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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0416
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

Sti^ntwkk-’ Neffen Kunftfchaffen wir nicht näher unterrichtet find. Alexander Kerrincx
lung. ging von der kräftigen Richtung der Brueghel - Schule, wie fie durch Govaerts
und Js. van Ooften vertreten wurde, aus. Das beweifen vor allen Dingen
SBndef?UiJien ^cme beiden frühen Landfchaften in Dresden, von denen die eine feine zwar
Dresden, nicht unverfehrte, aber unanfechtbare Namenszeichnung trägt1); und ihnen
ln Aburgffen' Schliefst ein bezeichnetes Bild im Schlöffe zu Afchaffenburg fich an; doch zeigt
der junge Meifter fchon in diefen frühen Bildern innerhalb des hergebrachten
Stiles eine gewiffe Eigenheit in der langbufchigen Behandlung des Baumlaubes
und in der Neigung, den Mittelgrund in hellgrün - bräunlichen Ton zu hüllen.
Die Bilder jm Jahfe 1620 hatte er diefe Eigenart, wie fein bezeichnetes Bild von diefem
leren Zeh Jahre in der Dresdener Galerie, dem ein anderes von 1621 im Braunfchweiger
in Dresden, . 0
in Braun- Mufeum fich anfchliefst, fchon fo weit entwickelt, dafs die Gefammtmaffe feiner
fchweig, e
Bäume fich in gleichmäfsig hellbraunem Tone zufammenfchliefst. Aber er
bewahrte im Vordergründe um diefe Zeit noch immer Anklänge an die alt-
vlämifche Schule. Von Jahr zu Jahr wurde er jetzt, ohne die gute alte Feftig-
keit feiner Pinfeiführung aufzugeben, breiter in der Compofition und einheitlicher
im Ton feiner meift mit prachtvollen Baumgruppen ausgeftatteten und von
Waffer durchfloffenen Landfchaftsbilder, wie fie fich, bezeichnet und unbezeichnet,
aber leicht erkennbar, in den verfchiedenften Galerien erhalten haben: es fei
m Sbu^|ters' zunächft an feine bezeichneten Bilder in St. Petersburg, im Haag, in Schleifs-
• ’P IW/’ heim, in Schwerin erinnert. Ihnen fchliefsen fich einige wohl fchon in Holland
in Schleifs- . 0
heim, gemalte, nicht nur bezeichnete, fondern auch datirte Bilder aus den dreifsiger
in Schwerin.
Jahren an, in denen allmählich eine immer gröfsere Beeinfluffung durch die
holländifche Tonmalerei und felbft durch die holländifche Art, das Baumlaub
Seine fpate- zu fehen ull(j wiederzugeben, hervortritt. Bilder diefer Art find feine Wald-
in Kopen- landfchaft in Kopenhagen und feine Landfchaft mit dem auffteigenden Gewitter
in JJotteWn Rotterdam, beide von 16302), fein »Eichenwald mit Jagdftaffage von 1631 in
in München, der Münchner Pinakothek, feine Landfchaft von 1633 in der Bremer Kunfthalle
in Bremen, .
in Braun- und feine Abendlandfchaft mit Hirten von 1640 im Braunfchweiger Mufeum, mit
in Dresden, der ein unbezeichnetes Bild der Dresdener Galerie übereinftimmt. Die fpäteften
diefer Bilder des Meifters find von den früheren durch eine fcheinbar unüber-
windliche Kluft getrennt; und doch ift es möglich, die allmählichen Uebergänge
in ihnen zu verfolgen; Kerrincx ift daher einer der lehrreichften Meifter zur
Erläuterung von Stilwandlungen unter den Einflüßen eines Umgebungswechfels.
Dmaiere’ Auch einer der älteften Seemaler, deffen Einflufs auf die ganz frühe Ent-
wicklung der vlämifchen und holländifchen Seemalerei noch kaum genügend
gewürdigt worden ift, war geborener Antwerpener und wanderte nach Holland
uAdam aus. Wir meinen Adam Willaerts. der nach Cornelis de Bie und Houbraken
Willaerts. ’
Sein Leben. 1 577 zu Antwerpen geboren wurde, nachweislich 1611 3 *) in die Lukasgilde zu

1) Ehe diefe wieder entdeckt wurde, konnte man daher an der Echtheit der Bilder zweifeln, wie
es Bode (in v. Zahns Jahrbüchern VI, S. 206) und Riegel (Beiträge, S. 179) thaten.
2) Scheibler, dem der Verfaffer manche dankenswerthe handfchriftliche Mittheilung für diefes
Kapitel verdankt, lieft die Jahreszahl des Rotterdamer Bildes 1620. Das Facfimile des Katalogs
zeigt jedoch 1630.
3) Die Nachrichten über Ad. Willaerts und feine drei Söhne Cornelis, Abraham und Ifaak in
Utrecht bei S. Muller, Schildersvereenigingen te Utrecht (Utrecht 1880), p. 174—175-
 
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