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Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.
in Dresden. Landfchaft mit der »Flucht nach Aegypten« (L. V. iio) in der Dresdner
Galerie, deren Jahreszahl nach genauerer Prüfung 1647 gelefen werden mufs.
Auch fie zeigt den Uebergang vom Goldton zu einer kühleren Stimmung; und
auch auf ihr ift der grofse Baum vorn links noch brauner, als es auf fpäteren
Bildern des Meifters in der Regel der Fall ift. In den fünfziger Jahren weicht
Bilder der die goldene vollends der filbernen Tonart; die bisher hie und da noch etwas
Tonart weich-vertriebene Pinfeiführung im Ganzen, bei ängftlicherer Durchbildung der
Einzelheiten im Vordergründe, macht zugleich einer überaus ficheren, meifter-
haften, Licht und Schatten, wo es darauf ankam, in grofsen Maffen vertheilenden,
und doch die Kräuter und Blumen des Vordergrundes liebevoll mit berück-
fichtigenden Behandlung Platz. Schon das Hafenbild von 1648 mit der Ein-
in London, fchiffung der Königin von Saba (L. V. 114) in der Londoner National-Gallery
Nat.-Galery, o o / j
zeigt in dem weichen, leichtwallenden Nebelgewölke, welches es erfüllt,
eine kühle helle Farbenftimmung bei meifterhafter Sicherheit der Behandlung.
Grosvenor Ihm fchliefst die herrliche Landfchaft (L. V. 115) im Grosvenor Houfe zu
Houfe,
London fich an, welche 1651 gemalt ift und im Mittelgründe einer freien,
heiteren, von hohen Bäumen befchatteten Gegend die Ruinen des Coloffeums
und des Conftantinsbogens zeigt, übrigens im Vordergründe ftark nachgedunkelt
ift; und noch herrlicher ift diefe Periode des Meifters durch das Bild von 1653
in derfelben Sammlung (L. V. 129) vertreten, welches die Anbetung des
goldenen Kalbes in einem reich mit Prachtbäumen gefchmückten Gefilde zeigt.
Das Licht ift hier noch eher warm; und befonders wirkungsvoll find die grofsen
Gegenfätze von Licht und Schatten behandelt. Sehr fchön, klar und feft ift
auch die Landfchaft mit der »Ruhe auf der Flucht« von 1654 (L. V. 154) in
in St. Peters-(3er Petersburger Eremitage behandelt; und in befonders kühlem, klarem
Sonnenlicht leuchtet das Gemälde mit Jacob und Rahel am Brunnen (L. V. 169)
in derfelben Sammlung, deffen Jahreszahl wir wohl mit dem Katalog 1655
lefen dürfen Schon von 1657 datirt aber ift die fchöne, klare, kühle Küften-
in Dresden, landfchaft mit Polyphem, Acis und Galathea (L. V. 141) in der Dresdner
Galerie *), fowie die Landfchaft mit dem in einen Oelbaum verwandelten
(Brid-rewaur arkadifchen Hirten (L. V. 142) in der Bridgewater Gallery in London;
Gaüery), auch diefe letztere zeigt bei weicher Behandlung jenen hellen Ton, der den
Bildern des Meifters aus diefer Zeit eigen ift. Auffallend warm ift dagegen
das 1654 gemalte Bild derfelben Sammlung (L. V. 161) gehalten, welches
Mofes vor dem feurigen Bufche in einer köftlichen, klaren Landfchaft darftellt.
In den fechziger Jahren tritt zwar gelegentlich immer noch ein Rückfall
in die weichere, bräunlichere Tonart ein, wie fie uns z. B. in dem prachtvollen,
1663 gemalten Bilde des Apollongottesdienftes (L. V. 157), einer überaus
edel durchgebildeten Landfchaft, entgegentritt, welche vor Kurzem aus dem
Befitze der Familie Miles zu Leigh Court bei Briftol in denjenigen des Herrn
ANe,w-y.?^ Vanderbilt in New-York übergegangen ift. In der Regel zeichnen fich fonft
gerade Claude’s Bilder aus diefem Jahrzehnt durch ihre klare, fefte Haltung und
ihren feinen Silberton aus. Hierher gehört die Landfchaft mit dem Raube
1) Nach Hübners Katalog frageweife »1650«. Die Zahl 7 ift jedoch ganz deutlich; auch
beweift die Infchrift auf der Rückfeite des Entwurfes, dafs diefes Bild dem Jahre 1657 angehört.
Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.
in Dresden. Landfchaft mit der »Flucht nach Aegypten« (L. V. iio) in der Dresdner
Galerie, deren Jahreszahl nach genauerer Prüfung 1647 gelefen werden mufs.
Auch fie zeigt den Uebergang vom Goldton zu einer kühleren Stimmung; und
auch auf ihr ift der grofse Baum vorn links noch brauner, als es auf fpäteren
Bildern des Meifters in der Regel der Fall ift. In den fünfziger Jahren weicht
Bilder der die goldene vollends der filbernen Tonart; die bisher hie und da noch etwas
Tonart weich-vertriebene Pinfeiführung im Ganzen, bei ängftlicherer Durchbildung der
Einzelheiten im Vordergründe, macht zugleich einer überaus ficheren, meifter-
haften, Licht und Schatten, wo es darauf ankam, in grofsen Maffen vertheilenden,
und doch die Kräuter und Blumen des Vordergrundes liebevoll mit berück-
fichtigenden Behandlung Platz. Schon das Hafenbild von 1648 mit der Ein-
in London, fchiffung der Königin von Saba (L. V. 114) in der Londoner National-Gallery
Nat.-Galery, o o / j
zeigt in dem weichen, leichtwallenden Nebelgewölke, welches es erfüllt,
eine kühle helle Farbenftimmung bei meifterhafter Sicherheit der Behandlung.
Grosvenor Ihm fchliefst die herrliche Landfchaft (L. V. 115) im Grosvenor Houfe zu
Houfe,
London fich an, welche 1651 gemalt ift und im Mittelgründe einer freien,
heiteren, von hohen Bäumen befchatteten Gegend die Ruinen des Coloffeums
und des Conftantinsbogens zeigt, übrigens im Vordergründe ftark nachgedunkelt
ift; und noch herrlicher ift diefe Periode des Meifters durch das Bild von 1653
in derfelben Sammlung (L. V. 129) vertreten, welches die Anbetung des
goldenen Kalbes in einem reich mit Prachtbäumen gefchmückten Gefilde zeigt.
Das Licht ift hier noch eher warm; und befonders wirkungsvoll find die grofsen
Gegenfätze von Licht und Schatten behandelt. Sehr fchön, klar und feft ift
auch die Landfchaft mit der »Ruhe auf der Flucht« von 1654 (L. V. 154) in
in St. Peters-(3er Petersburger Eremitage behandelt; und in befonders kühlem, klarem
Sonnenlicht leuchtet das Gemälde mit Jacob und Rahel am Brunnen (L. V. 169)
in derfelben Sammlung, deffen Jahreszahl wir wohl mit dem Katalog 1655
lefen dürfen Schon von 1657 datirt aber ift die fchöne, klare, kühle Küften-
in Dresden, landfchaft mit Polyphem, Acis und Galathea (L. V. 141) in der Dresdner
Galerie *), fowie die Landfchaft mit dem in einen Oelbaum verwandelten
(Brid-rewaur arkadifchen Hirten (L. V. 142) in der Bridgewater Gallery in London;
Gaüery), auch diefe letztere zeigt bei weicher Behandlung jenen hellen Ton, der den
Bildern des Meifters aus diefer Zeit eigen ift. Auffallend warm ift dagegen
das 1654 gemalte Bild derfelben Sammlung (L. V. 161) gehalten, welches
Mofes vor dem feurigen Bufche in einer köftlichen, klaren Landfchaft darftellt.
In den fechziger Jahren tritt zwar gelegentlich immer noch ein Rückfall
in die weichere, bräunlichere Tonart ein, wie fie uns z. B. in dem prachtvollen,
1663 gemalten Bilde des Apollongottesdienftes (L. V. 157), einer überaus
edel durchgebildeten Landfchaft, entgegentritt, welche vor Kurzem aus dem
Befitze der Familie Miles zu Leigh Court bei Briftol in denjenigen des Herrn
ANe,w-y.?^ Vanderbilt in New-York übergegangen ift. In der Regel zeichnen fich fonft
gerade Claude’s Bilder aus diefem Jahrzehnt durch ihre klare, fefte Haltung und
ihren feinen Silberton aus. Hierher gehört die Landfchaft mit dem Raube
1) Nach Hübners Katalog frageweife »1650«. Die Zahl 7 ift jedoch ganz deutlich; auch
beweift die Infchrift auf der Rückfeite des Entwurfes, dafs diefes Bild dem Jahre 1657 angehört.