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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0231
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Die Italien. Malerei des 17. Jahrh. F. Die übrigen Schulen Oberitaliens. Die Malerei in Rom. 2 IQ
wahr erfcheint. Mit zahlreichen Gemälden ift er noch in den Kirchen Mailands
vertreten (z. B. in S. Euftorgio, in S. Marco, im Dom, in S. Maria delle
Grazie, S. Celfo, S. Raffaele, S. Protafo); von diefen ift »die Taufe des hl.
Auguftinus durch den hl. Ambrofius« von 1618 in San Marco das befte.
Aber auch in den mailändifchen Galerien fehlt er nicht. Das grofse Bild der
Madonna del Rofario in der Brera gehört zu feinen guten Leiftungen. Die
kaif. Galerie zu Wien befitzt eine Darftellung der Erfcheinung Chrifti vor den
Apofteln Petrus und Paulus von feiner Hand. Weit Erfreulicheres aber leiftete
Daniele Crefpi, über deffen Verwandtfchaft mit Giov. Battifta nichts berichtet Dan. Crefpi.
wird, während wir hören, dafs er aus feiner und der Procaccini Schule hervor-
gegangen fei. Da er 1630, noch ehe er fein 40. Lebensjahr erreicht hatte,
in Mailand an der Peft darb’)> fo mufs er um 1590 geboren fein. Er hat
in der That in dem Verftändnifs der Anordnung, in der Gediegenheit der
Pinfeiführung und in der Kraft der Farbe etwas den Carracci felbft Ver-
wandtes, dazu ein tiefes, wahres Gefühl und eine feltene Gabe, göttliche Rein-
heit rein und göttlich zum Ausdruck zu bringen. In den mailändifchen Kirchen
(z. B. in S. Euftorgio, S. Pietro in Geffate, S. Maria alla Paffione, S. Vittorio
al Corpo, S. Aleffandro, S. Protafo und S. Antonio Abate) befinden fich noch
zahlreiche Gemälde feiner Hand. Zu feinen Hauptwerken gehören die Fresken
in S. Maria alla Paffione und in S. Protafo. In den mailändifchen Galerien ift
er noch häufiger, als der ältere Crefpi: im erzbifchöflichen Palais z. B. ift er
mit zwei, in der Brera mit nicht weniger als neun Bildern vertreten, unter
welchen die »Taufe Chrifti«, die »Kreuztragung«, die »Steinigung des Stephanus«
und einige Bildniffe hervorgehoben feien. Auch in der Madonna di Campagna bei
Piacenza (1625) und in der Certofa bei Pavia (1629) hat er bedeutende Arbeiten
hinterlaffen. Nördlich der Alpen ift er mit einer Darftellung des Traumes Jofephs
in der kaif. Galerie zu Wien vertreten. Derfelben Schule gehört Carlo Francesco Carl° fra.nc-
Nuvoloni, Panfilo genannt (1608—1661) an, ein Sohn des nach Mailand gezogenen NPanifil°.
Cremonefen Panfilo Nuvoloni (geft. 1651), mit dem er manchmal verwechfelt wird.1 2)
Von dem Vater ift nicht viel mehr zu fagen, als dafs er ein fleifsiger Meifter und
guter Lehrer gewefen fein foll. Der Sohn aber, welcher anfangs den Pro-
caccini und Crefpi ähnlich werden zu wollen fchien, dann aber, wie Guido
Reni unter den Carracci-Schülern, zu gröfserer Weichheit und Eleganz über-
ging, wurde zu den beften mailändifchen Malern jener Tage gerechnet. Bilder
feiner Hand fieht man in den Kirchen S. Ambrogio, S. Maria del Carmine,
S. Celfo, S. Maria alla paffione, S. Vittorio al Corpo, S. Protafo und S. Sepolcro
zu Mailand. In der Brera trägt die Darftellung der hl. Margaretha im Kampfe
mit dem Drachen feine Namensinfchrift und die Jahreszahl 1636. Aufserdem ift
er dort noch mit drei religiöfen Darftellungen und einem intereffanten Porträt-
gruppengemälde der Familie des Panfilo Nuvoloni vertreten.
Zu feinen Schülern gehört Filippo Abbiati (1640—1715) ein kecker Breit-Fii. Abbiati,
und Schnellmaler, deffen beftes Werk, welches er mit feiner Namensinfchrift
auszeichnete, die Predigt Johannes des Täufers in Saronno ift, während feine

1) Orlandi, Abecedario pittorico, Ed. Guarienti, 1753, p. 136.
2) Vgl. Orlandi, a. a. O. p. 115 u. 405.
 
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