Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. A. Die Carracci. 131
folgte die grofse »Santa Converfazione« der Dresdner Galerie, welche den
vollen Namen des Meifters und die Jahreszahl 1578 (nicht 1579) trägt. Die
von Engeln umfpielte Madonna thront hier über dem Evangeliften Matthäus,
dem Täufer Johannes und dem heiligen Franciscus. Die Engel find ganz
corregesk, befonders der halbwüchfige, der vorn an den Thronftufen fitzt. Die
übrigen Gewalten erinnern an andere Vorbilder, fo dafs gerade hier der
Eklekticismus noch etwas äufserlich aufgefafst erfcheint; aber die lebendige
Art, in welcher die fchönen Heiligen zu der Madonna und dem Chriftkinde
in Beziehung gefetzt find, und der Glanz der Verklärung, der auf ihren ener-
gifch modellirten Köpfen ruht, laffen doch auch in diefem Bilde den gewaltigen
Fortfehritt erkennen, den die Carracci über den manierirten Durchfchnittsfi.il
ihrer Zeit hinaus gemacht hatten. Einen verwandten Eindruck machen die
Himmelfahrt Mariae und die Santa Converfazione mit dem Evangeliften Bilder in der
Johannes und der hl. Katharina in der Pinakothek zu Bologna. Befonders die zu Bologna,
letztere liefs alle Anklagen gegen Annibale verftummen.
Einen weiteren Fortfehritt bezeichneten die drei grofsen Altarblätter aus Weitere
der erften Hälfte der neunziger Jahre, in denen Annibale, durch immer ein-
gehendere Naturftudien geläutert, fich felbft gefunden und die Anklänge an die
früheren Meifter in eine neue, kräftige Harmonie hinübergeleitet hat: die mit DTieBilder'im
feinem Namen und der Jahreszahl 1592 bezeichnete, zu den Schätzen des Louvre Ba™ und in
J . derDresdner
gehörende Darftellung der Madonna, welche dem knieenden hl. Lucas und der Galerie,
hl. Katharina erfcheint, die »Auferftehung des Heilandes« in derfelben Sammlung
mit des Meifters Namen und der Jahreszahl 1593, und das grofse, mächtige
Breitbild der Dresdner Galerie (Fig. 453), welches den hl. Rochus darftellt, wie
er Armen und Kranken Almofen fpendet, ein Bild, welches das gröfste Auffehen
erregte, in alten Lebensbefchreibungen der Carracci als das eigentliche Haupt-
altarbild Annibales erfcheint und durch Nachbildungen eine rafche Verbreitung
erlangte. Die nächfte Stufe der Entwickelung des Meifters bezeichneten feine Die Fresken
Fresken im Palazzo Farnefe zu Rom. Ihnen parallel gehen aber auch einige n^fe^uR^m)
religiöfe Bilder, die der Zeit feines Aufenthaltes in der ewigen Stadt angehören.
Von ihnen feien feine dritte Himmelfahrt Mariae in der Assuntacapelle der Kirche Andere
Maria del Popolo in Rom und die »Madonna mit dem anbetenden hl. Gre- Werke,
gorius« hervorgehoben, welche, aus der Kirche S. Gregorio Magno geftohlen,
fich gegenwärtig in der Bridgewater-Gallery zu London befindet, Bilder, die
bei aller ihrer unverkennbaren Carracci’fchen Eigenheit doch immer noch
deutlich zeigen, dafs Correggio das A und das 0 der Studien Annibales war.
Von den grofsen Altarbildern müffen wir unferen Blick zunächft Klei!?ere
. . rehgiöfeDar-
auf die kleineren religiöfen Darftellungen des Meifters werfen. Von feinen ftellnngen,
heiligen Familien find noch diejenige mit dem Johannesknaben, der dem
Chriftkind eine Schwalbe reicht, in der Dresdner Galerie, das Idyll der Peters- in Dresden,
burger Eremitage mit dem lefenden Jofeph und dem früchtefpendenden kleinenbürg!”"
