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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0149
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer, 137

Ludovico’s, der ihn mit offenen Armen aufnahm, in deffen Werkftatt ein.
Einige feiner frühften Jugendbilder ') — und er fing früh an, zu fchaffen —
zeigen neben den Einflüffen der Carracci noch deutliche Reffe der alten Manie-
riff enfchule, aus der er hervorgewachfen war: fo erkennt man in dem oberen
Theil der »Krönung Mariae« in der Pinakothek zu Bologna, welche der junge
Meifter für die Kirche S. Bernardo gemalt hatte, noch die Schule Calvaerts, Mariae zu
0 Bologna,
während in den vier Heiligengeftalten des Bildes, welche unten auf der Erde
gruppirt find, fchon die eklektifche Auffaffung der neuen Richtung zum Durch-
bruch kommt. Nachdem er Ludovico’s Werkftatt verlaffen und fich felbftändig Weitere Ent-
0 Wicklung,
eingerichtet hatte, trug er bald (1598) in der Bewerbung um die Ausführung
einiger, jetzt leider zerftörter Fresken im Palazzo pubblico zu Bologna X^pubbiiTo
über jenen Meifter felbft den Sieg davon: und die ebenfowenig erhaltenen im.
J 0 Pal. Zani.
Fresken, die er darauf im Palazzo Zani dafelbft ausführte, trugen feinen Ruf
in immer weitere Kreife. Dann müfste fchon das anziehende, ganz von Guidos
fpäter weiter entwickelter elegifcher Poefie durchhauchte weibliche Bruftbild Portrait der
des Palazzo Barberini in Rom folgen, wenn es, wie überliefert ift, die unglück- CenciimPai.
0 . Barberini
liehe, 1599 wegen der Theilnahme an der Ermordung ihres entmenfehten zu Rom.
Vaters in Rom hingerichtete Beatrice Cenci darftellt. Jedenfalls zeigt das
Bild Guidos Hand, jedenfalls fällt Guidos erfter römifcher Aufenthalt, von
deffen Früchten wir fonft wenig kennen, in jene Zeit1 2), und jedenfalls hat der
fchöne Typus mit dem fchwermüthigen Ausdruck ihn fo gefeffelt, dafs er neben
demjenigen der antiken Schmerzensmutter Niobe in feinen fpäteren Darftellungen
öfter wiederkehrt.

Nach Bologna heimgekehrt, arbeitete Guido 1604 wieder neben Ludovico in^Micheie
und deffen Schülern im Klofterhof von S. Michele in Bosco (oben S. I2/), lnBoi°oSanazu
und, nach, dem Stiche zu urtheilen, gehörte fein Bild, welches den hl. Benedict
darftellte, wie er die Gaben des Landvolks entgegennimmt, zu den beft-
componirten und formenedelften der ganzen Reihe. Die Antike, die er auf
feiner Reife ftudirt, hatte eine gröfsere Macht über ihn gewonnen, als über
irgend einen feiner Landsleute.
Schon im Sommer 1605 wieder in Rom, fand er hier jetzt eine angenhme
Stellung und reiche Thätigkeit innerhalb des Künftlerkreifes, deffen Sonne Papft
PaulV. aus der Familie Borghefe (1605—1621) war. In Rom hatte damals gerade Gu‘do unter
z- ■> r AT • 0 dem Einflufs
Michelangelo da Caravaggio, der grofse Naturalift, den wir fpäter kennen lernen Caravaggio’s.
werden, mit feiner kräftigen Formen- und Helldunkelfprache, feinen dunklen Schatten

und grellen Lichtern, grofse und nicht unverdiente Modeerfolge errungen. Guido
Reni wurde von feinen Gemälden fo gepackt, dafs er einige Werke in derfelben

Vatican zu
im
Mufeum zu
Berlin.

Art fchuf: fo die treffliche, energifche, von einigen Seiten unnöthig verketzerte Bilder im
»Kreuzigung Petri« in der vaticanifchen Galerie und fo die mächtige Darftelluno- Rom und h
-j—x. z- i\zr™rAiim <zi
der Bmfiedler raulus und Antonius m derWüfte im Berliner Mufeum. Bald mäfsigte

Guido fich jedoch wieder und fand fich felbft in feinem warmen, blühenden

Sein
felbftändiger

Jugendftile, wie er uns zunächft in einigen Frescobildern entgegentritt, die er
um diefe Zeit in Rom ausführte. Hierher gehört das berühmte Breitbild von ' jügendKL

1) Malvafia a. a. O. II. p. 7.
2) Vgl. H. JanitJchek a. a. O. S. 38—39.
 
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