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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0204
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192

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

. zu Neapel.

Micco
Spadaro.

Aniello’s
Schule.

vor allen Dingen
Jahrhunderts zu

Bilder im
Louvre zu
Paris, im
Mufeum zu
Neapel.

In Aniello’s Schule erblühte neben der Schlachtenmalerei
die neapolitanifche L a n d fc h a ft s malerei des fiebzehnten
eigener Geftaltung.
Auf diefem Gebiete ift Dom. Gargiulo, Micco Spadaro

als Gobelins ftilifirt und
entfchuldigt. Alle diefe
find für die Gefchichte
Auf Leinwand malte er
das ihn als Aniellofchüler

1) Dominici a. a. O. III, 401—436.
2) Ein neuerer italienifcher Schriftfteller, Fr. Pelufio in feiner Abhandlung »La pittura di
paesaggio in Italia, Como 1879, p. 5, fagt mit Recht »Non abbiamo di veramente nostro ehe Sal-
vator Rofa.«

genannt ') (1612
bis 1679), als der ältefte zuerft zu nennen, obgleich er von Anfang an durch
Seine Figu- feinen Mitfchüler Salv. Rofa mitbeeinflufst wurde. Auch an Figurenbildern
renbilder. . ö
Micco Spadaro’s fehlt es in Neapel nicht; ja, er ftand fo wenig in dem Rufe,
keine Figuren malen zu können, dafs fich der bekannte römifche Architekturmaler
Viviano Codagora, auf den wir in anderem Zufammenhange zurtickkommen
muffen, feiner fogar zur Staffirung feiner Bilder bediente; doch wurde er fchon
Seine Land- Von feinen Zeitgenoffen in erfter Linie als Landfchaftsmaler gefchätzt. Heute
fchaften . ö ■ {->
in s. Martino ift er am beften im Klofter S. Martino zu würdigen. Landfchaftliche Fresken
Mufeumsfäle ein-
in dem jetzt die
die Taufe Chrifti
in den vier ge-

feiner Hand befinden fich hier in verfchiedenen der jetzt als
gerichteten Räume: die. gröfsten an der Decke des Saales,
venezianifchen Kronleuchter hängen: im Spiegel diefer Decke
in dem breiten, von bewaldeten Hügeln begrenzten Fluffe;
wölbten Uebergängen zu den Wänden vier mächtige Landfchaften von
etwas fahriger, flüchtiger Behandlung, deren Compofitionen doch an diejenigen
der Bolognefer Schule erinnern, während ihre Färbung in ihrer unnatürlichen,
jetzt obendrein durch die Zeit verblafsten Buntheit lediglich auf die deco-
rative Wirkung berechnet war. Fernere Landfchaften mit biblifcher Staffage
fleht man im Coro de’ Laici dafelbft, zum Theil
dadurch in ihrem mangelnden natürlichen Leben
decorativen Landfchaften Spadaro’s in S. Martino
diefes Kunftzweigs von einer gewiffen Bedeutung.
Schlachtenbilder, wie dasjenige des Louvre zu Paris,
zeigt, aber auch Darftellungen, wie den Vefuvausbruch, wie den Aufftand des
Mafaniello, an dem er Theil genommen, und wie die Peft in Neapel, daneben
Landfchaften mit Heiligenftaffage. Bilder diefer Art von feiner Hand fleht
man im Mufeum zu Neapel. Auch fie find faft freskenartig matt und kühl
im Ton, aber fie find gefchickt durchcomponirt und verbinden hie und da Erinne-
rungen an Claude Lorrain mit Anklängen an Salvator Rofa.
SRofetor Salvator Rofa felbft aber war nicht nur Aniello’s bedeutendfter Schüler,
fondern zugleich der bedeutendfte in Neapel geborene Meifter überhaupt: als
Seine viel-Dichter eine anerkannte Gröfse des italienifchen Parnafs; als Figurenmaler in
feitigkeit.
grofsem Mafsftabe durch feine langgeftreckten Geftalten manchmal etwas
manierirt, aber immer geiftreich; als Schlachtenmaler der Meifter, welcher uns
Aniello’s Bedeutung ahnen läfst; bahnbrechend und bis in unfer Jahrhundert
directe Nachfolge zeugend aber eben auf dem Gebiete der Landfchaftsmalerei -);
in allen Dingen eine kecke, flotte, geniale und zugleich eine romantifche und
phantaftifche Künftlernatur. Er war 1615 in dem Flecken Arenella, einem
 
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