Johannes, dann die Maria mit dem fchlafenden Chriftkinde (»le Silence du
Carrache«) und die »Vierge aux Cersises« im Louvre zu Paris, fowie ein ähn- in Paris,
liches Bild der Berliner Galerie, bemerkenswerth, von feinen biblifchen Scenen die in Berlin,
Johannesbilder in London und Paris, die beiden auch landfchaftlich hervorragen- in Paril°n’
den Gemälde in der kaif. Galerie zu Wien und in der Brera zu Mailand, welche in Mailand,
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folgte die grofse »Santa Converfazione« der Dresdner Galerie, welche den
vollen Namen des Meifters und die Jahreszahl 1578 (nicht 1579) trägt. Die
von Engeln umfpielte Madonna thront hier über dem Evangeliften Matthäus,
dem Täufer Johannes und dem heiligen Franciscus. Die Engel find ganz
corregesk, befonders der halbwüchfige, der vorn an den Thronftufen fitzt. Die
übrigen Gewalten erinnern an andere Vorbilder, fo dafs gerade hier der
Eklekticismus noch etwas äufserlich aufgefafst erfcheint; aber die lebendige
Art, in welcher die fchönen Heiligen zu der Madonna und dem Chriftkinde
in Beziehung gefetzt find, und der Glanz der Verklärung, der auf ihren ener-
gifch modellirten Köpfen ruht, laffen doch auch in diefem Bilde den gewaltigen
Fortfehritt erkennen, den die Carracci über den manierirten Durchfchnittsfi.il
ihrer Zeit hinaus gemacht hatten. Einen verwandten Eindruck machen die
Himmelfahrt Mariae und die Santa Converfazione mit dem Evangeliften Bilder in der
Johannes und der hl. Katharina in der Pinakothek zu Bologna. Befonders die zu Bologna,
letztere liefs alle Anklagen gegen Annibale verftummen.
Einen weiteren Fortfehritt bezeichneten die drei grofsen Altarblätter aus Weitere
der erften Hälfte der neunziger Jahre, in denen Annibale, durch immer ein-
gehendere Naturftudien geläutert, fich felbft gefunden und die Anklänge an die
früheren Meifter in eine neue, kräftige Harmonie hinübergeleitet hat: die mit DTieBilder'im
feinem Namen und der Jahreszahl 1592 bezeichnete, zu den Schätzen des Louvre Ba™ und in
J . derDresdner
gehörende Darftellung der Madonna, welche dem knieenden hl. Lucas und der Galerie,
hl. Katharina erfcheint, die »Auferftehung des Heilandes« in derfelben Sammlung
mit des Meifters Namen und der Jahreszahl 1593, und das grofse, mächtige
Breitbild der Dresdner Galerie (Fig. 453), welches den hl. Rochus darftellt, wie
er Armen und Kranken Almofen fpendet, ein Bild, welches das gröfste Auffehen
erregte, in alten Lebensbefchreibungen der Carracci als das eigentliche Haupt-
altarbild Annibales erfcheint und durch Nachbildungen eine rafche Verbreitung
erlangte. Die nächfte Stufe der Entwickelung des Meifters bezeichneten feine Die Fresken
Fresken im Palazzo Farnefe zu Rom. Ihnen parallel gehen aber auch einige n^fe^uR^m)
religiöfe Bilder, die der Zeit feines Aufenthaltes in der ewigen Stadt angehören.
Von ihnen feien feine dritte Himmelfahrt Mariae in der Assuntacapelle der Kirche Andere
Maria del Popolo in Rom und die »Madonna mit dem anbetenden hl. Gre- Werke,
gorius« hervorgehoben, welche, aus der Kirche S. Gregorio Magno geftohlen,
fich gegenwärtig in der Bridgewater-Gallery zu London befindet, Bilder, die
bei aller ihrer unverkennbaren Carracci’fchen Eigenheit doch immer noch
deutlich zeigen, dafs Correggio das A und das 0 der Studien Annibales war.
Von den grofsen Altarbildern müffen wir unferen Blick zunächft Klei!?ere
. . rehgiöfeDar-
auf die kleineren religiöfen Darftellungen des Meifters werfen. Von feinen ftellnngen,
heiligen Familien find noch diejenige mit dem Johannesknaben, der dem
Chriftkind eine Schwalbe reicht, in der Dresdner Galerie, das Idyll der Peters- in Dresden,
burger Eremitage mit dem lefenden Jofeph und dem früchtefpendenden kleinenbürg!”"
Johannes, dann die Maria mit dem fchlafenden Chriftkinde (»le Silence du
Carrache«) und die »Vierge aux Cersises« im Louvre zu Paris, fowie ein ähn- in Paris,
liches Bild der Berliner Galerie, bemerkenswerth, von feinen biblifchen Scenen die in Berlin,
Johannesbilder in London und Paris, die beiden auch landfchaftlich hervorragen- in Paril°n’
den Gemälde in der kaif. Galerie zu Wien und in der Brera zu Mailand, welche in Mailand,
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