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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Porpora.
Coppola.
Nicola
Vaccaro.
Andrea
Lione.
Ribera’s
fernere
Schüler.
Giov. Dö.
Paffante.
die Fracan-
zani.
Luca
Giordano.
Sein Leben.
1623—1680), welcher fich in Rom auf die Nachahmung Salvators, der ihm
anfangs felbft manchmal die Staffagefiguren malte, verlegte, aber früh erblin-
dete und dann in feine Heimath zurückkehrte, räumte grofsen Architekturen,
Säulenruinen u. dgl. eine gröfsere Rolle in feinen Landfchaften ein und ift
voller und farbiger als Salvator, fleht ihm jedoch, wie feine drei Bilder in
der Dresdner Galerie zeigen, in der Feinheit der Gefammthaltung nach.
Nicola Vaccaro, der Sohn Andreas, war Salvators Schüler und Freund in
Neapel, wo man feinen wenig bedeutenden Bildern nachgehen kann. Ver-
wandt find allen diefen Meillern übrigens auch einige Mitfchüler Micco Spadaro’s
und Salvator Rofa’s bei Aniello Falcone, wie der Stillebenmaler Paolo Porpora
(f 1680 in Neapel), wie der Schlachtenmaler Carlo Coppola, dem das Neapeler
Mufeum auch eine Darftellung der Peil in Neapel zufchreibt, und Andrea Lione
(j- 1675 in Neapel), welcher von den grofsen Figuren der Schule Belifario Corenzio’s
zu den kleinen, landfchafflich umfafsten der Schule Aniello Falcones überging.
Verfolgen wir endlich Ribera’s eigene Schule weiter, fo flofsen wir, da
wir auf Meifler wie Giovanni Db, B.art. Paffante und die Fracanzani nicht eingehen
• können, zunächfl noch auf einen hochbegabten, aber oberflächlichen Künftler,
der bis weit ins vorige Jahrhundert hinein zu den gröfsten gezählt wurde und
einen weitgreifenden Einflufs in der Kunft Europas ausübte. Diefer Meifler
hiefs Luca Giordano, erhielt aber feiner Schnellmalerei wegen den Beinamen
»Faprefio«.S) Er war 1632 in Neapel geboren, war von feinem 8. bis 17. Jahre
Schüler Ribera’s und ging dann nach Rom, wo er fich hauptfächlich an Pietro
da Cortona, den wir noch kennen lernen werden, anfchlofs. Auch nach Bologna,
Parma und Venedig machte er Studienreifen; aber fein Stil oder vielmehr
feine Manier zeigt am deutlichften ftets die Mifchung der Einflüffe Ribera’s
Frühftii und Pietro da Cortonas. In den Werken feiner Frühzeit überwiegt natürlich
des erfteren Richtung; ja manche von ihnen find fo ganz aus Ribera’s Geifte
gefchaffen, dafs man fie mit deffen Werken verwechfeln könnte und manchmal
verwechfelt hat. Charakteriftifch hierfür ift z. B. das fchwarzfchattige, er-
greifende Bild der Pflege des hl. Sebaflian in der Dresdner Galerie; in den
Spätftii Werken feiner Spätzeit, welche den Neapolitaner jedoch niemals ganz ver-
läugnen, überwiegt manchmal der Einflufs Pietro da Cortonas, wie in feiner
berühmten Darftellung des Hercules und der Omphale von 1690 in der
Dresdner Galerie, manchmal, befonders in den decorativen Werken feiner mitt-
leren Zeit, klingen jedoch auch feine venezianifchen Studien, befonders Er-
innerungen an Paolo Veronefe in wohlthuender Weife an. Von feinen Studien-
ii?Neape<i re^en heimgekehrt, überfchwemmte er zunächfl Neapel mit feinen mächtigen
in Florenz, Bildern. Im Jahre 1679 unternahm er Kunftreifen nach Florenz, wo er z. B.
die Kirchen del Carmine, S. Maria Maddalena dei Pazzi und die Galerie im
Palafte der Medici (Pal. Riccardi) mit feinen mächtigen, ebenfo gewandt wie rafch
in Venedig, hingeworfenen Fresken fchmückte, und nach Venedig, deffen Kirchen ebenfalls
feine Eingriffe zu erdulden hatten, kehrte dann aber nach Neapel zurück und
fetzte fein Gefchäft hier mit ungefchwächten Kräften fort, bis er 1692 von
l) G. P. Bellori, Le vite etc. Das Leben Luca Giordano’s zuerft in der von anderer Hand
fortgefetzten Ausgabe, Rom, 1728. Ausg. Pifa 1821, III. p. 1 —135.
