222
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Ueber feine 67 Radirungen vielfeitigften Inhalts Bartjch
Giov. Andr.
Deferrari.
Giov. Bened.
Caftiglione.
Sein Leben.
ii Capuccino er jung in den Kapuzinerorden trat, erhielt Bernardo den Beinamen »z’Z Capuc-
Genovefe. emo«., unter dem er m Genua am bekannteften ift, während er in Venedig, wo
er die fpäteren Tage feines Lebens als Säcularpriefter verlebte und 1644
ftarb, als der -»prete Genovefe«. berühmt war. Seine Fresken mufs man in
den Paläften und Kirchen Genuas auffuchen. Seine Staffeleibilder aber haben
feinen Namen in alle Welt getragen und finden fleh in den meiften grofsen
Sein Stil. Galerien. Allerdings hat er in der entfchloffen naturaliftifchen Formengebung
und in der Kraft feiner Pinfeiführung manche Züge mit Caravaggio gemein-
fam; doch ift er im ganzen noch frifcher und urwüchfiger als diefer, gefunder
und kräftiger in der Farbe; ja als Colorift, der fein Ziel hauptfächlich in
der kecken, lebensvollen Verwerthung der Localfarben fucht, fleht er faft einzig
unter den Italienern da. Auf der Kehrfeite feiner guten Eigenfchaften fehlt es
ihm aber auch nicht an Formlofigkeiten und Härten in der Zeichnung wie
in der Färbung. Seine Fleifchtöne nehmen manchmal ein unangenehmes Ziegel-
roth an; und feine Pinfeiführung ift nicht feiten flüchtig und roh. In feinen beften,
forgfältigften Werken tritt er uns als ein Naturalift entgegen, dem wir
Seine Stoffe, unfere volle Anerkennung zollen müffen. Seine Stoffe nahm er, wo er fie fand;
Seine Bilder die meiften aber aus der Bibel und aus dem täglichen Leben. Lebensgrofs
in Wien, find feine Darftellungen faft immer. Die kaif. Galerie zu Wien befitzt von
feiner Hand die Darftellungen Johannes des Täufers unter den Schriftgelehrten,
der armen Witwe von Sarepta, eines Lautenfpielers im blauen Kleide mit
rothem Barett und eines kahlköpfigen, fchwarzbärtigen Mannes im grauen Pelz-
in Dresden, mantel. Die Dresdner Galerie befitzt feine Darftellungen Bathfeba’s vor David,
•Rebecca’s bei Abrahams Knechten am Brunnen (Fig. 476), Davids mit dem Haupte
Goliaths und einer ganz vortrefflich durchgeführten jungen Frau, welche eine
Bafsgeige hält. Weniger Charakterjftifch, wenngleich immerhin mit einigen
im Louvre, Bibern ift er im Louvre zu Paris, in der Petersburger Eremitage und in der
bürg, Münchener Pinakothek vertreten. Aufserordentlich reich find aber die grofsen
in München, ...
in Genua. Galerien Genuas auch noch an Staffeleibildern feiner Hand. Aus dem Palazzo
Brignole-Sale nennen wir zunächft die frifchen, fchlichten Sittenbilder, von
denen das eine eine Köchin, das andere »Pifferari« darftellt; daneben kommen
in diefer Sammlung auch noch einige Heiligenbilder feiner Hand in Be-
tracht. Aus dem Palazzo Balbi-Senarega fei feine Darftellung Jofephs im
Kerker, aus dem Pal. Durazzo-Pallavicini eine hl. Katharina hervorgehoben.
Erft ein Schüler B. Caftello’s, dann B. Strozzi’s war Giov. Andrea Defer-
rari (1598—1669) J, ein lebensvoller, manchmal fogar an van Dyck er-
innernder Meifter, dem man in den Genuefifchen Kirchen und Paläften nach-
gehen mufs.
Erft ein Schüler Giov. Batt. Paggi’s, dann Giov. Andr. Deferrari’s und
vorübergehend wohl auch A. v. Dyck’s war Giov. Ben. Caßiglione'f
ein 1616 in Genua geborener und nach einem wanderreichen Leben, während
deffen er abwechfelnd in Genua, Rom, Neapel, Venedig, Parma und Mantua
gearbeitet, 1670 in diefer letzteren Stadt verftorbener Meifter, welcher zu den
1) Soprani a. a O. p. 255—259.
2) Soprani a. a. O. p. 223—226.
