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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
etwas bunt gefärbten, mit reichen decorativen Zuthaten ausgeftatteten Bilder
einen Namen machte und in Rom, Florenz, Pifa und vor allen Dingen in
Genua eine Reihe von Werken hinterliefs, von denen nur das allerdings
etwas kraffe »jüngfte Gericht« in S. Maria di Carignano zu Genua genannt
praeJa°J(° fei- So Gregorio Pagani (1558—1605) Cigoli’s Mitfchüler bei Santi di Titi,
ein zugleich von Baroccio beeinflufster, jung verdorbener Künftler, deffen Dar-
ftellung der »Heilung des Tobias« von 1604 in den Uffizien zu Florenz ihn
Paffignano. von feiner beften Seite zeigt. So Dom. Crefii da Paffignano, in der Regel
fchlechthin Paffignano genannt2 3) (1560—1638), ein Schüler Naldini’s (oben
S. 10) und Fed. Zuccaro’s (oben S. 12), aber ein Hauptbewunderer der Vene-
zianer, die er in ihrer Vaterftadt ftudirt hatte, übrigens ein feiner Zeit in
Rom und Florenz vielbefchäftigter und vielgepriefener Maler, der uns heute am
beften in feiner Kreuztragung Chrifti in den Uffizien entgegentritt. So endlich
Comodi. Andrea Comodi (1560—1638), ein Eklektiker und Copift, der in Florenz faft
in Vergeffenheit gerieth, weil er feine Bilder hauptfächlich in den römifchen
Kirchen ausführte. Hier reihen fich auch der ebenfalls aus Naldini’s Schule
Fr. Curradi hervorgegangene Franc. Curradi (1576—1661), den man am beften durch
feine Madonna mit vielen Engeln und knieenden Heiligen im Chor von
Ch/menti°da S. Frediano kennen lernt, und Jacopo Chimentiß da Empoli (1554—1640)
Empo11- an, welcher fich hauptfächlich durch Copiren nach den Gemälden Fra Barto-
lommeos und Andrea del Sarto’s zu einem zwar in erzählenden Compo-
fitionen nicht fonderlich ftarken, aber in der individuellen Durchbildung feiner
Charaktere wirklich bedeutenden Meifter ausbildete, deffen Hauptbilder die
Darftellungen des wunderthätigen hl. Carlo Borromeo in S. Domenico zu
Piftoja und des Almofen austheilenden hl. Yvo (von 1616) in den Uffizien zu
Florenz find, während er nördlich der Alpen, z. B. im Louvre zu Paris, mit
einer lebensgrofsen Darftellung der Erfcheinung der hl. Jungfrau in den Wolken,
welche feinen Namen und die Jahreszahl 1579 trägt, in der kaif. Galerie zu
Wien mit einer ebenfalls mit feinem Namen und mit dem Jahre 1600 be-
zeichneten Darftellung der ins Bad Zeigenden Sufanna vertreten ift. Sein
SFichSerenier Schüler Felice Ficherelli von S. Gimignano (1605 —1666), »il Ripofo« genannt,
war weniger kräftig und naturaliftifch als er, erwarb fich aber durch eine
gewiffe Weichheit feiner Technik und feiner Empfindung Bewunderer und Freunde.
Weit unmittelbarer jedoch als irgend einer diefer bisher genannten
florentinifchen Meifter des fiebzehnten Jahrhunderts packt uns noch heute
Crift. Aiiori. Crifiofano Allori (1577—1621) 4), ein Sohn und Schüler feines Vaters Aleffandro
Allori (oben S. 205), manchmal auch, wie diefer, Bronzino zubenannt. Unter
wlTkiung1' dem Einfluffe Cigoli’s und Pagani’s, in deffen Werkftatt er trotzdem dafs es zum
Bruche zwifchen diefem und feinem Vater gekommen war, eintrat, fagte er
fich von der alten, die Formen betonenden florentinifchen Art völlig los und
fuchte durch Weiterbildung des Helldunkels, mit deffen Hülfe er auch eine
1) Baldinucci a. a. O. IV, p. 192—203.
2) Baldinucci a. a. O. V, p. 130—142. Vgl. Lanzi a. a. O. VI, p. 112.
3) Baldinucci a. a. O. IV, p, 177—184.
4) Baldinucci a. a. O. V, p. 295—306. Neuere Biographie von J. Meyer im Allg. Künftler-
lexikon I, p. 508—513.
