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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
er mit Gemälden; als er aber an die Ausführung des eigentlichen Kuppelbildes
Sein Tod. gehen wollte, ereilte ihn am 15. April 1641 ein rafcher Tod. Dafs feine neapoli-
tanifchen Gegner ihre früheren Drohungen wahr gemacht und ihn vergiftet,
wie feine Gattin mit allen Einzelheiten und fogar unter Berufung auf den
behandelnden Arzt, der die Angelegenheit jedoch vertufcht habe, erzählte, ift
keineswegs ganz unmöglich, wenngleich es nicht erwiefen, und da er bereits
zwölf Tage vor feinem Tode fein Teftament gemacht hatte, nicht eben
wahrfcheinlich ift.
Gaieriebii- Von den grofsen Galerien Europas ift diejenige des Louvre zu Paris am
der Domeni- .-in T . . , Jo
chino’s im reichften an Werken Domenichino s: bekannt find befonders feine Bilder der an
Paris, ihrer Orgel fitzenden hl. Cäcilie und des von anderer Hand mit einem Blumen-
hBorgh?fei' Kranze umgebenen Triumphes Amors in diefer Sammlung; auch die »Sibylle«
zu Rom, in der Galerie Borghefe zu Rom ift eine feiner bekannten weiblichen Einzel-
Dresdner ge^-alten, un(I die »Caritas« der Dresdner Galerie verdient ebenfalls beachtet
Galerie, zu werden. Uebrigens fehlen feine Werke in kaum einer bedeutenden Samm-
m anderen 0
Sammlungen, hmg; und zwar find in den aufseritalienifchen Sammlungen hauptfächlich feine
kleineren, oft auf Kupfer gemalten heiligen oder weltlichen Gefchichten mit
Domeni- ausgebildetem landschaftlichem Grunde vertreten, die manchmal völlig zu Land-
Landfchafts- fchaften mit heroifcher Staffage werden. In der Gefchichte der Landfchafts-
malerei fpielt Domenichino nämlich unter den Schülern der Carracci überhaupt
eine hervorragende Rolle. In der Villa Ludovifi zu Rom hat er fogar eigent-
liche Landfchaftsfresken gemalt -}; feine meiften Landfchaftsbilder aber find
von ziemlich kleinem Formate. Man kann fie z. B. im Pal. Pitti zu Florenz,
im Pal. Doria zu Rom, im Louvre zu Paris, im Madrider Mufeum und in der
Londoner Nationalgalerie kennen lernen. Auch fie zeichnen fich durch ge-
wiffenhafte Beobachtung und Durchführung, durch ein feftes Gefüge der Com-
pofition und durch eine lebendige Farbenfrifche aus. Auch diefe landfchaftliche
Ader hat Domenichino eben vor Guido voraus.
Giovanni Ein ungefährer Altersgenoffe Domenichino’s war Giovanni Lanfranco.1 2 3)
Lanfranco o o
Seine Ent-Im Spätherbft des Jahres 15804) zu Parma geboren, kam er zuerft zu Agoftino
Wicklung. Qarraccj jn Lehre, dann zu Annibale in Rom. Correggios herrliche Kuppel-
gemälde in feiner Vaterftadt (oben Bd. II S. 70S und 709) hatten es ihm
feit feiner Kindheit angethan. Aehnliche Kuppelbilder aus dem Geifte feiner
Zeit heraus zu fchaffen, war fein ganzes Dichten und Trachten. Er fetzte
1) Vgl. Gualandi, Memorie V, p. 170. Von den Schriftftellem des 17. Jahrhunderts erwähnen
weder Baglione noch Bellori des Gerüchtes feiner Ermordung, wohl aber Pafferi, a. a. O. p. 44 und
Malvafia, a. a. O. II, p. 325, welcher die Erzählung der Wittwe Domenico’s wiedergiebt, jedoch
ohne fie fich anzueignen.
2) Vgl. Baglione a. a. O. p. 383; dazu des Vcrfaffers »Kunft- und Naturlkizzen« (Düfleldorf
1880) I, S. 257—258.
3) Pajjeri a. a. O. p. 122 bis 156. — Bellori a. a. O. p. 361—382.
4) Pafferi (a. a. O. p. 155) und Bellori (a. a. O. p. 380) ftimmen darin überein, dafs er am
29. Nov. 1647 gefiorben fei; Pafferi fügt hinzu, er habe an 67 Jahre gelebt, Bellori, er fei
66 Jahre alt geftorben. Aufserdem giebt Pafferi ausdrücklich 1580 als fein Geburtsjahr an. Alle
diefe Angaben ftimmen überein, wenn er zwifchen dem 30. Nov. und 31. Dec. 1580 geboren ift;
es ift daher unrichtig, ihn, auf Bellori allein geftützt, 1581 geboren werden zu laffen, wie in der
Regel gefchieht.
