424
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfler Abfchnitt.
Bildniffe.
Thier- und
Jagdbilder.
Rubens’
zweite
Wanderzeit.
Darftellun-
gen aus der
Heiligen-
legende.
Mytholo-
gifche
Gemälde.
Rubens in
Paris.
Die Bilder
aus dem
Leben der
Maria de’
Medici.
der bewundernswertheften Schöpfungen des Meifters, und das
hl. Lorenz in der Münchener Pinakothek diefer Zeit an. Zahl-
auch in diefer Epoche des Meifters geift- und lebensvolle Dar-
der alten Mythologie. Genannt feien »Venus und Adonis« in
zu St. Petersburg, »Boreas und Oreithyia« in der Akademie zu
ä la Paille« im Antwerpener Mufeum, der »Höllenfturz der Verdammten« und
das kleine »Jüngfte Gericht« der Münchener Pinakothek. Von den Darftellungen
. aus der Heiligenlegende gehören der hl. Georg mit dem Drachen im Madrider
Mufeum, eine
Martyrium des
reich find aber
ftellungen aus
der Eremitage
Wien, »die Findung des Erichthonius« beim Fürften Liechtenftein dafelbft, das
köftliche Bild des Raubes der Töchter des Leukippos durch das kühne junge
Reiterpaar Caftor und Pollux, in jeder Hinficht ein Hauptbild der Münchener
Pinakothek (Fig. 525), die Darftellungen der Befreiung der Andromeda durch
Perfeus im Berliner, der Entdeckung des Achilleus unter den Töchtern des
Lykomedes im Madrider Mufeum und »Cimone und Efigenia« in der kaiferl.
Galerie zu Wien. Nach wie vor im Vordergründe der künftlerifchen Neigung
des Meifters flehen natürlich auch Thier- und Jagddarhellungen, wie die herrliche
Münchener »Löwenjagd«, der die veränderte, mit der Beihülfe von Schüler-
händen ausgeführte ähnliche Darftellung der Dresdener Galerie fich einige
Jahre fpäter anreihte, wie die »Wrolfsjagd« beim Lord Ashburton, der die
köftliche, auch landfchaftlich bereits bahnbrechende »Eberjagd« der Dresdener
Galerie (gröfser ausgeführt bei Mr. Adr. Hope in London) zur Seite fleht, und
wie die Berliner Neptunsallegorie, der die berühmte, mit wilden Prachtthieren
ausgeftattete Darftellung der vier Welttheile in der kaiferlichen Galerie zu Wien
fich anfchlofs. Endlich reihen feinen fchon genannten Bildniffen und Bildnifs-
gruppen fich noch fo herrliche, ganz eigenhändige Darftellungen an, wie die
Bildniffe eines fchwarzgekleideten Herrn und einer fchwarzgekleideten Dame
mit goldener Kette in der Dresdener Galerie, wie das Selbftbildnifs des Meifters
mit dem Hute in den Uffizien zu Florenz und wie das Reiterbildnifs des Erz-
herzogs Albrecht im Schlöffe zu Windfor.
Mit dem Jahre 1621 beginnt ein neuer Abfchnitt im Leben des Meifters.
Man könnte ihn als feine zweite Wanderzeit bezeichnen. Aber Rubens war
jetzt freilich nicht mehr der junge Mann, welcher in der Fremde ebenfoviel
lernen als leiften wollte, er war der von allen Seiten begehrte grofse Meifter,
welcher feine eigentliche Werkftatt in Antwerpen behielt, aber oft nicht umhin
konnte, den Berufungen nach auswärts Folge zu leiften und daher weit mehr
unterwegs war, als es feinen eigenen Neigungen entfprach. Zuerft war Rubens
1621 und bis zum Anfänge des Jahres 1622 in Paris. Die Königin Maria de’
Medici hatte ihn berufen, um die grofse Galerie des Palais du Luxembourg
von feiner Hand mit Darftellungen aus ihrer eigenen Lebensgefchichte fchmücken
zu laffen. Der Cyklus follte einundzwanzig grofse Gemälde umfaßen. Rubens
malte die Skizzen in Paris, liefs die Bilder dann unter feiner Aufficht von feinen
beften Schülern in Antwerpen ausführen, überging he aber an vielen Stellen
eigenhändig und fügte in Paris felbft zum Schluffe noch manche der Bildniffe,
die in den grofsen, halballegorifchen, halbhiftorifchen Compofitionen vorkommen,
hinzu. Achtzehn der Originalfkizzen, von denen jedoch eine, die vielleicht von
der Königin nicht gebilligt wurde, eine zweiundzwanzigfte, nicht ausgeführte
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfler Abfchnitt.
