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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
er jemals die leidenfchaftliche Energie und plaftifche Fertigkeit diefes Meifters
Bftibendin' befeffen hätte. Seinen in diefem Stile gehaltenen Jugendbildern mufs man
Cento, befonders in Cento felbft nachgehen, wo er fie malte; doch find einige von
ihnen auch ins Ausland gegangen. In der Pinakothek zu Cento betrachte man
in Brüffei, z. B. feinen hl. Petrus von 1618, im Mufeum zu Brüffel die Madonna mit
in Modena, Heiligen von 1616, in der Galerie zu Modena »den Gekreuzigten« von 1618.
Sein Ruhm wuchs fo rafch, dafs er fchon 1616 felbft eine Schule für junge
Maler aus allen Theilen Oberitaliens in feiner kleinen Vaterftadt eröffnen
Ihr Stil.
Seine zweite
Periode.
Seine
Fresken in
der Villa
Ludovifi
in Rom.
Seine
Kuppel-
fresken in
Piacenza.
Der Schmerz der Angehörigen, die unten um die Gruft ver-
wie der Jubel der
Das Ganze ift äufserft kräftig in
Sein Altar- ejne landfchaftliche Gartenmalerei,
bild der hl.
Petronilla
in Rom.
in Bologna, konnte, aber auch wiederholt nach Bologna berufen wurde, um dort zu arbeiten.
So malte er dort 1618 in San Rocco die glänzende Frescodarftellung der
Gefangennahme des Schutzheiligen diefer Kirche und in demfelben Jahre da-
felbft für den Cardinal Ludovifi das Oelbild der Auferweckung der Tabitha,
in Florenz, welches fich jetzt im Pal. Pitti zu Florenz befindet; 1619 und 1620 arbeitete
er in Ferrara; auch eine Reife nach Venedig unternahm er in diefer Zeit;
in Cento aber malte er 1620 das prächtige Altarbild der Einkleidung des
in Bologna, hl. Wilhelm, jetzt in der Pinakothek zu Bologna, und die Ekftafe des hl. Fran-
in Paris, ciscus, jetzt im Louvre zu Paris, zwei ergreifende Bilder, mit denen die erfte
Epoche des Meifters kräftig abfchliefst.
Seine zweite Epoche beginnt 1621 mit feiner Berufung nach Rom durch
feinen Gönner, den Cardinal Ludovifi, der als Gregor XV. den Stuhl Petri
befliegen hatte. Dafs er inzwifchen die Venezianer kennen gelernt hatte, kam
der Leuchtkraft feiner Farben zu Gute. Die Bilder feiner zweiten Art ver-
leugnen feine urfprüngliche Eigenart zwar durchaus nicht, aber ihr Helldunkel
ift ruhiger, ihre Färbung ift tief und harmonifch, von wunderbar gedämpfter und
doch warmer Gluth, aus gebrochenen, niemals grellen und doch warmen und
leuchtenden Einzelfarben zufammengefetzt. Wenn feine Compofitionen auch oft
noch zu wünfchen übrig laffen, fo erwies er fich jetzt doch als der gröfste
Colorift der ganzen Schule. Die charakteriftifchften Werke, die er nunmehr in
Rom ausführte, waren die Fresken der Villa Ludovifi: im Erdgefchoffe das
Deckenbild der Aurora auf ihrem Wagen (Fig. 460), wie fie die Nacht verfcheucht,
für die Unterficht verkürzt, Guidos »Aurora« an ruhiger, einheitlicher Farben-
pracht ebenfo überlegen, wie fie ihr in der Anordnung nachfteht; im erften
Stockwerke die köftliche Ruhmesgöttin Fama; in einem anderen unteren Saale
Aber auch fein berühmteftes Altarblatt
fchuf er damals: das Martyrium der hl. Petronilla, deren fterbliche Hülle von
vier kräftigen Armen auf Anordnung ihres Verlobten aus der Gruft gehoben
wird, während ihr unfterblicher Theil bereits oben auf den Wolken vor dem
Erlöfer kniet.
fammelt find, kommt ebenfo ergreifend zum Ausdruck
Engel, welche die Heilige oben empfangen.
der Formenfprache, in der Färbung jedoch fchwerer, als feine gleichzeitigen
Fresken. Als der Papft 1623 ftarb, kehrte Guercino nach Cento zurück. In
den nächften zwei Jahrzehnten ging er zwar (1626—27) einmal nach Piacenza,
um dort feine grofsartigen Kuppelfresken im Dome auszuführen, auch einmal
gFmäidT’in (i63i) nach Bologna, um dort im Pal. Sampieri fein Deckengemälde »Her-
Boiogna. cuies ung Antäus« zu fchaffen, ein anderes Mal (1633) nach Modena, um dort
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
er jemals die leidenfchaftliche Energie und plaftifche Fertigkeit diefes Meifters
Bftibendin' befeffen hätte. Seinen in diefem Stile gehaltenen Jugendbildern mufs man
Cento, befonders in Cento felbft nachgehen, wo er fie malte; doch find einige von
ihnen auch ins Ausland gegangen. In der Pinakothek zu Cento betrachte man
in Brüffei, z. B. feinen hl. Petrus von 1618, im Mufeum zu Brüffel die Madonna mit
in Modena, Heiligen von 1616, in der Galerie zu Modena »den Gekreuzigten« von 1618.
