Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0162
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i5o

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

Domeni-
chino’s Be-
rufung nach
Neapel.

in S? Maria
della
Vittoria,
Monumen-
tale Oel-
malereien in
der Peters-
kirche,
in S. Maria
in Traftevere
zu Rom.

in
S. Silveftro,
in S. Carl o
ai Catinari,

Scenen aus dem Leben
in einer Reihe theils lebensgrofser, theils kleinerer
den Wänden dar; auch die Kuppelzwickel fchmückte

etwas manierirt - decorativ componirten vier
Maria della Vittoria die Wandgemälde der
des hl. Franciscus. In der Peterskirche aber
das lebendige und ergreifende Martyrium des

Coftaguti, welches darftellt, wie die Zeit die Wahrheit ans Licht bringt;
dann folgte fein grofser Freskencyklus in S. Andrea della Valle zu Rom,
zu feinen mafsgebendften Werken gehört. Die vier Evangeliften in den

artiger Landfchaft fleht
Fluffe badenden, theils ihre Pfeile auf einen Vogel richtenden, theils die Hunde
bändigenden, theils das erlegte Wild heimbringenden nackten und halbbekleideten
Nymphen triumphirend da. Die plaftifche Schönheit der herrlichen jungen
Leiber und ihrer mannichfaltigen Stellungen und Bewegungen kommt in klarer,
wohlabgewogener Linienführung und fetter, lebendiger Modellirung faft greifbar
zum Ausdruck; und doch breitet ein weiches, gedämpftes Licht einen echt
malerifchen Zauber über diefes berühmte Bild aus.
Die letzte Phafe des Lebens Domenichino’s beginnt 1630 mit feiner Be-
rufung nach Neapel2), um dort die von Guido vergebens verfuchte Aus-
fchmückung der Schatzcapelle des Domes durchzuführen. Zwar erfchreckten
auch ihn die Drohungen der neapolitanifchen Meifter fo, dafs es anfangs be-

Pal.
Die Fresken und
in S. Andrea
della Valle,

ihm felbft entworfenen barocken Decke.
Von des Meifters religiöfen Staffeleibildern diefer Zeit find das Altarblatt
in S. Maria della Vittoria (»die'Madonna reicht das Chriftkind dem hl. Franciscus
hinab«), die »Stigmatifirung des hl. Franz« in S. Maria della Concezione (der
Kapuzinerkirche) und das »Martyrium der hl. Agnes«, jetzt in der Pinakothek
in Rom für feine Vaterftadt vollendete1), zu nennen;
Tafelbildern aber überragt alle übrigen die köftliche
459) im Palazzo Borghefe zu Rom. In fchöner, grofs-
die Göttin inmitten ihrer zahlreichen, theils vorn im

in Bologna, zu Bologna, welches ei-
unter feinen weltlichen
Die jagd der »Jagd der Diana« (Fig.
DianaimPal. J b ' r
Borghefe zu
Rom.

Dortige
Schickfale . r
und Werke, fonderer Schutzverfprechungen bedurfte, um ihn zur Annahme des Auftrags
zu bewegen, und dafs er fpäter (1634—1635) die Arbeit ein Jahr im Stich liefs
und aus Neapel flüchtete; aber er führte, im ganzen zehn Jahre lang unabläffig
und gewiffenhaft arbeitend, nur in der Mufik ab und zu Erholung fuchend, doch
einen grofsen Theil der gewaltigen Arbeit durch,
des hl. Januarius ftellte er
Darftellungen al fresco an

der
Zwickeln unter der Kuppel fmd feine voll-fchönfte und monumentalfte Leiftung;
die Darftellungen aus dem Leben des hl. Andreas in der Tribuna reihen fleh
den reifften Werken des Jahrhunderts an. Auch in der Kuppel des Seiten-
fchiffes von S. Silveftro a Monte Cavallo und unter der Kuppel von S. Carlo
ai Catinari malte Domenichino noch Fresken: dort in vier Ovalen vier hübfeh
gezeichnete, etwas kalt gefärbte Bilder aus dem Alten Teftamente, hier in
vier Zwickelfeldern die fchon
Cardinaltugenden; ferner in S.
Stigmatifirung und des Todes
malte er in Oel auf die Mauer
hl. Sebaftian, welches dort losgefägt und durch eine Mofaikcopie erfetzt, felbft
aber jetzt in S. Maria degli Angeli aufgeftellt ift, in S. Maria in Traftevere in
Oel auf Kupfer das Deckenbild der Himmelfahrt der Jungfrau inmitten der
von

Staffelei-
bilder in
Rom,

1) Malvafi-a a. a. O. II, p. 325.
2) Gualandi, Memorie, V. p. 147 ff.
 
Annotationen