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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0158
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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

beträchtlichen Raum auf feinen Bildern ein; he pflegen reich und üppig im
Stile der Carracci angelegt, aber nicht eben fonderlich individuell durchgebildet
zu fein; und da berichtet wird, dafs Francesco fie wenigftens in feiner fpäteren
Zeit faft immer von Schülerhänden ausführen liefs, fo geftatten fie keineswegs
ohne weiteres Schlüffe auf feine eigene landfchaftliche Begabung. Zu den
berühmteren Bildern diefer Art, die Albanis eigentliche Specialität find, ge-
rne vier hören die vier Rundbilder der »vier Elemente«, höchft anmuthige, auf’s reichfte
mit Liebesgöttern oder Genien ausgeflattete allegorifch-mythologifche Dar-
ftellungen, die der Meifter zweimal gemalt hat. Die gröfseren Exemplare
in Turin, befitzt die Turiner Galerie, die kleineren befinden fich im Pal. Borghefe zu
Borghefe Rom. Berühmt find aber auch die vier verhältnifsmäfsig grofsen Bilder des
zu Rom. . &
Aehniiche Louvre, welche »die Toilette der Venus«, »das Eheglück Vulcans und der
Bilder im . ö
Louvre zu Liebesgöttin« , »die Entwaffnung der Liebesgötter durch die Nymphen der
Diana« und »Venus und Adonis« darftellen; und zu den betten Darftellungen
in Dresden, diefer Art gehören auch die Diana- und Aktäonsbilder in der Dresdner Galerie und
im Louvre, im Louvre, »Salmacis und der Hermaphrodit«, fowie »Apollon und Daphne« im
in Madrid, Louvre, »das Parisurtheil« in Madrid, »der Raub der Europa« in Petersburg
und »Venus und Adonis« in München. Manchmal werden die Amorettenreigen
auf folchen Darftellungen zur Hauptfache und der mythologifche Vorgang finkt
zur Staffage des Hintergrundes herab, wie das am deutlichften in den beiden
ähnlichen, aber nicht identifchen Bildern der Amorettentänze mit dem »Raub

bürg,
in München.
Die Amo-
rettentänze

Albani’s
Ende.

in Mailand,
in Dresden.

Domenico
Zampieri.

der Proferpina« in der Mailänder Brera (Fig. 457) und in der Dresdner
Galerie hervortritt. Darftellungen diefer Art find ganz vom Geifte der alexan-
drinifchen Kunft, wie fie uns hauptfächlich auf pompejanifchen Wandgemälden
entgegentritt, zu Albani’s Zeiten aber in inzwifchen untergegangenen römifchen
Wandbildern und in Reliefs erhalten war, durchdrungen. In dem kleineren
Mafsftabe gelingt es ihm auch, die Schönheit der nackten Leiber und Leiber-
chen rein und fein zum Ausdrucke zu bringen. Seine Phantafie und feine
gelehrten Studien haben fich die Hand gereicht, um Schöpfungen hervorzu-
bringen , die in ihrer Art neu waren und befonders zur decorativen Weiter-
verwerthung eine Zukunft hatten.
In feiner fpäteren Lebenszeit hatte auch Fr. Albani einen Rückfchlag des
Glückes zu erleiden. •) Er verlor einen grofsen Theil feines Vermögens und
mufste nun auch des Gewinnes wegen arbeiten lernen; doch war ihm fchliefs-
lich ein ruhiges und forgenfreies Alter vergönnt. Er verfchied fanft am
4. October 1660.
Francesco Albani war zwei und ein halbes Jahr jünger gewefen als Guido;
fechs Jahr jünger als diefer aber war Domenico Zampieri'1 2}, der am 21. Oct.
1581 als Bolognefer Schuhmachersfohn geboren wurde, ebenfalls in der Werk-
ftatt Dion. Calvaerts feine Lehrjahre durchmachte, aber, von diefem wegen
Seine Ent- feines Liebäugelns mit den Carracciften fortgejagt, vierzehnjährig in die
Wicklung. 0 . . . • 1 •
Accademia degli Incamminati übertrat und hier den Beinamen »Domemchino«,

1) Vgl. Gualandi, Memorie, III, Bologna 1842, p. 101 —108.
2) Biographien aus dem 17. Jahrh.: G. B. Paffer!. Vite de’ Pittori etc. in Roma morti dal
1641 fino al 1673, pofthum gedruckt Rom 1772, p. I—48. C. C. Malvafia a. a. O. II, p. 3°9 bis
343; G. Baglione a. a. O. p. 381—385; (7. P. Bellori a. a. O. p. 289—360.
 
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