Die vlämifche Malerei des 17. Jahrh. D. Die übrigen belgischen Grofsmaler des 17. Jahrh. 475
Schwerer, als diejenige feines grofsen Freundes, ift doch in ihrer Art von wunder- Se?ve^Tien
barer Glut und Leuchtkraft. In feinen frühen Werken, wie z. B. dem fchönen
Bilde der Caffeler Galerie, auf dem er fich felbft, die Laute fpielend, neben in Caffei.
feiner jungen Frau, feinen Schwiegereltern und feinen Gefchwiftern dargeftellt
hat, fucht er noch durch frifche, klare, feite Localfarben und durch eine kräftigere
Modellirung zu wirken. Bald aber geht er in eine glattere Technik und in
eine bräunliche Tonmalerei über, aus der die fatten, tiefen Hauptfarben kräftig
und malerifch wirkfam hervorleuchten.
Bezeichnet und datirt hat Jordaens verhältnifsmäffig wenige feiner Bilder;
doch wird es, um Anknüpfungspunkte zur Beurtheilung feiner Stilentwicklung
zu gewinnen, nützlich fein, einige feiner Werke, deren Entftehungszeit beglaubigt
ift, vorweg zu nennen. Dem erwähnten frühen Familiengruppenbild in Caffei
fchliefst fich die um 1617 ') entstandene Kreuzigung in der Paulskirche zu
Antwerpen an. Die Jahreszahl 1630 trägt das Bild des heiligen Martin, der
einen Befeffenen heilt, im Brüffeler Mufeum, die Jahreszahl 1645 »Paulus und ^tirte
Barnabas in Lyftra« in der Wiener Akademie. Die Münchener Pinakothek jn ^'ü(rel>
befitzt ein von 1646 datirtes Exemplar feiner bekannten, oft wiederholten in München,
Darstellungen des Sprichworts »Wie die Alten fungen, fo pfeifen die Jungen«
Aus den Jahren 1650—1652 Stammen feine grofsen Gemälde im Huis ten Bofch ten Bofch,
beim Haag (oben S. 461), die Apotheofe Friedrich-Heinrichs von Naffau und
»der Sieg des Todes über den Neid«. Sein »jüngftes Gericht« im Louvre Tu Paris?
trägt die Jahreszahl 1653; feine grofse Darstellung des jungen Chriftus unter
den Schriftgelehrten im Mufeum zu Mainz ift von 1663 datirt; und die drei in Mainz,
als Gefchenk für die Lucasgilde in Antwerpen gemalten allegorifchen Dar- TrpTl
Stellungen, welche fich jetzt im Mufeum diefer Stadt befinden, waren 1665 voll-
endet. Von 1669 endlich befitzt die Kathedrale von Sevilla eine »Befchneidung« in Sevilla,
und eine »Anbetung der Hirten« von Jordaens Hand.
Wir haben auf diefe Weife zugleich fchon einen Ueberblick über das Stoff-
gebiet des Meifters gewonnen. Die religiöfen Darstellungen find nicht eben TugT?
feine ftärkfte Seite, gerade wegen ihrer derben weltlichen Auffaffung und ihrer des?i?fters
oft mangelhaften Compofition nicht; doch hat er eine grofse Anzahl von
Kirchenbildern hinterlaffen, die zum Theil in den Kirchen feines Heimatlandes,
zum Theil in den Mufeen ganz Europas erhalten find. Zu den fchönften
gehören noch »die Anbetung der Hirten« und »das Abendmahl« im Mufeum
zu Antwerpen, die »Vertreibung der Wucherer aus dem Tempel« im Louvre T^pen,
zu Paris, die »Darftellung im Tempel«, »die Angehörigen am Grabe des im Louvre>
Heilands« und die keck naturaliftifch aufgefafste Darftellung des »verlorenen
Sohnes« in der Dresdener Galerie. Seine Gemälde aus der antiken Gefchichte in Dresden-
und Mythologie befremden uns durch ihren Mangel an Schönheitsfinn nicht logffcheDar-
minder, als feine Kirchenbilder; aber prachtvoll gemalt in ihrer Art und inter- ftellunsen
effant in ihrer Sinnlichen Frifche find fie doch, feine Bilder in der Art der von
Thefeus verlaßenen, vom Gefolge des Bacchus aufgefundenen und umringten
Ariadne in der Dresdener Galerie, des von der Ziege Amalthea genährten kleinen in Dresden,
Jupiters im Louvre zu Paris, Meleagers und Atalante’s im Madrider Mufeum, TMadTd’
1) Nach Roofes, Gefchiedenis p. 551.
