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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0207
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Die neapolitanifche Malerei des 17. Jahrh.
vorzüglich radirte Bilder aus dem antiken Philofophenleben zu nennen: »Demo-
krit« in phantaflifcher Einfamkeit und »Diogenes«, wie er feinen Becher
wegwirft, beim Duke of Weftminfter in der Grosvenor Gallery zu London, in England,
»Pythagoras und die Fifche« beim Lord Darnley zu Cobham Hall; und ihnen
reihen an dem zuletzt genannten Orte »der Tod des Regulus« und »Jafon
mit dem Drachen«, in der kaif. Galerie zu Wien »der hl. Wilhelm mit ge-in Wien,
feffelten Händen an einen Baum gebunden« fich an. Auch diefe drei Dar-
ftellungen find durch des Meifhers eigene Radirungen bekannt. In diefe
Claffe von Gemälden gehören denn auch feine eigentlichen Schlachtenbilder, Sch^cheten-
welche fich durch die grofsartige Lebendigkeit, mit welcher die einzelnen bllder
Gruppen ausgemalt find, durch die klare Ueberfichtlichkeit, mit welcher das
Reitergewühl von beiden Seiten in einander gekeilt zu fein pflegt und durch
die äufserft geiftvolle Licht- und Tonmalerei, welche dem Gewühle Haltung
und Ruhe zurückgiebt, auszeichnen. Die bunten Farben werden auf das
nothwendigfte Mafs befchränkt: die aufwirbelnden Staub- und Dampfwolken
dämpfen das Licht von unten, fchwere Wetterwolken kommen ihnen manch-
mal von oben zu Hülfe; und doch zeigt der gefammte Lichtton manchmal
ein »zorniges Gelb«, welches die Schlachtenftimmung trefflich wiederfpiegelt.
Die bedeutenften derartigen Schlachtenbilder des Meifters befitzen die Louvre. im Louvre,
Galerie zu Paris (Fig. 460), die kaif. Galerie zu Wien, der Pal. Pitti zu Florenz in Wien,
V ö 7 in Florenz,
und die Paläfle Corfmi in Rom und Florenz. in Rom.
Zu allen diefen Darftellungen kommen dann noch etwa hundert erhaltene Salvator
ö Rofa als
eigenhändige Landfchaften Salvator Rofa’s in den verfchiedenen Galerien Landfchafts-
° . ... . maler.
Europa’s hinzu, die meiften in den Privatfammlungen Englands, Roms und
Florenz’, einige auch in den Privatfammlungen Neapels. Unter den öffentlichen
Sammlungen befitzen der Pal. Pitti und die Uffizien zu Florenz die meiften und
beften Landfchaften Salvator’s; doch kommen auf diefem Gebiete auch die Ueberbiick.
Petersburger Eremitage, die Londoner Nationalgalerie und die Louvrefammlung
zu Paris befonders in Betracht.
Dafs in diefen landfchaftlichen Darftellungen für die Nachwelt der Schwer- Per Stil
, feiner Land-
punkt von Salvator Rofa’s Thätigkeit liegt, ift bereits erwähnt worden; ebenfo, fchaften.
dafs der Meifter auf diefem Gebiete urfprünglich nur die Natur und feinen
Genius zu Lehrmeiftern gehabt. Hauptfächlich hat er in ihnen daher auch Charakter
. . . . feiner Land-
die malerifchen Motive feiner unteritalifchen Heimath verarbeitet: wilde, ein- fchaften.
fame, felfige Berggegenden mit dürftigen Waldrändern, fchäumenden Waffer-
fällen, verfallenen Gebäuden und vielfach zerklüftete, von fchroffen Felfen oder
fanfteren Höhen begrenzte Meeresküften mit tiefeinfehneidenden Buchten,
Wafferftrafsen und Flufsmündungen, mit Hafenanfichten, Schiffen und Leucht-
thürmen, mit bald ruhigen, fpiegelglatten, bald leicht gekräufelten, bald wild
vom Sturme empörten Wellen. Die einzelnen Motive find ftets naturaliftifch
der Natur abgefehen; die ganzen Bilder aber find doch in der Regel mit einem
grofsen Aufwande von Phantafie zufammengeftellt (Fig. 470). Infofern gehören
auch fie zu den »idealen« Landfchaften; aber Salvator läfst feine Phantafie
zur Bearbeitung feiner Motive doch eben nicht durch ein ideales Liniengefühl,
fondern durch eine romantifche Grundftimmung leiten; und eben dadurch
unterfcheiden feine Landfchaften fich wefentlich von denen der gleichzeitigen
 
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