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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0210
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198

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

Torreggiani.

Mafturzio.

Salvators
Schüler.

keine
eines

fich
aus.
Es
In

Seine
Radirungen.

Seine
beglaubigten
Bilder in
Florenz,

in den
englifchen
Galerien.

Giov.
Ghifoifi. denen er als falfcher Salvator erfcheint;

feine
beglaubigten Bilder in Florenz (z. B. die beiden fchönen, leuchtenden grofsen
Seehafendarftellungen und die beiden Berg- und Waldlandfchaften mit der
Staffage des »Friedens, der die Waffen verbrennt« und des »Diogenes, der
feinen Becher wegwirft« (»Ea Selva dei filosofi«) im Pal. Pitti und die mit
feinem Namen bezeichneten oder anderweitig beglaubigten Bilder in den grofsen
englifchen Galerien (z. B. das grofse Küftenbild in der Bridgewater-Gallery,
die grofse Flufsthallandfchaft im Manchefter Houfe, die Landfchaft mit Mercur
und dem Holzhacker in der Nationalgalerie zu Eondon, die beiden grofsen
Breitbilder in Blaize Caftle, andere in Panfhanger, bei Lord Overftone in Lon-
don u. f. w.) feiner Anfchauung über den Meifler zu Grunde legt, wird man
bald einfehen, wie unrecht man daran thut, ihn für die wüften Schmierereien
mancher feiner Nachfolger verantwortlich zu machen. Von der Seite der Zartheit
des Tones und der geiflvollen Feinheit der Auffaffung tritt er uns denn auch
in feinen Radirungen (Fig. 471) entgegen, in denen er zum Theil, wie fchon
angedeutet, feine eigenen Gemälde wiederholte1) zum Theil feine Staffage-
figurftudien vervielfältigte2), zum Theil aber auch neuen Erfindungen, die er
für diefe Technik am geeignetflen halten mochte, ein frifches und reizvolles
Leben verlieh.3) Sie rühren meift erft aus feiner fpäteren Lebenszeit her.
Salvator Rofa’s Schüler entwickelten im ganzen dem Meifler gegenüber
eine geringe Selbftändigkeit. Sie erreichen ihn niemals und fuchen feine Eigen-
heiten nur hier und da zu übertreiben. In erfter Linie pflegt Bartolommeo
Torreggiani genannt zu werden, ein jung geftorbener Künftler, der den Meifler
manchmal zum Verwechfeln nachgeahmt haben Toll. Beglaubigte Bilder
feiner Hand find mir jedoch nicht vorgekommen, es müfsten denn die beiden
grofsen und keineswegs üblen Landfchaften, die im Pal. Doria zu Rom feinen
Namen tragen, wirklich auf ihn zurückgeführt werden können. Marzio Ma-
sturzio tritt uns im Neapeler Mufeum mit einigen Landfchaften entgegen, in
der Mailänder Giov. Ghifoifi (um

braut, welche über die Berge dahinfegt, dafs die Bäume fich zur Erde neigen,
in dem Aufruhr der Wogen, die das Geftade peitfchen und Schiffe mit
in den Abgrund ziehn, fpricht fich der Ungeftüm feiner eigenen Seele
Erft fpäter wurde feine landfchaftliche Auffaffung klarer und ruhiger,
fcheint, dafs .Claude Lorrain’s Marinen doch Einflufs auf ihn gewannen,
feiner florentinifchen Zeit hat er einige heitere, klare, fonnige Küftenlandfchaften
gemalt, die zu feinen vollendetften Werken gehören. Um die Einzelheiten
ift es ihm in feinen Landfchaften • aber nie zu thun. Er geht ftets fofort auf
die Gefammtwirkung aus und handhabt den Pinfel allerdings manchmal mit
virtuofer Breite und Kraft, ebenfo oft aber leicht, flüffig und geiflreich. Manche
fchwere, derbe Bilder, die ihm zugefchrieben werden, tragen feinen Namen
mit Unrecht. Von der »Farbenpracht« des Südens ift in feinen Bildern
Rede. Sie neigen fich vielmehr alle dahin, die Natur durch das Medium
feinen, graugelben Tones - anzufehen.
Sie im Einzelnen aufzuzählen, ift hier nicht möglich. Wenn man

1) Z. B. Bartfch (XX) No. i, 7, 8, 9, 10, II.
2) Bartfeh (XX) 25—86.
3) Z. B. Bartfeh (XX) 3, 4, 6, II, 12, 13, 14.
 
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