Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Die neapolitanifche Malerei des 17. Jahrh. igy
feine Radirungen. Leicht und geiftreich, aber mit grofser Sicherheit der
Hand und glänzender malerifcher Wirkung hingeworfen, zeigen fie ihn von
feinen charakteriftifchften und beften Seiten. Bartfeh1) zählte 18 Blätter feiner
Hand, fpätere Forfcher haben ihre Anzahl bedeutend vermehrt.2) Die be-
rühmteften find: »Silen mit Satyrn und Bacchantinnen«, »Amor geifselt einen
Satyr« (Fig. 467), »der hl. Hieronymus bläft die Trompete des Weltgerichts«,
»die Marter des hl. Bartholomäus« und das fchöne Reiterbild Don Juan d’Auftria’s
von 1648.
Alles in allem genommen, hält es fchwer, Ribera gegenüber gleichgültig Schluss,
zu bleiben. Erfahrungsmäfsig giebt es Kunftfreunde, denen feine ausgefprochene
Eigenart unfympathifch ift. Wer aber diefelbe unbefangen gelten läfst,
wird es der hohen technifchen Meifterfchaft feiner eigenhändigen Werke gegen-
über felbftverftändlich finden, dafs die Kunftgefchichte ihm einen Ehrenplatz
unter den grofsen Meiftern anweift.
Wir werden fehen, wie bei den übrigen neapolitanifchen Malern des Di|IJ.bf)Ren
fiebzehnten Jahrhunderts die bolognefifche Richtung und der Einflufs Cara- Neapels,
vaggio’s und Ribera’s abwechfelnd in den Vordergrund treten, jedoch ohne
dafs fie die düftere neapolitanifche Grundftimmung jemals ganz verläugneten.
Aelter als Ribera fcheint zunächft Giov. Batt. Carracciolo (+ 1641, nicht ®ov-
fehr alt3) gewefen zu fein, ein Meifter, der urfprünglich Schüler Fr. Impa-
rato’s (oben S. 15) gewefen war, fich dann hauptfächlich nach Caravaggio Bj.1rdfteernf^Jter
weiterbildete und in cleffen Stil eine ganze Anzahl von Bildern malte, zu denen
befonders die »Fufswafchung der Apoftel« in S. Martino zu Neapel gerechnet in Neapel,
werden mufs, fpäter aber fich eines anderen befann, nach Rom ging, die ^^eitei^Art
Fresken der Carracci im Pal. Farnefe ftudirte und als ausgefprochener An-
hänger der Bolognefen nach Neapel zurückkehrte, was ihn jedoch nicht hinderte,
mit Bel. Corenzio (oben S. 15) und Ribera gemeinfame Sache gegen Dome-
nichino zu machen. Als Hauptbilder feiner zweiten, carraccesken Epoche in Neapel,
werden eine Conception in S. Martino, ein »hl. Carl« in S. Agnello Abbate
und ein »Chriftus, der fein Kreuz trägt« in den Incurabili genannt.
Als feinen Schüler bezeichnet fich felbft Massimo Stanziom, ein Meifter,
btanziom.
der 1585 geboren, alfo älter war, als Ribera, und 1656 ftarb.4) Anfänglich
war er Schüler des Fabrizio Santafede (oben S. 15) gewefen: nachdem er Sein Ent-
feine Studien bei Carracciolo vollendet, ging er nach Rom, wo er aufser sang-
den Werken der Carracci befonders diejenigen Guido Renis auf fich ein-
wirken liefs. In Neapel fchwang er fich nach feiner Rückkehr rafch zu
einem der gefeiertften Maler empor; und feine Gemälde verdienen in der That
noch heute eine gröfsere Beachtung, als ihnen in der Regel zu Theil wird;
fie zeugen von ebenfo bedeutender Erfindungsgabe wie forgfältiger malerifcher
Technik. Stanzioni ift milde, ohne flau zu fein; er ift naturaliftifch, ohne roh Sein Stil.
1) Peintre graveur XX, p. 79 ff.
2) Vgl. Naglers Künftlerlexicon XIII, S. 104fr.; Naglers Monogrammiften I, No. 242, III,
306 und 322, IV 329 und 1641.
3) Dominici a. a. O. III, p. 63 »non molto vecchio.« Wenn wir das auf etwa 60 Jahre deuten,
o können wir fein Geburtsjahr um 1680 anfetzen.
