Die vläm. Malerei d. 17. Jahrh. C. Ant. v. Dyck u. die übrigenSchüler u. Mitarbeiter des Rubens.
der letzten Zeit des Meifters keineswegs immer leicht zu unterfcheiden und
jedenfalls in manchen der erften Sammlungen Europas noch nicht genügend
unterfchieden worden. Ehe wir der letzten Lebensfchickfale des Meifters
gedenken, wollen wir nun einen Ueberblick über feine Thätigkeit als Bildnifs-
maler in England zu gewinnen fuchen. Es können hier jedoch um fo mehr
nur die wichtigften Werke hervorgehoben werden, als fie in grofser Anzahl in
den über ganz England zerftreuten Privatgalerien verflecht find; und wenn
Waageni) auch die meiften von ihnen gefehen hat2), fo find fie doch un-
zweifelhaft immer noch lange nicht alle verzeichnet worden3).
Die gröfste Aufmerkfamkeit nehmen natürlich zunächft die Bildniffe des P?" W’s
0 Bildniffe der
Königs, feiner Gemahlin Henrietta von Frankreich und ihrer Kinder in An- eng'. Königs-
. . familie
fpruch. Man zählt mindeftens neunzehn Bilder des Königs, fiebzehn der Königin,
die aus feiner Werkftatt hervorgegangen find. Im van Dyck-Zimmer des
Schloffes zu Windfor fehen wir zunächft das grofse, leider verdorbene Gruppen- in Windfor,
bild der ganzen königlichen Familie; fodann den Kopf des Königs in drei
verfchiedenen Stellungen auf einem Bilde, welches dem Bildhauer Bernini als
Vorlage für eine Büfte dienen füllte; und ebendort drei verfchiedene Bruft-
bilder der in weifsen Atlas gekleideten, mit Perlen gefchmückten Königin,
welche zu demfelben Zwecke gemalt worden waren; vor allen Dingen aber
das Reiterbildnifs des Königs in voller Rüftung, faft von vorn gefehen, in
Gefellfchaft des Stallmeifters, der feinen Helm trägt, eines der fchönften Werke
van Dycks. Zu den prächtigften Bildern des Königs, die der Meifter gefchaffen,
gehören ferner: »Der König auf der Jagd«, vom Pferde geftiegen, begleitet von
einem Pagen, der feinen Mantel trägt, und einem Stallmeifter, der das Pferd
hält, ein Hauptbild des Louvre zu Paris (Fig. 538); das Profilbild des Königs,
ebenfalls hoch zu Rofs, ebenfalls in Begleitung feines Stallmeifters, bisher in j)
Blenheim; und der König im Stahlharnifch mit dem Commandoftab in der
Rechten neben einem Tifche, auf dem feine Krone ruht, in der Petersburger inStb;Jr|ters‘
Eremitage. In dem Gegenftücke zu cliefem Bilde, welches diefelbe Sammlung befitzt,
erfcheint auch die Königin, ausnahmsweife in rothe Seide gekleidet, in ihrer
ganzen Schönheit und Würde. Ihr feines Bild in der Dresdener Galerie da- in Dresden,
gegen gehört dem zarten, blaffen Tone der fpäteften Zeit des Meifters an und
kann nur als eines der unter Beihülfe feiner Schüler entftandenen Werke an-
gefehen werden 4).
Von den Kindern des englifchen Königspaares giebt es drei verfchiedene Die Bilder
& 0 1 0 . der Komgs-
Gruppenbilder in mehreren Wiederholungen. Die erften beiden gehören dem kinder.
Jahre 1635 an und zeigen erft drei der Kinder. Das Hauptbild der einen
1) Vgl. Treasures of Art. I, Index, p. LV.
2) Auch der Verfaffer diefes Buches kann über die meiften und bedeutendften von ihnen aus
eigener Anfchauung reden. A, Michiels (Van Dyck, S. 397) irrt auch, wenn er meint, dafs er der
einzige Forfcher fei, dem es geftattet worden, die Bilder in Windfor Caftle mit Mufse zu ftudiren.
3) Vgl. A. Woltmann. »Aus vier Jahrhunderten.« IV. Van Dyck am Hofe Karls I. S. 85 —108.
Weltmann fah die Bilder 1866 vereinigt auf der Londoner Porträt-Ausftellung.
