anderen ähnlichen Vorlagen (Patronen) die fich unzugänglich im Befitze der kaifer-
lichen Galerie zu Wien befinden, fchilclert er in zwölf Darftellungen Karls V. in Wien,
1) 5. Muller-. Schilders-Vereenigingen te Utrecht (Utrecht 1880), p. 14, 19. 26.
2) Nach 5. Muller a. a. O., p. 125.
3) Man fehe Riegel a. a. O., S. 171.
4) Nach A. J. Wauters, La peinture flamande (Paris 1883) p. 138. Vgl. auch noch H. Hymans
im Bulletin des Commiffions royales etc., Bruxelles 1883 p. 229—232.
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Gleichzeitig mit ihm liefs fich Karel van Mander (1548—1606) in Haarlem «-arei
ö van Mander
nieder, ein Vlaame von Geburt, aber Holländer aus Wahl, der, nachdem er
feine berühmte Künftlerbiographie (oben S. 57, Anm. 1) in Haarlem vollendet,
1604 nach Amfterdam zog, wo ihm nur noch zwei Jahre zu leben befchieden
war. Von feinen manieriftifchen Bildern läfst fich heute wenig mehr fagen.
Doch giebt es zahlreiche nach feinen Erfindungen von den genannten und
anderen graphifchen Künftlern geftochene Blätter. Hier durfte er zunächft wegen
feiner Bedeutung als Kunftfchriftfteller nicht übergangen werden.
An diefe Meifter fchliefst Joachim Uitewaal fich an, der 1566 in Utrecht J°^hhn
geboren war, nach Vollendung feiner Lehrzeit Südeuropa bereifte, fich dann in
feiner Vaterftadt niederliefs, wo er 1592 Mitglied der Sattlergilde wurde, 1611
aber mit in die endlich conftituirte Malergilde übertrat1) und 1638 ftarb 2). Seine Bilder
Zwei Bilder des Meifters in grofsem Mafsftabe, welche das Utrechter Mufeum Utrecht,
bewahrt3), find weniger charakteriftifch für ihn, als die mit miniaturartiger
Feinheit ausgeführten Gemälde feiner Hand, wie »der Parnafs« von 1596 in der Dresden,
Dresdner Galerie, das »Göttermahl« von 1602 im Braunfchweiger Mufeum und Brauv
. . . ichweig,
»Mars und Venus« (etwa von 1604) im Haager Mufeum. Hier erfcheint die dem Haag,
abfichtlich italifirende Formenfprache durch den kleinen Mafsftab und die forg-
fältige Behandlung in liebenswürdige Anmuth hinübergeleitet. Die Darftellung
der Hochzeit des Peleus und der Thetis in der Münchener Pinakothek athmet München,
noch denfelben Geift. Manierirter michelangelesk dagegen erfcheint er in der
»Anbetung der Hirten« von 1607 und dem »Dianabad« von demfelben Jahre Wien,
in der Wiener Galerie, fowie in der Madonna von 1608 in der Gothaer Gotha,
und der Predigt Johannes des Täufers von 1618 in der Kopenhagner Ge- Kopen-
mäldefammlung.
Seinen ein Jahr älteren Utrechter Landsmann A. Bloemaert können wir, a.Bloemaert.
weil er bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus lebte, feinen Stil dem-
entfprechend' abwandelte und das Haupt der eigentlichen Utrechter Schule des
neuen Jahrhunderts wurde, erft fpäter im Zufammenhang mit diefer befprechen.
Von Holland nach Belgien zurück bringt uns Jan Comelisz. Vermeyen, der Andere Brüf-
i 500 zu Beverwijck bei Haarlem geboren war, in den Dienfl Kaifer Karls V. trat, J- c. ver-
meyen.
diesen auf feinen Kriegszügen begleitete, fich aber fchliefslich in Brüffel niederliefs, Sein Leben,
wo er 1559 ftarb. Er war feiner Zeit ein hochangefehener Kirchen-, Porträt- und
Landfchafts-Maler. Doch hat ein unglücklicher Stern über feinen Werken ge- Seine Werke
waltet; fie find faft alle zu Grunde gegangen. Im Palafle Manfi zu Lucca in Lucca,
befinden fich allerdings die Darftellungen der Schlacht bei Pavia (1525), der
Einnahme Roms (1527) und der Belagerung von Tunis (1 535 4), im Schlöffe zu jn Coburg,
Coburg einige ähnliche Bilder feiner Hand. Diefe fcheinen jedoch nur als Vor-
lagen für die Teppichwirkerei gedacht oder aus folchen entftanden zu fein. In
anderen ähnlichen Vorlagen (Patronen) die fich unzugänglich im Befitze der kaifer-
lichen Galerie zu Wien befinden, fchilclert er in zwölf Darftellungen Karls V. in Wien,
1) 5. Muller-. Schilders-Vereenigingen te Utrecht (Utrecht 1880), p. 14, 19. 26.
2) Nach 5. Muller a. a. O., p. 125.
3) Man fehe Riegel a. a. O., S. 171.
4) Nach A. J. Wauters, La peinture flamande (Paris 1883) p. 138. Vgl. auch noch H. Hymans
im Bulletin des Commiffions royales etc., Bruxelles 1883 p. 229—232.
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