4) Dominici a. a. O. p. i76, 215.
feine Radirungen. Leicht und geiftreich, aber mit grofser Sicherheit der
Hand und glänzender malerifcher Wirkung hingeworfen, zeigen fie ihn von
feinen charakteriftifchften und beften Seiten. Bartfeh1) zählte 18 Blätter feiner
Hand, fpätere Forfcher haben ihre Anzahl bedeutend vermehrt.2) Die be-
rühmteften find: »Silen mit Satyrn und Bacchantinnen«, »Amor geifselt einen
Satyr« (Fig. 467), »der hl. Hieronymus bläft die Trompete des Weltgerichts«,
»die Marter des hl. Bartholomäus« und das fchöne Reiterbild Don Juan d’Auftria’s
von 1648.
Alles in allem genommen, hält es fchwer, Ribera gegenüber gleichgültig Schluss,
zu bleiben. Erfahrungsmäfsig giebt es Kunftfreunde, denen feine ausgefprochene
Eigenart unfympathifch ift. Wer aber diefelbe unbefangen gelten läfst,
wird es der hohen technifchen Meifterfchaft feiner eigenhändigen Werke gegen-
über felbftverftändlich finden, dafs die Kunftgefchichte ihm einen Ehrenplatz
unter den grofsen Meiftern anweift.
Wir werden fehen, wie bei den übrigen neapolitanifchen Malern des Di|IJ.bf)Ren
fiebzehnten Jahrhunderts die bolognefifche Richtung und der Einflufs Cara- Neapels,
vaggio’s und Ribera’s abwechfelnd in den Vordergrund treten, jedoch ohne
dafs fie die düftere neapolitanifche Grundftimmung jemals ganz verläugneten.
Aelter als Ribera fcheint zunächft Giov. Batt. Carracciolo (+ 1641, nicht ®ov-
fehr alt3) gewefen zu fein, ein Meifter, der urfprünglich Schüler Fr. Impa-
rato’s (oben S. 15) gewefen war, fich dann hauptfächlich nach Caravaggio Bj.1rdfteernf^Jter
weiterbildete und in cleffen Stil eine ganze Anzahl von Bildern malte, zu denen
befonders die »Fufswafchung der Apoftel« in S. Martino zu Neapel gerechnet in Neapel,
werden mufs, fpäter aber fich eines anderen befann, nach Rom ging, die ^^eitei^Art
Fresken der Carracci im Pal. Farnefe ftudirte und als ausgefprochener An-
hänger der Bolognefen nach Neapel zurückkehrte, was ihn jedoch nicht hinderte,
mit Bel. Corenzio (oben S. 15) und Ribera gemeinfame Sache gegen Dome-
nichino zu machen. Als Hauptbilder feiner zweiten, carraccesken Epoche in Neapel,
werden eine Conception in S. Martino, ein »hl. Carl« in S. Agnello Abbate
und ein »Chriftus, der fein Kreuz trägt« in den Incurabili genannt.
Als feinen Schüler bezeichnet fich felbft Massimo Stanziom, ein Meifter,
btanziom.
der 1585 geboren, alfo älter war, als Ribera, und 1656 ftarb.4) Anfänglich
war er Schüler des Fabrizio Santafede (oben S. 15) gewefen: nachdem er Sein Ent-
feine Studien bei Carracciolo vollendet, ging er nach Rom, wo er aufser sang-
den Werken der Carracci befonders diejenigen Guido Renis auf fich ein-
wirken liefs. In Neapel fchwang er fich nach feiner Rückkehr rafch zu
einem der gefeiertften Maler empor; und feine Gemälde verdienen in der That
noch heute eine gröfsere Beachtung, als ihnen in der Regel zu Theil wird;
fie zeugen von ebenfo bedeutender Erfindungsgabe wie forgfältiger malerifcher
Technik. Stanzioni ift milde, ohne flau zu fein; er ift naturaliftifch, ohne roh Sein Stil.
1) Peintre graveur XX, p. 79 ff.
2) Vgl. Naglers Künftlerlexicon XIII, S. 104fr.; Naglers Monogrammiften I, No. 242, III,
306 und 322, IV 329 und 1641.
3) Dominici a. a. O. III, p. 63 »non molto vecchio.« Wenn wir das auf etwa 60 Jahre deuten,
o können wir fein Geburtsjahr um 1680 anfetzen.
4) Dominici a. a. O. p. i76, 215.