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
er mit Gemälden; als er aber an die Ausführung des eigentlichen Kuppelbildes
Sein Tod. gehen wollte, ereilte ihn am 15. April 1641 ein rafcher Tod. Dafs feine neapoli-
tanifchen Gegner ihre früheren Drohungen wahr gemacht und ihn vergiftet,
wie feine Gattin mit allen Einzelheiten und fogar unter Berufung auf den
behandelnden Arzt, der die Angelegenheit jedoch vertufcht habe, erzählte, ift
keineswegs ganz unmöglich, wenngleich es nicht erwiefen, und da er bereits
zwölf Tage vor feinem Tode fein Teftament gemacht hatte, nicht eben
wahrfcheinlich ift.
Gaieriebii- Von den grofsen Galerien Europas ift diejenige des Louvre zu Paris am
der Domeni- .-in T . . , Jo
chino’s im reichften an Werken Domenichino s: bekannt find befonders feine Bilder der an
Paris, ihrer Orgel fitzenden hl. Cäcilie und des von anderer Hand mit einem Blumen-
hBorgh?fei' Kranze umgebenen Triumphes Amors in diefer Sammlung; auch die »Sibylle«
zu Rom, in der Galerie Borghefe zu Rom ift eine feiner bekannten weiblichen Einzel-
Dresdner ge^-alten, un(I die »Caritas« der Dresdner Galerie verdient ebenfalls beachtet
Galerie, zu werden. Uebrigens fehlen feine Werke in kaum einer bedeutenden Samm-
m anderen 0
Sammlungen, hmg; und zwar find in den aufseritalienifchen Sammlungen hauptfächlich feine
kleineren, oft auf Kupfer gemalten heiligen oder weltlichen Gefchichten mit
Domeni- ausgebildetem landschaftlichem Grunde vertreten, die manchmal völlig zu Land-
Landfchafts- fchaften mit heroifcher Staffage werden. In der Gefchichte der Landfchafts-
malerei fpielt Domenichino nämlich unter den Schülern der Carracci überhaupt
eine hervorragende Rolle. In der Villa Ludovifi zu Rom hat er fogar eigent-
liche Landfchaftsfresken gemalt -}; feine meiften Landfchaftsbilder aber find
von ziemlich kleinem Formate. Man kann fie z. B. im Pal. Pitti zu Florenz,
im Pal. Doria zu Rom, im Louvre zu Paris, im Madrider Mufeum und in der
Londoner Nationalgalerie kennen lernen. Auch fie zeichnen fich durch ge-
wiffenhafte Beobachtung und Durchführung, durch ein feftes Gefüge der Com-
pofition und durch eine lebendige Farbenfrifche aus. Auch diefe landfchaftliche
Ader hat Domenichino eben vor Guido voraus.
Giovanni Ein ungefährer Altersgenoffe Domenichino’s war Giovanni Lanfranco.1 2 3)
Lanfranco o o
Seine Ent-Im Spätherbft des Jahres 15804) zu Parma geboren, kam er zuerft zu Agoftino
Wicklung. Qarraccj jn Lehre, dann zu Annibale in Rom. Correggios herrliche Kuppel-
gemälde in feiner Vaterftadt (oben Bd. II S. 70S und 709) hatten es ihm
feit feiner Kindheit angethan. Aehnliche Kuppelbilder aus dem Geifte feiner
Zeit heraus zu fchaffen, war fein ganzes Dichten und Trachten. Er fetzte
1) Vgl. Gualandi, Memorie V, p. 170. Von den Schriftftellem des 17. Jahrhunderts erwähnen
weder Baglione noch Bellori des Gerüchtes feiner Ermordung, wohl aber Pafferi, a. a. O. p. 44 und
Malvafia, a. a. O. II, p. 325, welcher die Erzählung der Wittwe Domenico’s wiedergiebt, jedoch
ohne fie fich anzueignen.
2) Vgl. Baglione a. a. O. p. 383; dazu des Vcrfaffers »Kunft- und Naturlkizzen« (Düfleldorf
1880) I, S. 257—258.
3) Pajjeri a. a. O. p. 122 bis 156. — Bellori a. a. O. p. 361—382.
4) Pafferi (a. a. O. p. 155) und Bellori (a. a. O. p. 380) ftimmen darin überein, dafs er am
29. Nov. 1647 gefiorben fei; Pafferi fügt hinzu, er habe an 67 Jahre gelebt, Bellori, er fei
66 Jahre alt geftorben. Aufserdem giebt Pafferi ausdrücklich 1580 als fein Geburtsjahr an. Alle
diefe Angaben ftimmen überein, wenn er zwifchen dem 30. Nov. und 31. Dec. 1580 geboren ift;
es ift daher unrichtig, ihn, auf Bellori allein geftützt, 1581 geboren werden zu laffen, wie in der
Regel gefchieht.