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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0237
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Die italien. Malerei des 17. Jahrh. F. Die übrigen Schulen Oberitaliens. Die Malerei in Rom. 225
Valerio Caftello’s, welcher fchon in feinem 25. Lebensjahre an der Peft ftarb.
Am bekannteren und gefchätzteften ift er als Radirer.1) Ein anderer Schüler
Valerio Caftello’s aber war Stefano Magnasco, welcher nach beendeter MagJasco.
Lehrzeit fünf Jahre in Rom zubrachte, dann aber nach Genua zurückkehrte,
hier eine Reihe von Altartafeln fchuf und jung ftarb. Als fein Sohn gilt
Aleffandro Magnasco, Liffandrino genannt, deffen Lebenszeit zwifchen 1681 Ac';; ttffan-'
und 1747 angefetzt wird, ein Schüler des oben (S. 219) genannten Mailänder drm0-
Abbiati, deffen paftofe Breite er weiterbildete und geiftvoll auf die Spitze
trieb. Als Landfehafter ift er ein Nachahmer Salvator Rofa’s, mit deffen
Bildern die feinen manchmal verwechfelt werden. Er ift nur noch wilder,
breiter, fahriger im Vortrag und arbeitet noch kühner auf eine Maffenwirkung
hin, als diefer. Seine beiden Darftellungen von »Nonnen im Chor« und von
»Kapuzinern im Refectorium« in der Dresdner Galerie, wirken allerdings
nur wie Skizzen, aber fie find geiftvoll und lebendig in ihrer Art und haben
für den Gefchmack der zweiten Hälfte unteres Jahrhunderts auch nichts
fonderlich befremdendes mehr. Zwei Landfchaften feiner Hand, von denen
die eine mit Eremiten, die andere mit einer Predigt Johannes des Täufers
ftaffirt ift, befitzen die Uffizien zu Florenz; und diefe beweifen, was übrigens
fchon von den meiften Kennern ausgefprochen worden ift, dafs auch die beiden
grofsen, Salvator Rofa zugefchriebenen, erft 1873 erworbenen Landfchaften
der Dresdner Galerie mit der Verfuchung des hl. Antonius und mit der Bufse
des hl. Hieronymus von keinem anderen als von ihm herrühren. Es find
äufserft kühn hingeftrichene, aber auch äufserft effectvolle, weithin leuchtende
Bilder. Gerade wegen ihrer an Salvator Rofa fich anfchliefsenden Eigenart
gehören diefe Werke ganz und voll zur italienifchen Schule, während ein
anderer fruchtbarer Landfehafter jener Tage, der freilich, gerade umgekehrt,
Mailänder von Geburt war, aber in Genua arbeitete und ftarb, Carlantonio c.A.Taveiia.
Tavella (1668 —1738) unter dem Einflufs einer Landfchaftsfchule ftand, die
wir erft fpäter kennen lernen werden.
Venedig, deffen Kunft fich im 16. Jahrhundert, wie wir gefehen haben, Venedig,
länger frifch erhielt, als diejenige der übrigen italienifchen Städte, erlebte im
fiebzehnten, von wenigen Ausnahmen abgefehen, nur eine welke Nachblüthe
feiner Malerei. Tintoretto’s Princip der Verfchmelzung florentinifcher Zeich- Allgemeines,
nung mit venezianifcher Färbung (oben S. 20) wirkte auf die fpäteren Meifter
lähmend und erfchlaffend. Erft im vollen 18. Jahrhundert fah Venedig in
G. B. Tiepolo wieder einen Meifter erflehen, welcher die Ueberlieferungen
der goldenen Zeit feiner Vaterftadt mit dem Gefchmacke feiner eigenen
Epoche in Einklang zu fetzen verftand. Immerhin aber blühten auch im 17.
Jahrhundert auf venezianifchem Gebiete einige Maler, an denen wir nicht
vorübergehen dürfen.
Ein Meifter wie Giannantonio Fafolo (1528—1572), der in feiner Vaterftadt g.a.Faibio.
Vicenza im Stile Paolo Veronefe’s arbeitete, hätte eigentlich fchon im vorigen
Zeitraum erwähnt werden müffen, wird aber in der Regel, auch von Lanzi2),
1) Bartfeh, Bd. XXI, p. 181—203, zählt 40 Nummern.
2) Storia pittorica, Ed. Baffano 1809, III, p. 232. — Ridolft, Le maravigle dell’ arte, overo
le vite degli illuftri pittori Veneti etc. Venedig 1648, II, p. 234.
Gefchichte d. Malerei. III. j r
 
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