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Porpora.
Coppola.
Nicola
Vaccaro.
Andrea
Lione.
Ribera’s
fernere
Schüler.
Giov. Dö.
Paffante.
die Fracan-
zani.
Luca
Giordano.
Sein Leben.
1623—1680), welcher fich in Rom auf die Nachahmung Salvators, der ihm
anfangs felbft manchmal die Staffagefiguren malte, verlegte, aber früh erblin-
dete und dann in feine Heimath zurückkehrte, räumte grofsen Architekturen,
Säulenruinen u. dgl. eine gröfsere Rolle in feinen Landfchaften ein und ift
voller und farbiger als Salvator, fleht ihm jedoch, wie feine drei Bilder in
der Dresdner Galerie zeigen, in der Feinheit der Gefammthaltung nach.
Nicola Vaccaro, der Sohn Andreas, war Salvators Schüler und Freund in
Neapel, wo man feinen wenig bedeutenden Bildern nachgehen kann. Ver-
wandt find allen diefen Meillern übrigens auch einige Mitfchüler Micco Spadaro’s
und Salvator Rofa’s bei Aniello Falcone, wie der Stillebenmaler Paolo Porpora
(f 1680 in Neapel), wie der Schlachtenmaler Carlo Coppola, dem das Neapeler
Mufeum auch eine Darftellung der Peil in Neapel zufchreibt, und Andrea Lione
(j- 1675 in Neapel), welcher von den grofsen Figuren der Schule Belifario Corenzio’s
zu den kleinen, landfchafflich umfafsten der Schule Aniello Falcones überging.
Verfolgen wir endlich Ribera’s eigene Schule weiter, fo flofsen wir, da
wir auf Meifler wie Giovanni Db, B.art. Paffante und die Fracanzani nicht eingehen
• können, zunächfl noch auf einen hochbegabten, aber oberflächlichen Künftler,
der bis weit ins vorige Jahrhundert hinein zu den gröfsten gezählt wurde und
einen weitgreifenden Einflufs in der Kunft Europas ausübte. Diefer Meifler
hiefs Luca Giordano, erhielt aber feiner Schnellmalerei wegen den Beinamen
»Faprefio«.S) Er war 1632 in Neapel geboren, war von feinem 8. bis 17. Jahre
Schüler Ribera’s und ging dann nach Rom, wo er fich hauptfächlich an Pietro
da Cortona, den wir noch kennen lernen werden, anfchlofs. Auch nach Bologna,
Parma und Venedig machte er Studienreifen; aber fein Stil oder vielmehr
feine Manier zeigt am deutlichften ftets die Mifchung der Einflüffe Ribera’s
Frühftii und Pietro da Cortonas. In den Werken feiner Frühzeit überwiegt natürlich
des erfteren Richtung; ja manche von ihnen find fo ganz aus Ribera’s Geifte
gefchaffen, dafs man fie mit deffen Werken verwechfeln könnte und manchmal
verwechfelt hat. Charakteriftifch hierfür ift z. B. das fchwarzfchattige, er-
greifende Bild der Pflege des hl. Sebaflian in der Dresdner Galerie; in den
Spätftii Werken feiner Spätzeit, welche den Neapolitaner jedoch niemals ganz ver-
läugnen, überwiegt manchmal der Einflufs Pietro da Cortonas, wie in feiner
berühmten Darftellung des Hercules und der Omphale von 1690 in der
Dresdner Galerie, manchmal, befonders in den decorativen Werken feiner mitt-
leren Zeit, klingen jedoch auch feine venezianifchen Studien, befonders Er-
innerungen an Paolo Veronefe in wohlthuender Weife an. Von feinen Studien-
ii?Neape<i re^en heimgekehrt, überfchwemmte er zunächfl Neapel mit feinen mächtigen
in Florenz, Bildern. Im Jahre 1679 unternahm er Kunftreifen nach Florenz, wo er z. B.
die Kirchen del Carmine, S. Maria Maddalena dei Pazzi und die Galerie im
Palafte der Medici (Pal. Riccardi) mit feinen mächtigen, ebenfo gewandt wie rafch
in Venedig, hingeworfenen Fresken fchmückte, und nach Venedig, deffen Kirchen ebenfalls
feine Eingriffe zu erdulden hatten, kehrte dann aber nach Neapel zurück und
fetzte fein Gefchäft hier mit ungefchwächten Kräften fort, bis er 1692 von
l) G. P. Bellori, Le vite etc. Das Leben Luca Giordano’s zuerft in der von anderer Hand
fortgefetzten Ausgabe, Rom, 1728. Ausg. Pifa 1821, III. p. 1 —135.