Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0227
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. E. Die toscanifche Malerei des 17- Jahrh. 21 5
An Pietro da Cortona fchlofs fich eine grofse Schule an. Von feinen tos-
canifchen Schülern ift in erfter Reihe Pietro Teßa von Lucca (daher »il
Lucchefino^ zu nennen ’), der, obgleich er fich mit ihm überwarf und vorgab,
. nur dem Stile Domenichino’s folgen zu wollen, doch im Ganzen als Cortonift
erfcheint, nur allerdings mit einer Hinneigung zu ftrengeren hageren Formen
und zu einer reicheren Durchbildung der Landfchaft. Seine Gemälde find Ge^l"de.
hauptfächlich in Lucca und in Rom zu ftudiren; doch ift er noch bekannter
als geiftreicher, manchmal etwas nachläffiger Radirer eigener Erfindungen, denn Radir\nnegen.
als Maler.2)
Ein anderer Schüler Pietro da Cortonas war Giov. Fr. Romanelh von Omanern.
Viterbo (1617-—1662)3), der Meifter, welcher den Stil Cortonas nach Frank-
reich trug, wo er fowohl im königl. Schlöffe (in den jetzigen Antikenlälen des
Louvre), als auch im Palafte Mazarin’s (der jetzigen Bibliotheque nationale)
grofse mythölogifche Fresken fchuf, aber auch mit Oelbildern im Louvre ver-
treten ift, während man ihn in Italien am beften nach feinem grofsen, ur-
fprünglich für die Peterskirche gemalten, dort aber durch eine Mofaik-Copie
erfetzten und jetzt in S. Maria degli Angeli befindlichen Gemälde der Dar-
ftellung im Tempel würdigen lernen kann. Er fuchte den Stil Cortonas ins
Leichtere und Elegantere weiterzubilden.
Der treuefte Schüler Cortona’s aber, der als folcher fchon hier genannt
fein mag, war der Römer Ciro Ferri (1634 — 1687)4). Diefer vollendete nach Ciro Ferri,
des Meifters Tode z. B. deffen Deckenfresken in der Sala d’Apollo des Pal.
Pitti zu Florenz, aber er malte auch in Rom und an anderen Orten Fresken
und Oelbilder fo ganz im Stile Cortona’s, dafs fie manchmal von den Arbeiten
feines Lehrers kaum zu unterfcheiden find.
Ein Schüler Ciro Ferri's war der Florentiner Ant. Dom. Gabbiani (i6<2 bis Tlt:,Don'1
1722), den man u. A. in den florentinifchen Sammlungen kennen lernen kann 5),
ein Schüler Ferri’s und Gabbiani’s der Florentiner Benedetto Luti (1666—1724), Ben. Lüti.
der fich, wie z. B. feine 1722 gemalten Halbfiguren Chrifti und Mariae in der
Dresdner Galerie zeigen, einer ruhigen akademifchen Glätte, Eleganz und
Flauheit befleifsigte.
Unter den toscanifchen Meiftern des 17. Jahrhunderts ift ferner Pietro pieti-oRicchi
Ricchi von Lucca (il Lucchefe)6), 1606—1675, zu nennen, welcher aus der
Schule Paffignano’s zu Florenz in diejenige Guidos zu Bologna überging, fich
fpäter aber auch von den Venezianern beeinflußen liefs und hauptfächlich in
Frankreich und Oberitalien in leichtem, blühendem, aber doch fchon baufchig
manierirtem Stile arbeitete; und endlich gehören die Gentileschi von Pifa Gent°(eefchi
hierher7): Orazio Gentileschi, eigentlich Or. Lomi (1 563—1646), ein Halbbruder Ge(JJ3ezjc°h;
1) Nach Baldinucci a. a. O VI, p. 479—484 lebte er von 1611 —1651, nach Pafferi a. a.
O. p. 178—187 von 1617 —1650.
2) Bartfeh, Peintre Graveur. XX, p. 211—228. 39 Blatt.
3) Baldinucci a. a. O. VI, p. 540 — 541. Pascoli a. a. O. I, p. 93—105.
4) Pascoli a. a. O. I, p. 171 —176.
5) Unter seinen Radirungen (Bartfch XXI, p. 260—261) ift eine leicht hingeworfene Land-
fchaft zu nennen.
6) Baldinucci a. a. O. VI, p. 360 —364.
7) Baldinucci a. a. O. V, p. 290 — 294.
 
Annotationen