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
etwas bunt gefärbten, mit reichen decorativen Zuthaten ausgeftatteten Bilder
einen Namen machte und in Rom, Florenz, Pifa und vor allen Dingen in
Genua eine Reihe von Werken hinterliefs, von denen nur das allerdings
etwas kraffe »jüngfte Gericht« in S. Maria di Carignano zu Genua genannt
praeJa°J(° fei- So Gregorio Pagani (1558—1605) Cigoli’s Mitfchüler bei Santi di Titi,
ein zugleich von Baroccio beeinflufster, jung verdorbener Künftler, deffen Dar-
ftellung der »Heilung des Tobias« von 1604 in den Uffizien zu Florenz ihn
Paffignano. von feiner beften Seite zeigt. So Dom. Crefii da Paffignano, in der Regel
fchlechthin Paffignano genannt2 3) (1560—1638), ein Schüler Naldini’s (oben
S. 10) und Fed. Zuccaro’s (oben S. 12), aber ein Hauptbewunderer der Vene-
zianer, die er in ihrer Vaterftadt ftudirt hatte, übrigens ein feiner Zeit in
Rom und Florenz vielbefchäftigter und vielgepriefener Maler, der uns heute am
beften in feiner Kreuztragung Chrifti in den Uffizien entgegentritt. So endlich
Comodi. Andrea Comodi (1560—1638), ein Eklektiker und Copift, der in Florenz faft
in Vergeffenheit gerieth, weil er feine Bilder hauptfächlich in den römifchen
Kirchen ausführte. Hier reihen fich auch der ebenfalls aus Naldini’s Schule
Fr. Curradi hervorgegangene Franc. Curradi (1576—1661), den man am beften durch
feine Madonna mit vielen Engeln und knieenden Heiligen im Chor von
Ch/menti°da S. Frediano kennen lernt, und Jacopo Chimentiß da Empoli (1554—1640)
Empo11- an, welcher fich hauptfächlich durch Copiren nach den Gemälden Fra Barto-
lommeos und Andrea del Sarto’s zu einem zwar in erzählenden Compo-
fitionen nicht fonderlich ftarken, aber in der individuellen Durchbildung feiner
Charaktere wirklich bedeutenden Meifter ausbildete, deffen Hauptbilder die
Darftellungen des wunderthätigen hl. Carlo Borromeo in S. Domenico zu
Piftoja und des Almofen austheilenden hl. Yvo (von 1616) in den Uffizien zu
Florenz find, während er nördlich der Alpen, z. B. im Louvre zu Paris, mit
einer lebensgrofsen Darftellung der Erfcheinung der hl. Jungfrau in den Wolken,
welche feinen Namen und die Jahreszahl 1579 trägt, in der kaif. Galerie zu
Wien mit einer ebenfalls mit feinem Namen und mit dem Jahre 1600 be-
zeichneten Darftellung der ins Bad Zeigenden Sufanna vertreten ift. Sein
SFichSerenier Schüler Felice Ficherelli von S. Gimignano (1605 —1666), »il Ripofo« genannt,
war weniger kräftig und naturaliftifch als er, erwarb fich aber durch eine
gewiffe Weichheit feiner Technik und feiner Empfindung Bewunderer und Freunde.
Weit unmittelbarer jedoch als irgend einer diefer bisher genannten
florentinifchen Meifter des fiebzehnten Jahrhunderts packt uns noch heute
Crift. Aiiori. Crifiofano Allori (1577—1621) 4), ein Sohn und Schüler feines Vaters Aleffandro
Allori (oben S. 205), manchmal auch, wie diefer, Bronzino zubenannt. Unter
wlTkiung1' dem Einfluffe Cigoli’s und Pagani’s, in deffen Werkftatt er trotzdem dafs es zum
Bruche zwifchen diefem und feinem Vater gekommen war, eintrat, fagte er
fich von der alten, die Formen betonenden florentinifchen Art völlig los und
fuchte durch Weiterbildung des Helldunkels, mit deffen Hülfe er auch eine
1) Baldinucci a. a. O. IV, p. 192—203.
2) Baldinucci a. a. O. V, p. 130—142. Vgl. Lanzi a. a. O. VI, p. 112.
3) Baldinucci a. a. O. IV, p, 177—184.
4) Baldinucci a. a. O. V, p. 295—306. Neuere Biographie von J. Meyer im Allg. Künftler-
lexikon I, p. 508—513.