Schwerer, als diejenige feines grofsen Freundes, ift doch in ihrer Art von wunder- Se?ve^Tien
barer Glut und Leuchtkraft. In feinen frühen Werken, wie z. B. dem fchönen
Bilde der Caffeler Galerie, auf dem er fich felbft, die Laute fpielend, neben in Caffei.
feiner jungen Frau, feinen Schwiegereltern und feinen Gefchwiftern dargeftellt
hat, fucht er noch durch frifche, klare, feite Localfarben und durch eine kräftigere
Modellirung zu wirken. Bald aber geht er in eine glattere Technik und in
eine bräunliche Tonmalerei über, aus der die fatten, tiefen Hauptfarben kräftig
und malerifch wirkfam hervorleuchten.
Bezeichnet und datirt hat Jordaens verhältnifsmäffig wenige feiner Bilder;
doch wird es, um Anknüpfungspunkte zur Beurtheilung feiner Stilentwicklung
zu gewinnen, nützlich fein, einige feiner Werke, deren Entftehungszeit beglaubigt
ift, vorweg zu nennen. Dem erwähnten frühen Familiengruppenbild in Caffei
fchliefst fich die um 1617 ') entstandene Kreuzigung in der Paulskirche zu
Antwerpen an. Die Jahreszahl 1630 trägt das Bild des heiligen Martin, der
einen Befeffenen heilt, im Brüffeler Mufeum, die Jahreszahl 1645 »Paulus und ^tirte
Barnabas in Lyftra« in der Wiener Akademie. Die Münchener Pinakothek jn ^'ü(rel>
befitzt ein von 1646 datirtes Exemplar feiner bekannten, oft wiederholten in München,
Darstellungen des Sprichworts »Wie die Alten fungen, fo pfeifen die Jungen«
Aus den Jahren 1650—1652 Stammen feine grofsen Gemälde im Huis ten Bofch ten Bofch,
beim Haag (oben S. 461), die Apotheofe Friedrich-Heinrichs von Naffau und
»der Sieg des Todes über den Neid«. Sein »jüngftes Gericht« im Louvre Tu Paris?
trägt die Jahreszahl 1653; feine grofse Darstellung des jungen Chriftus unter
den Schriftgelehrten im Mufeum zu Mainz ift von 1663 datirt; und die drei in Mainz,
als Gefchenk für die Lucasgilde in Antwerpen gemalten allegorifchen Dar- TrpTl
Stellungen, welche fich jetzt im Mufeum diefer Stadt befinden, waren 1665 voll-
endet. Von 1669 endlich befitzt die Kathedrale von Sevilla eine »Befchneidung« in Sevilla,
und eine »Anbetung der Hirten« von Jordaens Hand.
Wir haben auf diefe Weife zugleich fchon einen Ueberblick über das Stoff-
gebiet des Meifters gewonnen. Die religiöfen Darstellungen find nicht eben TugT?
feine ftärkfte Seite, gerade wegen ihrer derben weltlichen Auffaffung und ihrer des?i?fters
oft mangelhaften Compofition nicht; doch hat er eine grofse Anzahl von
Kirchenbildern hinterlaffen, die zum Theil in den Kirchen feines Heimatlandes,
zum Theil in den Mufeen ganz Europas erhalten find. Zu den fchönften
gehören noch »die Anbetung der Hirten« und »das Abendmahl« im Mufeum
zu Antwerpen, die »Vertreibung der Wucherer aus dem Tempel« im Louvre T^pen,
zu Paris, die »Darftellung im Tempel«, »die Angehörigen am Grabe des im Louvre>
Heilands« und die keck naturaliftifch aufgefafste Darftellung des »verlorenen
Sohnes« in der Dresdener Galerie. Seine Gemälde aus der antiken Gefchichte in Dresden-
und Mythologie befremden uns durch ihren Mangel an Schönheitsfinn nicht logffcheDar-
minder, als feine Kirchenbilder; aber prachtvoll gemalt in ihrer Art und inter- ftellunsen
effant in ihrer Sinnlichen Frifche find fie doch, feine Bilder in der Art der von
Thefeus verlaßenen, vom Gefolge des Bacchus aufgefundenen und umringten
Ariadne in der Dresdener Galerie, des von der Ziege Amalthea genährten kleinen in Dresden,
Jupiters im Louvre zu Paris, Meleagers und Atalante’s im Madrider Mufeum, TMadTd’
1) Nach Roofes, Gefchiedenis p. 551.