Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0367
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die franzöfifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Claude Lorrain und feine Schüler.

noch das Mufeum zu Grenoble wenigftens ein echtes Bild Claudes in feiner in Grenoble;

fchönen Morgenlandfchaft, welche die Campagna unter Tivoli mit feinem Rund-
tempel in idealer Stilifirung veranfchaulicht (L. V. 79) !).
Als echte Bilder des Meifters in Deutfchland können wir, da wir feine111 Paenudtfch‘
Landfchaften in den Sammlungen zu München und Dresden bereits kennen

gelernt haben, nur noch das neuerworbene Bild des Berliner Mufeums von
1642 (L. V. 64) nennen, welches eine römifche Ruinenlandfchaft mit arkadifcher
Hirtenftaffage im Stile der früheren Zeit des Meifters darftellt. Für Oefterreich-
Ungarn ift nur die hübfehe Landfchaft mit iclyllifcher Hirtenftaffage (L. V. 107)
im Pefter Mufeum zu ewähnen. Reicher ift Italien noch an Bildern des Meifters.
Im Mufeum von Neapel halte ich nur das Prachtbild mit der Nymphe Egeria
(L. V. 175) für echt, welches 1669 gemalt ift und dementfprechend den klaren,
kühlen Ton zeigt, der dem Meifter in jener Zeit eigen war. Die Uffizien zu
Florenz befitzen noch ein ftattliches Hafenbild (L. V. 28) mit leuchtender

in Berlin;

in Ungarn ;
in Peft;
in Italien;
in Neapel,

in Florenz
(.Uffizien),

Sonnenuntergangswirkung. Vor allen Dingen aber ift in den Galerien der in Rom,
römifchen Grofsen eine Nachlefe zu halten. Im Palazzo Barberini halte ich —
barbenm.
für unbedingt echt nur die Landfchaft mit Caftel Gandolfo (L. V. 138); im
Palazzo Rofpigliofi, deffen Landfchaft mit Merkur, Aglauros und Herfe fchon
hervorgehoben worden ift, ift die herrliche Darftellung (Fig. 513) des foge-
nannten Venustempels (links ein Prachtpalaft, rechts eine köftliche Baumgruppe
L. V. 178) das berühmtefte Bild Claudes. Am reichften an Werken feiner
Hand in Rom aber ift der Palazzo Doria-Pamfili. Neben der fchon erwähnten Pal. Doria;

viel gepriefenen »Mühle« des Meifters dürfen hier die beiden kleineren Hoch-
bilder, deren eines den Heerdendiebftahl Merkurs (L. V. 92) zur Staffage hat,
darf aber vor allen Dingen die grofsartige Darftellung des Apollontempels in
wahrhaft herrlicher Umgebung (L. V. 119) nicht vergehen werden.
Befonders reich an Werken Claudes ift ferner die Eremitage-Sammlung zu inSt-Peters-
0 bürg
St. Petersburg. Von den vier berühmten Landfchaften, welche angeblich die (Eremitage),
vier Tageszeiten darftellen, haben wir den »Morgen« und den »Mittag« (L. V. 169
und 154) bereits kennen gelernt. Nicht minder fchön find ihre Gegenftücke,
der »Abend«, mit Tobias und dem Engel (L. V. 161) und die fogenannte
»Nacht« mit Jacobs Ringkampf mit dem Engel (L. V. 181). Aber auch das
klare kühle Bild mit Motiven des Golfes von Bajae (L. V. 99) und die Land-
fchaft mit Apollon und Marfyas (L. V. 45) leuchten als Meifterwerke aus dem
Dutzend Bildern hervor, die in diefer Sammlung des Meifters Namen tragen.
Zu den urofsartigften Gemälden Claude Lorrains gehören endlich feineim
zehn Landfchaften im Madrider Mufeum. Hier befinden fich zunächft die vier
gleichen, grofsen Höhendarftellungen, welche das Begräbnifs der hl. Sabina
unter römifchen Ruinen (L. V. 48), die Findung Mofis in anmuthiger mit einer
Palme gefchmückter Landfchaft (L. V. 47), die Einfchiffung der hl. Paula in
reichem Hafenbilde (L. V. 49) und Tobias mit dem Engel in einer feinen, rechts
durch eine Prachtpinie beherrfchten Landfchaft (L. V. 50) darftellen. Hier
befinden fich aber unter anderen auch die grofse Mondfcheinlandfchaft mit der

1) Ueber das zweite Bild in Grenoble vergleiche man des Verfaffers Bemerkungen in v. Lützows
»Zeitfchrift« 1881, S, 183 und in Thode’s »Kunftfreund« I, 1885, S. 276—277.
23®
 
Annotationen