Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. A. Die Carracci. 135
zu ftudiren; die fchönfte der Madrider Galerie (No. 93), welche von aller Seine Land-
. fchaften in
hiftorifchen Staffage abfieht, bin ich freilich ihrer ruhigeren, feineren, zu dem Madrid,
erwähnten Bilde im Pal. Pitti zu Florenz ftimmenden Haltung wegen eher
geneigt, Agoftino zuzufchreiben; und in der Petersburger Eremitage ift die ins-P|ters’
grofse Landfchaft mit dem Wafferfall, welche nur mit Fifchervolk ftaffirt ift,
fo nachgedunkelt und fo dunkel gehängt, dafs fich nicht fagen läfst, ob fie
echt ift, während einige der biblifchen Darftellungen diefer Sammlung (z. B. die
»Ruhe auf der Flucht«) in ihren Hintergründen den Landfchaftsftil der
Carracci in deutlicher Ausprägung zeigen. Aber die Berliner Galerie befitzt in Berlin,
in ihrer idyllifchen, mit einem muficirenden Liebespaare ausgeftatteten, übrigens
reich und gefchmackvoll angeordneten Landfchaft ein gutes Beifpiel der
Leiftungen Annibales auf diefem Gebiete; die Londoner National-Galerie be - in London,
wahrt zwei grofse Landfchaften feiner Hand, von denen wenigftens die eine,
welche ein Thal im Waldgebirge darftellt, urfprünglich von hellgoldfonniger
Leuchtkraft gewefen fein mufs und für den Meifter ungewöhnlich liebevoll
durchcomponirt ift; und die Parifer Louvrefammlung befitzt nicht nur eine in Paris.
Reihe biblifcher und mythologifcher Darftellungen des Meifters mit ausgeführten
landfchaftlichen Gründen, fondern auch einige reine Landfchaften feiner Hand,
unter denen die grofsen Bilder mit der Jagd- und mit der Fifchereiftaffage
durch ihre verftandene und empfundene Ausführung bei flüchtiger, fkizzen-
hafter Breite der Pinfeiführung, die kleinere Landfchaft mit dem Concert in
dem Luftboote durch ihre lebendige Schönheit, fefte Durchführung und tiefe
Färbung hervorragen.
Endlich betheiligte auch Annibale fich an der Weiterentwickelung des Annibale
Kupferftiches; und zwar vervielfältigte er faft nur eigene Erfindungen. In ^ftecher!1’
feiner Jugend ahmte er die Grabftichelarbeiten feines Bruders nach, wie der
»Chriftus am Kreuze« von 1581 (Bartfeh 5), die »Madonna mit der Schwalbe«
vom felben Jahre (B. 8) und der »hl. Michael« nach einem Gemälde Sabba-
tini’s (B. 12) von 1582 beweifen. Später bediente er fich der Radirnadel und als Radirer.
des Aetzwaffers und benutzte den Grabftichel nur nachträglich zur Vollendung,
wie in der »Sufanna« (B. 1), der hl. Familie von 1590 (B. 11) und dem herr-
lichen Blatte »Jupiter und Antiope« (B. No. 17) von 1592, oder er arbeitete
in einem feinfühligen Mifchverfahren, wie in feiner berühmten, unter dem
Namen »der Chriftus von Caprarola« bekannten »Pietas« (B. 4) von 1597 und
feiner erft von 1606 datirten »Madonna mit dem Napfe«, die ebenfalls zu
feinen fchönften und gefuchtelten Blättern gehört. Wir fehen alfo, dafs Anni-
bale den Stich oder die Radirung fein Leben lang nicht aus den Augen
verloren hat, und dafs er, wenn auch nicht fo zahlreiche, fo doch ebenfo fchöne
Blätter wie Agoftino hinterlaßen hat.
