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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0347
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Die franz. Malerei des 17. Jahrh. C. Schüler und Genoffen Pouffms fowie verwandte Meifter. 333

Baldinucci1) nennt Jac. de Rooster aus Mecheln und »einen gewiffen Vincenzio
aus dem Kirchenftaat« als feine Schüler. Indeffen ift erfterer, deffen Exiftenz ^^edre
um fo weniger geleugnet zu werden braucht, da eine grofse Anzahl unbeftimm-
barer Werkftattsbilder für Originale Gafp. Dughets ausgegeben werden, nur
durch diefe eine Nachricht bekannt; und der letztere, deffen Namen Baldinucci
wohl falfch verbanden, ift offenbar der Römer Crescenzio d'Onofno, den Pascoli2)
als einzigen Schüler Dughets bezeichnet. Von feiner Hand fieht man im Pal.
Colonna zu Rom zwei keineswegs unbedeutende grofse Landfchaften im Hoch-
formate, welche eine breite, kecke Pinfeiführung und eine tiefe Farbengebung
mit der Pouffin’fchen Compofitionsweife vereinigen, im Pal. Spada dafelbft zwei
Breitbilder ähnlichen Stils, die ein frifches Naturftudium verrathen. Auch als
Radirer ift er bekannt. Seine 12 Landfchaftsblätter3) zeugen von geiftreicher
Auffaffung und gewandter Technik. Er war 1632 in Rom geboren und ftarb
1698 in Florenz, wohin der Grofsherzog ihn berufen hatte4).
Einige andere Meifter, welche auf Gafp. Dughets Stil fo gefchickt einzu-
gehen wufsten, dafs ihre Bilder noch in manchen Galerien mit den feinigen
vervvechfelt werden, wie befonders J. F. van Bioemen gen. Orizzonte, von
Antwerpen, können wir, da fie weder Franzofen noch wirkliche Schüler Dughets
waren, an diefer Stelle noch nicht anreihen. Nur Francois Millet verdient fchon j. Fr. Millet.
hier genannt zu werden. Auch er war freilich Antwerpner von Geburt; aber
fein Vater war, nach den franzöfifchen Quellen5), ein eingewanderter Franzofe,
und er felbft kehrte nach Paris zurück, wo er fich ausbildete und arbeitete.
Wenn er fich auch nur aus der Ferne nach den Landfchaften N. Pouffms und
G. Dughets bildete, fo find doch gerade feine Bilder gelegentlich mit denen
des letzteren verwechfelt worden. Francois Millet (auch Milet, Mile oder Mille}, s ein Leben,
in der Regel ■»Francisque«., genannt, war 1642 in Antwerpen geboren, fiedelte
aber fchon in früher Jugend mit feinem Lehrer Laurens Francken nach Paris
über, wo er in jungen Jahren nach reicher Thätigkeit ftarb und am 3. Juni 1679
begraben wurde. In Paris malte er landfchaftliche Wandbilder in einem Palafte
und in einer Kirche. Erhalten haben fich aber nur feine nicht allzu zahlreichen
Staffeleibilder, deren Compofitionsweife fich in der Regel an diejenige der Sein Stil.
Pouffin anfchliefst, manchmal jedoch weniger ftreng in der Linienführung erfcheint,
während ihre Pinfelführung, befonders im »Baumfchlag«, einer weniger regel-
mäfsig »fchlagenden« oder ftrichelnden als rundlich tupfenden Art folgt und
feine Färbung manchmal flauer, in der Regel bunter, dabei in feinen bellen
Bildern aber auch feurig-leuchtender ift, als diejenige Dughets. Vor allen
Dingen ift er an der weicheren Bildung feiner Staffagefiguren leicht zu erkennen.
Als eines feiner Hauptbilder konnte daher auch die fchöne Landfchaft der Seine Werke

1) A. a. O. p. 475.
2) A. a. O. p. 62.
3) Bartfeh a. a. O. XX, p. 237—244.
4) Diefe Daten, nach handfchriftlichen Nachrichten bei Mariette a. a. O IV, p. 60—61
erfcheinen anderen Angaben gegenüber als die richtigeren.
5) {d’Argensville') a. a. O. II, p. 213—215. Die Antwerpner Quellen, welche angeben, dafs
fein Vater Peter Mille, feine Mutter Sara Guns geheifsen (F. J. v. d. Branden, Gefchiedenis der
Antwerpfche Schilderfchool, Antwerpen 1883, S. 1076—1077) fcheinen dem nicht zu wiederfprechen.
 
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