Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0379
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die franzöfifche Malerei des 17. Jahrhunderts. E. Die Schule Vouets und die Akademie. 36/
matte, ruhige, allerdings nicht unharmonifche, aber auch niemals erquickliche
Farbengebung das Ihre dazu thut, eine gewiße Langeweile über feine Gemälde
auszubreiten. Gleichwohl wird es immer verwandte Seelen geben, die er an-
zieht ; und die Gefchichte der Malerei wird ihm feine Bedeutung daher auch
niemals abfprechen können.
Die erften wichtigen Werke, welche er unternahm und mit manchen Unter- Se.lT (V
7 malde fürs
brechungen in einer Reihe von Jahren zu Ende führte, waren feine Gemälde- , Pa'ais.L-
ö J deJLhongny,
folgen im Hotel des Präfidenten Lambert de Thorigny, in dem Le Brun gleich-
zeitig feine Herkulesbilder fchuf. Le Sueur malte in verfchiedenen Zimmern
des Palaftes. Im Cabinet des Präfidenten zu ebener Erde, dem fog. »Cabinet
de l’Amour« , malte er fünf Darftellungen aus der Gefchichte Amors an die
Decke, eine fechfte, in runder Form, über den Kamin. Sie befinden fich jetzt
alle fechs im Louvre und zeigen noch den Jugendftil des Meifters, in dem er
die Erinnerungen an Vouet und durch ihn an die Carracci noch keineswegs
ganz zu Gunften der Einwirkung Raphaels und Pouffins aufgegeben hatte.
Im erften Stockwerk, im Zimmer der Frau Präfidentin (»Cabinet des Mufes«)
malte er an die Decke die Gefchichte Apollons und Phaetons, an die Wände
zwifchen Holzverkleidung die neun Mufen in fünf Bildern. Auch diefe fechs jetzt im
Gemälde befinden fich im Louvre zu Paris. Dasfelbe gilt von dem Decken-
gemälde eines dritten Gemaches, welches den Raub Ganymeds darftellt. Le
Sueur hatte fich in diefen fpäteren Bildern des Hotel Lambert bereits felbft
gefunden. Sie zeigen ganz den Durchfchnittsftil feiner gereiften Zeit. In den
Jahren 1645 bis 1648 malte er dann für den kleinen Kreuzgang der Chartreufe
zu Paris das berühmte Hauptwerk feines Lebens, die 22 Darftellungen aus
dem Leben des hl. Bruno, welche fich jetzt ebenfalls, vom Holz auf Leinwand Seides’,]fJbed
übertragen, im Louvre befinden (Fig. 516)- Um fie in ihrer ganzen Schönheit
zu würdigen, mufs man fich liebevoll in fie verfenken. Dem flüchtigen Be-
obachter wird auch in ihnen Manches nüchtern erfcheinen, wenngleich einige
der Compofitionen doch von grofser unmittelbarer Wirkung find; am ergreifen dft en
ift wohl die Darftellung des Todes des Heiligen. Als »Maibild« im Auftrage ®e.lne
der Goldfchmiede für die Kirche Notre-Dame malte er dann 1649 die berühmte U,hvl'e’
aber kalte Darftellung der Predigt des Apoftels Paulus in Ephefus. Auch diefes
Bild gehört jetzt dem Louvre, deffen Sammlung allein den Meifter kennen
lehren kann, aber auch genügt, um ihn kennen zu lernen, während die Gemälde, unte'-
welche er als feinen dritten gröfseren Cyklus eigens für die königlichen Gemächer
des Louvre gemalt hatte, untergegangen find. Von feinen jetzigen Louvre-erhaltene,
bildern feien, aufser dem lebensgrofsen Gruppenbilde von fieben Freunden des
Kriegsfchatzmeifters de Chambray, welches feiner durch Vouet beeinflufsten
Frühzeit angehört, noch die folgenden hervorgehoben: die Weigerung der hl.
Gervafius und Protafius, dem Jupiter zu opfern, urfprünglich für St. Gervais
zu Paris gemalt, weit bekannt durch Audrans Stich; das Martyrium des hl.
Lorenz, für eine Kapelle der Kirche St. Germain-1’Auxerrois gemalt, ebenfalls
von Audran geftochen, und »Tobias mit feinem Sohne«, ein Gemälde, welches
Le Sueur für ein Privathaus in der Rue des Lions gemalt hatte. — Aufserhalb
Paris find nur wenig Gemälde des Meifters zu finden: die meiften befitzt die Seine Ge-
Eremitage zu St. Petersburg, eins (der hl. Bruno in feiner Zelle) befindet fich Petersburg.'
 
Annotationen