Nach der Vollendung der Galerie Farnefe verfiel Annibale, mitbeeinflufst Annibaie’s
durch die Kargheit des Lohnes (nur 500 Scudi), welche der Cardinal ihm für Ende'
die Riefenarbeit auszahlen liefs, in tiefe Schwermuth. Etwas rifs ihn der neue
Auftrag eines fpanifchen Grofsen heraus, für den Preis von 2000 Scudi eine
Kapelle der Kirche S. Giacomo degli Spagnuoli mit Frescogemälden zu
fchmticken; aber er fah fich durch fein Leiden gezwungen, die Ausführung
diefes Werkes, welches jetzt nicht mehr zugänglich ift, hauptfächlich feinem
zu ftudiren; die fchönfte der Madrider Galerie (No. 93), welche von aller Seine Land-
. fchaften in
hiftorifchen Staffage abfieht, bin ich freilich ihrer ruhigeren, feineren, zu dem Madrid,
erwähnten Bilde im Pal. Pitti zu Florenz ftimmenden Haltung wegen eher
geneigt, Agoftino zuzufchreiben; und in der Petersburger Eremitage ift die ins-P|ters’
grofse Landfchaft mit dem Wafferfall, welche nur mit Fifchervolk ftaffirt ift,
fo nachgedunkelt und fo dunkel gehängt, dafs fich nicht fagen läfst, ob fie
echt ift, während einige der biblifchen Darftellungen diefer Sammlung (z. B. die
»Ruhe auf der Flucht«) in ihren Hintergründen den Landfchaftsftil der
Carracci in deutlicher Ausprägung zeigen. Aber die Berliner Galerie befitzt in Berlin,
in ihrer idyllifchen, mit einem muficirenden Liebespaare ausgeftatteten, übrigens
reich und gefchmackvoll angeordneten Landfchaft ein gutes Beifpiel der
Leiftungen Annibales auf diefem Gebiete; die Londoner National-Galerie be - in London,
wahrt zwei grofse Landfchaften feiner Hand, von denen wenigftens die eine,
welche ein Thal im Waldgebirge darftellt, urfprünglich von hellgoldfonniger
Leuchtkraft gewefen fein mufs und für den Meifter ungewöhnlich liebevoll
durchcomponirt ift; und die Parifer Louvrefammlung befitzt nicht nur eine in Paris.
Reihe biblifcher und mythologifcher Darftellungen des Meifters mit ausgeführten
landfchaftlichen Gründen, fondern auch einige reine Landfchaften feiner Hand,
unter denen die grofsen Bilder mit der Jagd- und mit der Fifchereiftaffage
durch ihre verftandene und empfundene Ausführung bei flüchtiger, fkizzen-
hafter Breite der Pinfeiführung, die kleinere Landfchaft mit dem Concert in
dem Luftboote durch ihre lebendige Schönheit, fefte Durchführung und tiefe
Färbung hervorragen.
Endlich betheiligte auch Annibale fich an der Weiterentwickelung des Annibale
Kupferftiches; und zwar vervielfältigte er faft nur eigene Erfindungen. In ^ftecher!1’
feiner Jugend ahmte er die Grabftichelarbeiten feines Bruders nach, wie der
»Chriftus am Kreuze« von 1581 (Bartfeh 5), die »Madonna mit der Schwalbe«
vom felben Jahre (B. 8) und der »hl. Michael« nach einem Gemälde Sabba-
tini’s (B. 12) von 1582 beweifen. Später bediente er fich der Radirnadel und als Radirer.
des Aetzwaffers und benutzte den Grabftichel nur nachträglich zur Vollendung,
wie in der »Sufanna« (B. 1), der hl. Familie von 1590 (B. 11) und dem herr-
lichen Blatte »Jupiter und Antiope« (B. No. 17) von 1592, oder er arbeitete
in einem feinfühligen Mifchverfahren, wie in feiner berühmten, unter dem
Namen »der Chriftus von Caprarola« bekannten »Pietas« (B. 4) von 1597 und
feiner erft von 1606 datirten »Madonna mit dem Napfe«, die ebenfalls zu
feinen fchönften und gefuchtelten Blättern gehört. Wir fehen alfo, dafs Anni-
bale den Stich oder die Radirung fein Leben lang nicht aus den Augen
verloren hat, und dafs er, wenn auch nicht fo zahlreiche, fo doch ebenfo fchöne
Blätter wie Agoftino hinterlaßen hat.
Nach der Vollendung der Galerie Farnefe verfiel Annibale, mitbeeinflufst Annibaie’s
durch die Kargheit des Lohnes (nur 500 Scudi), welche der Cardinal ihm für Ende'
die Riefenarbeit auszahlen liefs, in tiefe Schwermuth. Etwas rifs ihn der neue
Auftrag eines fpanifchen Grofsen heraus, für den Preis von 2000 Scudi eine
Kapelle der Kirche S. Giacomo degli Spagnuoli mit Frescogemälden zu
fchmticken; aber er fah fich durch fein Leiden gezwungen, die Ausführung
diefes Werkes, welches jetzt nicht mehr zugänglich ift, hauptfächlich feinem