Bildniffe.
Thier- und
Jagdbilder.
Rubens’
zweite
Wanderzeit.
Darftellun-
gen aus der
Heiligen-
legende.
Mytholo-
gifche
Gemälde.
Rubens in
Paris.
Die Bilder
aus dem
Leben der
Maria de’
Medici.
der bewundernswertheften Schöpfungen des Meifters, und das
hl. Lorenz in der Münchener Pinakothek diefer Zeit an. Zahl-
auch in diefer Epoche des Meifters geift- und lebensvolle Dar-
der alten Mythologie. Genannt feien »Venus und Adonis« in
zu St. Petersburg, »Boreas und Oreithyia« in der Akademie zu
ä la Paille« im Antwerpener Mufeum, der »Höllenfturz der Verdammten« und
das kleine »Jüngfte Gericht« der Münchener Pinakothek. Von den Darftellungen
. aus der Heiligenlegende gehören der hl. Georg mit dem Drachen im Madrider
Mufeum, eine
Martyrium des
reich find aber
ftellungen aus
der Eremitage
Wien, »die Findung des Erichthonius« beim Fürften Liechtenftein dafelbft, das
köftliche Bild des Raubes der Töchter des Leukippos durch das kühne junge
Reiterpaar Caftor und Pollux, in jeder Hinficht ein Hauptbild der Münchener
Pinakothek (Fig. 525), die Darftellungen der Befreiung der Andromeda durch
Perfeus im Berliner, der Entdeckung des Achilleus unter den Töchtern des
Lykomedes im Madrider Mufeum und »Cimone und Efigenia« in der kaiferl.
Galerie zu Wien. Nach wie vor im Vordergründe der künftlerifchen Neigung
des Meifters flehen natürlich auch Thier- und Jagddarhellungen, wie die herrliche
Münchener »Löwenjagd«, der die veränderte, mit der Beihülfe von Schüler-
händen ausgeführte ähnliche Darftellung der Dresdener Galerie fich einige
Jahre fpäter anreihte, wie die »Wrolfsjagd« beim Lord Ashburton, der die
köftliche, auch landfchaftlich bereits bahnbrechende »Eberjagd« der Dresdener
Galerie (gröfser ausgeführt bei Mr. Adr. Hope in London) zur Seite fleht, und
wie die Berliner Neptunsallegorie, der die berühmte, mit wilden Prachtthieren
ausgeftattete Darftellung der vier Welttheile in der kaiferlichen Galerie zu Wien
fich anfchlofs. Endlich reihen feinen fchon genannten Bildniffen und Bildnifs-
gruppen fich noch fo herrliche, ganz eigenhändige Darftellungen an, wie die
Bildniffe eines fchwarzgekleideten Herrn und einer fchwarzgekleideten Dame
mit goldener Kette in der Dresdener Galerie, wie das Selbftbildnifs des Meifters
mit dem Hute in den Uffizien zu Florenz und wie das Reiterbildnifs des Erz-
herzogs Albrecht im Schlöffe zu Windfor.
Mit dem Jahre 1621 beginnt ein neuer Abfchnitt im Leben des Meifters.
Man könnte ihn als feine zweite Wanderzeit bezeichnen. Aber Rubens war
jetzt freilich nicht mehr der junge Mann, welcher in der Fremde ebenfoviel
lernen als leiften wollte, er war der von allen Seiten begehrte grofse Meifter,
welcher feine eigentliche Werkftatt in Antwerpen behielt, aber oft nicht umhin
konnte, den Berufungen nach auswärts Folge zu leiften und daher weit mehr
unterwegs war, als es feinen eigenen Neigungen entfprach. Zuerft war Rubens
1621 und bis zum Anfänge des Jahres 1622 in Paris. Die Königin Maria de’
Medici hatte ihn berufen, um die grofse Galerie des Palais du Luxembourg
von feiner Hand mit Darftellungen aus ihrer eigenen Lebensgefchichte fchmücken
zu laffen. Der Cyklus follte einundzwanzig grofse Gemälde umfaßen. Rubens
malte die Skizzen in Paris, liefs die Bilder dann unter feiner Aufficht von feinen
beften Schülern in Antwerpen ausführen, überging he aber an vielen Stellen
eigenhändig und fügte in Paris felbft zum Schluffe noch manche der Bildniffe,
die in den grofsen, halballegorifchen, halbhiftorifchen Compofitionen vorkommen,
hinzu. Achtzehn der Originalfkizzen, von denen jedoch eine, die vielleicht von
der Königin nicht gebilligt wurde, eine zweiundzwanzigfte, nicht ausgeführte