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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0175
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer. 163
über ganz Europa verbreitete, fo dafs fie nach Madrid und Paris berufen wurden,
diefe Angelo Michele Colonna (1600—1687), Agoßino Metelli (1609—1660) A“^lo^h-
u. f. w., welche der ganzen Binnenarchitektur des 17. Jahrhunderts den Stempel A§- Metern,
ihres Geiftes aufdrückten. Ein grofses Staffeleibild von der Hand Dentone’s, effekt- D®n'tone’s.
volles Nacht- und Architekturftück zugleich, fieht man in der Galerie zu Parma.
Der bekanntefte Frucht- und Bin men mal er der Schule, den Lanzi
daher »Annibales Giovanni da Udine« nennt, war P. P. Bonzi, der unter dem der Schule:
Beinamen il Gobbo (der Bucklige) da Cortona (feiner Vaterftadt), il Gobbo
de Carracci (feinen Lehrern) oder il Gobbo da frutti (feinen Lieblingsgegen-
ftänden) bekannt ift. Er ftarb 60 Jahre alt zu Rom unter Papft Urban VIII.,
alfo zwifchen 1623 und 1644. *-)
Im Uebergang zu den Landfchaftsmalern wird auch G. Andr. Donducci o0nducci.
(1575 —1655), der den Beinamen »il Maftelletta« führte, am heften erwähnt.
Obgleich er Hiftorienmaler fein wollte und fowohl am Anfang als am Ende
feiner Laufbahn in Bologna grofse Bilder fchuf, in denen er fein Unvermögen
hinter eine oberflächliche Breite der Pinfeiführung und eine manierirte Schwarz-
malerei zu verftecken fuchte, wurde er doch fchon von feinen Zeitgenoffen
hauptfächlich wegen den Landfchaften gefchätzt, die er in Rom malte. Die
Pinakothek zu Bologna befitzt ein unerquickliches Bild des Erlöfers in der
Wüfte von feiner Hand, welches ganz landfchaftlich wirkt. Uebrigens find
derartige Bilder Donducci’s in den italienifchen Galerien keineswegs feiten:
die meiften befitzt die öffentliche Sammlung zu Modena, unter ihnen eines
feiner charakteriftifchften Werke, die Darftellung Abrahams mit den drei Engeln,
welche ausziehen, um Sodom zu zerftören.
Unter den eigentlichen Landfehaftern der erften Generation der Schule rIJierLanJ'
ö fchafter der
wird neben Annibale und Agoftino felbft und neben Guercino und Domenichino erfte.n Gene-
° ration der
(flehe oben S. 152) G. B. Viola (1576—1622) in den alten Quellenfchriften2) g Schule.
als Hauptmeifher genannt. Decorative Landfchaften malte er in einer Reihe Decorative
römifcher Paläfte und Villen, in der Villa Ludovifi z. B. neben Domenichino fchaften.
und Guercino. Als Staffeleimaler foll er die landfchaftlichen Hintergründe Staffelei-
vieler Gemälde Fr. Albanis, mit dem er eng befreundet war, gemalt haben.
Von feinen felbftändigen Werken ift nur das fchöne, wenngleich ftark nach-
gedunkelte, halb carraccesk, halb venezianifch dreinfehauende Landfchaftsbild
im Pal. Borghefe zu Rom bekannt. Noch älter als er-war ein anderer italie-
nifcher Landfehafter, der fich am beften hier einreiht, obgleich feine Beziehungen
zur Schule der Carracci etwas zweifelhaft find und er uns hauptfächlich als
einer der Lehrer des grofsen Lothringers Claude Gellee intereffirt: Agoßino Ag. Taffi.
Taffi (1566—1642), den einige3) entfehieden als Bolognefer bezeichnen,
während fein ausführlichfter Biograph4), der Wunderdinge von feinem Leben
zu erzählen weifs, ihn in Perugia geboren werden läfst. Jedenfalls gehört er Sein Leben,
feiner Wirkfamkeit nach, wenn er auch vorübergehend Paläfte in Genua und
1) Baglione a. a. O. p. 343.
2) Ma.9a.fia a. a. O. II, p. 129—152. — Baglione a. a. O. p. 173.
3) Soprani, Pittori Genovefi (Genua 1674) p. 311; — Malvafia a. a. 0. II, pag. 100—101.
4) Pafieri a. a. O. p. 90—113. Alles in allem verdient Pafieri., der ihn perfönlich gekannt hat,
in Bezug auf ihn doch wohl das gröfste Vertrauen.
 
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