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Ueber feine 67 Radirungen vielfeitigften Inhalts Bartjch
Giov. Andr.
Deferrari.
Giov. Bened.
Caftiglione.
Sein Leben.
ii Capuccino er jung in den Kapuzinerorden trat, erhielt Bernardo den Beinamen »z’Z Capuc-
Genovefe. emo«., unter dem er m Genua am bekannteften ift, während er in Venedig, wo
er die fpäteren Tage feines Lebens als Säcularpriefter verlebte und 1644
ftarb, als der -»prete Genovefe«. berühmt war. Seine Fresken mufs man in
den Paläften und Kirchen Genuas auffuchen. Seine Staffeleibilder aber haben
feinen Namen in alle Welt getragen und finden fleh in den meiften grofsen
Sein Stil. Galerien. Allerdings hat er in der entfchloffen naturaliftifchen Formengebung
und in der Kraft feiner Pinfeiführung manche Züge mit Caravaggio gemein-
fam; doch ift er im ganzen noch frifcher und urwüchfiger als diefer, gefunder
und kräftiger in der Farbe; ja als Colorift, der fein Ziel hauptfächlich in
der kecken, lebensvollen Verwerthung der Localfarben fucht, fleht er faft einzig
unter den Italienern da. Auf der Kehrfeite feiner guten Eigenfchaften fehlt es
ihm aber auch nicht an Formlofigkeiten und Härten in der Zeichnung wie
in der Färbung. Seine Fleifchtöne nehmen manchmal ein unangenehmes Ziegel-
roth an; und feine Pinfeiführung ift nicht feiten flüchtig und roh. In feinen beften,
forgfältigften Werken tritt er uns als ein Naturalift entgegen, dem wir
Seine Stoffe, unfere volle Anerkennung zollen müffen. Seine Stoffe nahm er, wo er fie fand;
Seine Bilder die meiften aber aus der Bibel und aus dem täglichen Leben. Lebensgrofs
in Wien, find feine Darftellungen faft immer. Die kaif. Galerie zu Wien befitzt von
feiner Hand die Darftellungen Johannes des Täufers unter den Schriftgelehrten,
der armen Witwe von Sarepta, eines Lautenfpielers im blauen Kleide mit
rothem Barett und eines kahlköpfigen, fchwarzbärtigen Mannes im grauen Pelz-
in Dresden, mantel. Die Dresdner Galerie befitzt feine Darftellungen Bathfeba’s vor David,
•Rebecca’s bei Abrahams Knechten am Brunnen (Fig. 476), Davids mit dem Haupte
Goliaths und einer ganz vortrefflich durchgeführten jungen Frau, welche eine
Bafsgeige hält. Weniger Charakterjftifch, wenngleich immerhin mit einigen
im Louvre, Bibern ift er im Louvre zu Paris, in der Petersburger Eremitage und in der
bürg, Münchener Pinakothek vertreten. Aufserordentlich reich find aber die grofsen
in München, ...
in Genua. Galerien Genuas auch noch an Staffeleibildern feiner Hand. Aus dem Palazzo
Brignole-Sale nennen wir zunächft die frifchen, fchlichten Sittenbilder, von
denen das eine eine Köchin, das andere »Pifferari« darftellt; daneben kommen
in diefer Sammlung auch noch einige Heiligenbilder feiner Hand in Be-
tracht. Aus dem Palazzo Balbi-Senarega fei feine Darftellung Jofephs im
Kerker, aus dem Pal. Durazzo-Pallavicini eine hl. Katharina hervorgehoben.
Erft ein Schüler B. Caftello’s, dann B. Strozzi’s war Giov. Andrea Defer-
rari (1598—1669) J, ein lebensvoller, manchmal fogar an van Dyck er-
innernder Meifter, dem man in den Genuefifchen Kirchen und Paläften nach-
gehen mufs.
Erft ein Schüler Giov. Batt. Paggi’s, dann Giov. Andr. Deferrari’s und
vorübergehend wohl auch A. v. Dyck’s war Giov. Ben. Caßiglione'f
ein 1616 in Genua geborener und nach einem wanderreichen Leben, während
deffen er abwechfelnd in Genua, Rom, Neapel, Venedig, Parma und Mantua
gearbeitet, 1670 in diefer letzteren Stadt verftorbener Meifter, welcher zu den
1) Soprani a. a O. p. 255—259.
2) Soprani a. a. O. p. 223—226.