4) Dafs das bekannte Bild des Königs in der Dresdener Galerie nur eine Kopie von der Hand
des Sir Peter Lely nach dem 1697 in Whitehall verbrannten Original ift, beweift die Unterfchrift
unter dem Schwarzkunftblatt von John Faber. •—■ Uebrigens geht auch aus dem Inventar von 1754
hervor, dafs es nicht als Original gekauft worden. — Vgl. auch Alfred Woltmann a. a. O., Seite 95.
der letzten Zeit des Meifters keineswegs immer leicht zu unterfcheiden und
jedenfalls in manchen der erften Sammlungen Europas noch nicht genügend
unterfchieden worden. Ehe wir der letzten Lebensfchickfale des Meifters
gedenken, wollen wir nun einen Ueberblick über feine Thätigkeit als Bildnifs-
maler in England zu gewinnen fuchen. Es können hier jedoch um fo mehr
nur die wichtigften Werke hervorgehoben werden, als fie in grofser Anzahl in
den über ganz England zerftreuten Privatgalerien verflecht find; und wenn
Waageni) auch die meiften von ihnen gefehen hat2), fo find fie doch un-
zweifelhaft immer noch lange nicht alle verzeichnet worden3).
Die gröfste Aufmerkfamkeit nehmen natürlich zunächft die Bildniffe des P?" W’s
0 Bildniffe der
Königs, feiner Gemahlin Henrietta von Frankreich und ihrer Kinder in An- eng'. Königs-
. . familie
fpruch. Man zählt mindeftens neunzehn Bilder des Königs, fiebzehn der Königin,
die aus feiner Werkftatt hervorgegangen find. Im van Dyck-Zimmer des
Schloffes zu Windfor fehen wir zunächft das grofse, leider verdorbene Gruppen- in Windfor,
bild der ganzen königlichen Familie; fodann den Kopf des Königs in drei
verfchiedenen Stellungen auf einem Bilde, welches dem Bildhauer Bernini als
Vorlage für eine Büfte dienen füllte; und ebendort drei verfchiedene Bruft-
bilder der in weifsen Atlas gekleideten, mit Perlen gefchmückten Königin,
welche zu demfelben Zwecke gemalt worden waren; vor allen Dingen aber
das Reiterbildnifs des Königs in voller Rüftung, faft von vorn gefehen, in
Gefellfchaft des Stallmeifters, der feinen Helm trägt, eines der fchönften Werke
van Dycks. Zu den prächtigften Bildern des Königs, die der Meifter gefchaffen,
gehören ferner: »Der König auf der Jagd«, vom Pferde geftiegen, begleitet von
einem Pagen, der feinen Mantel trägt, und einem Stallmeifter, der das Pferd
hält, ein Hauptbild des Louvre zu Paris (Fig. 538); das Profilbild des Königs,
ebenfalls hoch zu Rofs, ebenfalls in Begleitung feines Stallmeifters, bisher in j)
Blenheim; und der König im Stahlharnifch mit dem Commandoftab in der
Rechten neben einem Tifche, auf dem feine Krone ruht, in der Petersburger inStb;Jr|ters‘
Eremitage. In dem Gegenftücke zu cliefem Bilde, welches diefelbe Sammlung befitzt,
erfcheint auch die Königin, ausnahmsweife in rothe Seide gekleidet, in ihrer
ganzen Schönheit und Würde. Ihr feines Bild in der Dresdener Galerie da- in Dresden,
gegen gehört dem zarten, blaffen Tone der fpäteften Zeit des Meifters an und
kann nur als eines der unter Beihülfe feiner Schüler entftandenen Werke an-
gefehen werden 4).
Von den Kindern des englifchen Königspaares giebt es drei verfchiedene Die Bilder
& 0 1 0 . der Komgs-
Gruppenbilder in mehreren Wiederholungen. Die erften beiden gehören dem kinder.
Jahre 1635 an und zeigen erft drei der Kinder. Das Hauptbild der einen
1) Vgl. Treasures of Art. I, Index, p. LV.
2) Auch der Verfaffer diefes Buches kann über die meiften und bedeutendften von ihnen aus
eigener Anfchauung reden. A, Michiels (Van Dyck, S. 397) irrt auch, wenn er meint, dafs er der
einzige Forfcher fei, dem es geftattet worden, die Bilder in Windfor Caftle mit Mufse zu ftudiren.
3) Vgl. A. Woltmann. »Aus vier Jahrhunderten.« IV. Van Dyck am Hofe Karls I. S. 85 —108.
Weltmann fah die Bilder 1866 vereinigt auf der Londoner Porträt-Ausftellung.
4) Dafs das bekannte Bild des Königs in der Dresdener Galerie nur eine Kopie von der Hand
des Sir Peter Lely nach dem 1697 in Whitehall verbrannten Original ift, beweift die Unterfchrift
unter dem Schwarzkunftblatt von John Faber. •—■ Uebrigens geht auch aus dem Inventar von 1754
hervor, dafs es nicht als Original gekauft worden. — Vgl. auch Alfred Woltmann a. a. O., Seite 95.