Sein Ruhm wuchs fo rafch, dafs er fchon 1616 felbft eine Schule für junge
Maler aus allen Theilen Oberitaliens in feiner kleinen Vaterftadt eröffnen
Ihr Stil.
Seine zweite
Periode.
Seine
Fresken in
der Villa
Ludovifi
in Rom.
Seine
Kuppel-
fresken in
Piacenza.
Der Schmerz der Angehörigen, die unten um die Gruft ver-
wie der Jubel der
Das Ganze ift äufserft kräftig in
Sein Altar- ejne landfchaftliche Gartenmalerei,
bild der hl.
Petronilla
in Rom.
in Bologna, konnte, aber auch wiederholt nach Bologna berufen wurde, um dort zu arbeiten.
So malte er dort 1618 in San Rocco die glänzende Frescodarftellung der
Gefangennahme des Schutzheiligen diefer Kirche und in demfelben Jahre da-
felbft für den Cardinal Ludovifi das Oelbild der Auferweckung der Tabitha,
in Florenz, welches fich jetzt im Pal. Pitti zu Florenz befindet; 1619 und 1620 arbeitete
er in Ferrara; auch eine Reife nach Venedig unternahm er in diefer Zeit;
in Cento aber malte er 1620 das prächtige Altarbild der Einkleidung des
in Bologna, hl. Wilhelm, jetzt in der Pinakothek zu Bologna, und die Ekftafe des hl. Fran-
in Paris, ciscus, jetzt im Louvre zu Paris, zwei ergreifende Bilder, mit denen die erfte
Epoche des Meifters kräftig abfchliefst.
Seine zweite Epoche beginnt 1621 mit feiner Berufung nach Rom durch
feinen Gönner, den Cardinal Ludovifi, der als Gregor XV. den Stuhl Petri
befliegen hatte. Dafs er inzwifchen die Venezianer kennen gelernt hatte, kam
der Leuchtkraft feiner Farben zu Gute. Die Bilder feiner zweiten Art ver-
leugnen feine urfprüngliche Eigenart zwar durchaus nicht, aber ihr Helldunkel
ift ruhiger, ihre Färbung ift tief und harmonifch, von wunderbar gedämpfter und
doch warmer Gluth, aus gebrochenen, niemals grellen und doch warmen und
leuchtenden Einzelfarben zufammengefetzt. Wenn feine Compofitionen auch oft
noch zu wünfchen übrig laffen, fo erwies er fich jetzt doch als der gröfste
Colorift der ganzen Schule. Die charakteriftifchften Werke, die er nunmehr in
Rom ausführte, waren die Fresken der Villa Ludovifi: im Erdgefchoffe das
Deckenbild der Aurora auf ihrem Wagen (Fig. 460), wie fie die Nacht verfcheucht,
für die Unterficht verkürzt, Guidos »Aurora« an ruhiger, einheitlicher Farben-
pracht ebenfo überlegen, wie fie ihr in der Anordnung nachfteht; im erften
Stockwerke die köftliche Ruhmesgöttin Fama; in einem anderen unteren Saale
Aber auch fein berühmteftes Altarblatt
fchuf er damals: das Martyrium der hl. Petronilla, deren fterbliche Hülle von
vier kräftigen Armen auf Anordnung ihres Verlobten aus der Gruft gehoben
wird, während ihr unfterblicher Theil bereits oben auf den Wolken vor dem
Erlöfer kniet.
fammelt find, kommt ebenfo ergreifend zum Ausdruck
Engel, welche die Heilige oben empfangen.
der Formenfprache, in der Färbung jedoch fchwerer, als feine gleichzeitigen
Fresken. Als der Papft 1623 ftarb, kehrte Guercino nach Cento zurück. In
den nächften zwei Jahrzehnten ging er zwar (1626—27) einmal nach Piacenza,
um dort feine grofsartigen Kuppelfresken im Dome auszuführen, auch einmal
gFmäidT’in (i63i) nach Bologna, um dort im Pal. Sampieri fein Deckengemälde »Her-
Boiogna. cuies ung Antäus« zu fchaffen, ein anderes Mal (1633) nach Modena, um dort