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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0151
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer, 1 3g

tiefblau unter dem rothgoldenen Himmelslicht fichtbar find. Es ift leicht, auch
diefem Gemälde einige Schwächen in der Zeichnung nachzurechnen, und es ift
augenfällig, dafs fein Farbenreichthum keineswegs in allen Stücken einheitlich
verfchmolzen ift; aber es ift fchwer, im ganzen fiebzehnten Jahrhundert ein
zweites Werk nachzuweifen, welches in gleicher Weife reinen Linienadel und
feurige Farbenpoefie vereinigt. Auf diefe Arbeiten folgen Guido’s Schöpfungen
in der päpftlichen Hauscapelle des neuerbauten Quirinalpalaftes: im Kuppel-
gewölbe die Himmelfahrt der Jungfrau, in den Zwickeln und auf den Wand- Quirinai,
ftreifen je vier altteftamentarifche Gehalten, am Triumphbogen der ewige
Vater in der Engelglorie, in einigen der Lünetten häuslich-naiv, aber lebendig
erzählte Scenen aus dem Marienleben; den Papft entzückten diefe noch 1610
vollendeten Darftellungen fo, dafs er dem Meifter gleich darauf die Aus-
fchmückung feiner Grabcapelle in S. Maria maggiore mit Darftellungen aus
der Heiligengefchichte übertrug. Während Guido an diefen Fresken malte, zu Rom-
gerieth er in Streit mit dem päpftlichen Schatzmeifter, liefs die Arbeit im
Stich und floh nach Bologna, wurde aber mit den gröfsten Ehren zurück-
berufen und vollendete die angefangenen Gemälde bald darauf. Die Fresken
im Quirinai und in S. Maria maggiore gehören zu den freieften und gehalt-
vollften Werken feines Pinfels.

Der römilchen Ränke überdrüfflg, kehrte der Meifter nun aber (um 1612) s^“er
nach Bologna zurück, wo er theils fchon vor feiner Rückberufung nach Rom, Bol°sna-
theils in den nächften Jahren einige feiner mächtigften Altarblätter fchuf: Altarblätter
das Apoftelpaar Petrus und Paulus, jetzt in der Brera zu Mailand, die in der.Brera
I - n • r zu Mailand,
mafsvoll lebendige, in den Formen plaftifch durchgebildete und im fchönften
Goldton ftrahlende Darftellung des bethlehemitifchen Kindermordes, jetzt in
der Pinakothek zu Bologna, das ftreng architektonifch angeordnete zweitheilige in der
Gemälde derfelben Sammlung (Fig. 455), welches in feinem oberen, halb- zu Bologna,
rund gefchloffenen Theile eine »Pieta« von fchlichter, ergreifender Grofs-
artigkeit, in feinem unteren Theile die vortrefflich angeordnete, zu ihren
Füfsen von Engelknäblein umfpielte Gruppe der Schutzheiligen Bolognas dar-
ftellt, ferner, ebendafelbft, den ganz im pathetifchen Geifte des neuen Jahr-
hunderts gedachten Chriftus am Kreuze, von dem fleh eine fpätere, veränderte
Wiederholung in der Galerie zu Modena befindet, die grofsartige Himmelfahrt in der
Mariae in S. Ambrogio zu Genua, der eine Darftellung desfelben Gegenftandes Modena,
in der Pinakothek zu München fich anreiht, und die kräftig gefchloffene Gruppe brogio zu
der hl. Dreieinigkeit auf dem Hochaltäre der Kirche S. Trinitä de’ Pellegrini in der
zu Rom. Das grofsartigfte Freskobild diefer mit 1620 abfchliefsenden Epoche zu*München,
feines Lebens aber ift die Darftellung der Aufnahme des hl. Dominicus in 'de’PeiiegTinl
den Himmel, welches er in der Halbkuppel der Capelle diefes Heiligen in sein FreTko
S. Domenico zu Bologna malte. In dem unteren Theile diefes überaus farbig 111
wirkenden Gemäldes muficiren reizende, kaum erwachfene Engel; in feinem Bol°sna-
oberen Theile fährt der Heilige, mit deflen fchwarzem Mantel fich liebliche
Engelknäblein zu fchaffen machen, zwifchen dem Heiland und feiner Mutter
hindurch, der durch die Taube des heiligen Geiftes angedeuteten ewigen Herr-
lichkeit entgegen. Fernere
Nach 1620 folgten wieder einige Wanderjahre für Guido. In Ravenna "jähre*’
 
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