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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0222
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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

Seine Judith, feine büfsende Magdalena und fein auf dem Kreuze fchlafendes Chriflkind in
der Uffiziengalerie gehören, verdienen allerdings nach wie vor unter den fehens-
werthen Bildern diefer Erde genannt zu werden. Seine Judith (Fig. 473) z. B. ift
in der That von einem finnlichen Feuer und einer poetifchen Leidenfchaft
umfloffen, die uns noch heute beraufchen. Das Schwert hält fie noch in der
Rechten, das abgefchlagene Haupt des Holofernes in der Linken. Eine reiche,
halb orientalifch gemeinte Tracht umfliefst ihren prächtigen Gliederbau,
wallendes fchwarzes Haar umrahmt ihre feinen aber trotzigen Züge. Ihre
alte Magd folgt ihr. Feft fchreitet fie aus, und ftolzer Siegesraufch fpiegelt
fleh in ihrem kühnen Blicke. Ueppigkeit und Graufen zugleich athmet dies
blühende, glühende Weib. Eine Wiederholung diefes Bildes befitzt die kaiferl.
Galerie zu Wien.

Gleichmäfsiger als Criftofano Allori fpricht uns gleichwohl fein Mitfchüler bei
Roffen? ?agani an> ^er übrigens auch Paffignano’s Atelier befucht hatte, Matteo Rofjelli
(1578—1650) J), ein correcter, klarer Meiller, dem ein aufrichtiger Naturfinn
Sein Stil, und ein lebendiges Schönheitsgefühl über manche Klippe des Eklekticismus
Seme hinweg halfen. Er erinnert manchmal an Domenichino. Von feinen Fresken
Fresken. ö
find befonders diejenigen in der Annunziatakirche zu Florenz zu beachten.
Sbiidernm1' fchönftes Tafelbild ift der 1621 gemalte Triumph Davids (Fig. 474) im Pal.
Pai. Pitti, Pitti. Das Haupt des erfchlagenen Riefen in der gefenkten Rechten, das
breite Schwert in der erhobenen Linken über die Schulter gelegt, fchreitet der
ftattliche Jüngling dem Zuge bildfchöner muficirender Frauen voran, der ihm
Akademi folgt- Dazu in der Akademie von Florenz eine »Anbetung der Könige«, in
T-Än.den den Uffizien aber nur fein Selbftbildnifs. Den gröfsten Einflufs gewann er als
F1gJiej1ez- Schulhaupt; zu feinen Schülern gehören Meifter, wie Franc. Funni (1600 bis
f Schüler: 1649), welcher fleh hauptfächlich durch fchmelzend weich modellirte und fenti-
mental dreinfehauende weibliche Figuren auszeichnete (Adam und Eva, fowie
eine allegorifche Figur im Pal. Pitti zu Florenz, zwei Magdalenen in der kaif.
Galerie zu Wien, eine hl. Cäcilie in Dresden, Lot und feine Töchter in
Manozzi, Madrid), — wie Giovanni da San Giovanni,' Manozzi genannt (1590—1636), der
bedeutendfte, kräftigfte und blühendfte Freskenmaler der Schule (Fresken im
Pal. Pitti, in Ogniffanti, in S. Croce, in S. Maria nuova zu Florenz, in der
Tribunenhalbkuppel der Kirche Ss. Quattro Coronati zu Rom, im Refectorium
der Badia bei Fiefole), der aulserdem eine Reihe hübfeher religiöfer und alle-
gorifcher Staffeleibilder gefchaffen hat und in feinen Genreftücken, wie dem
grofsen Jägerbilde des Pal. Pitti, fogar als Nachfolger Caravaggio’s erfcheint,
Bceds’chintn'— w^e Bald. Franceschini (1611 —1681) von Volterra, welcher fleh ebenfalls
hauptfächlich als Wand-, Decken- und Kuppelmaler auszeichnete' (Capp. Nicco-
lini in S. Croce, S. Annunziata, S. Maria maggiore und Pal. Pitti zu Florenz), —
ßofc’hi’ und w*e Branc- Bofchi (1619—1675), von deffen Hand die Uffiziengalerie eine
mit feinem Namen und der Jahreszahl 1647 bezeichnete Darftellung der Be-
rufung des Matthäus befitzt.
Lor. Lippi, Ihnen fchliefst fleh auch der Dichter und Maler Lorenzo Lippi (1606 bis

1) Voller Name; Matteo d’Alfonfo di Domenico Roffelli. Baldinucci a. a. O. V, p. 399
bis 412.
 
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