Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. E. Die Maler kleiner Figuren. 4§9
ihrer Bilder diefer Richtung angehören und im Ganzen zu ihr hinüberleiten,
haben wir gefehen. Hier haben wir nun zunächft auf einige ältere Antwerpener
Künftler zurückzugreifen.
Zuerft fei der Familie Hans Jordaens (Joerdans) gedacht. Dafs diefelbe
mit dem berühmten Jakob Jordaens, den wir bereits kennen gelernt haben,
verwandt gewefen, wird nicht gemeldet. Wir erfahren nur, dafs Hans Jordaens I. joeJdans 1.
1572 als Lehrling, 1581 als Freimeifter J der Antwerpener Gilde beitrat, fich
1582 mit der Wittwe Frans Pourbus’ d. J. vermählte1 2) und fpäter als evan-
gelifcher Emigrant mit ihr nach Delft zog, wo er um 1613 ftarb3), dafs Hans
Jordaens II. 1581 zu Antwerpen geboren wurde, 1600 als Meifter der dortigen joei5ans n
Gilde beitrat und wahrscheinlich der im Jahre 1653 dafelbft verstorbene Künftler
feines Namens ift, fowie endlich, dafs Hans Jordaens III, den feine Zeitgenoffen Joer^sin
»den langen Jan« nannten, um 1595 geboren wurde, fich 1617 verheirathete,
1620 Meifter der Gilde zu Antwerpen wurde und 1643 dafelbft ftarb. In
welchem Verwandtfchaftsverhältnifs diefe drei Hans Jordaens zu einander ftanden,
läfst fich nicht genau feftftellen4). Von einem der beiden älteren Meifter
diefes Namens mufs das »H. Joerdans« bezeichnete, nicht eben feine, aber inter-
effante kleine Sittenbild einer tafelnden Gefellfchaft mit einem Affen in der
Dresdener Galerie herrühren. Beglaubigte Gemälde des »langen Jan« aber
find die oft von ihm wiederholten, recht manierirten, an Frans Francken II.
erinnernden Darftellungen des Durchgangs der Israeliten durchs Rothe Meer,
von denen es bezeichnete Exemplare im Berliner und im Haager Mufeum
giebt5). Auch das »Hans Jordans« bezeichnete »Kunft-Cabinet« in der Kaifer-
lichen Galerie zu Wien wird ihm zugefchrieben; ob mit Recht, fleht dahin.
Einer Antwerpener Künftlerfamilie gehörte auch Adriaen van Nieuland
(Nieuweland) an, ein jüngerer Bruder des bereits befprochenen Willem van
Nieuweland (oben S. 388). Adriaen van Nieuland, 1587 zu Antwerpen6) geboren, AN?eTiandan
kam früh mit feinen Eltern nach Amfterdam, erhielt hier feine künftlerifche Sein Leben.
Ausbildung, die er in Italien vollendet zu haben fcheint, und verbrachte auch
in Amfterdam den gröfsten Theil feines Lebens. Er ftarb nach 1657. Sein
Fach waren Landfchaften mit weltlichen oder religiöfen Hiftorien in kleinen Sein Stil.
Figuren. Seinem Stile nach gehört er eher zu den italifirenden Holländern,
als zu den Belgiern. Manchmal erinnert er an Corn, van Poelenburgh, manchmal
nimmt er einen Anlauf zu breiterer Anlage des figürlichen Theils feiner Bilder,
1) De Ligger en I, p. 249 und 277.
2) So nach F. J. v. d. Branden s Gefchiedenis, p. 284.
3) Obreen, Archief IV, S. 281.
4) Vd- gegen A J d- Brandens Angabe (a. a. O. p. 669), dafs H. Jordaens III. der Sohn
das II. gewefen fei, Julius Meyers Bemerkung im Berliner Katalog von 1883. S. 224. — Ueber
einen vierten, jüngeren Hans Jordaens in Delft vgl. Obreens Archief V, p. 203—205.
5) Die Darftellung desfelben Gegenftandes im Antwerpener Mufeum, die ihm in der Regel
zugefchrieben wird, zeigt eine andere Hand, nach L. Scheibler (Repertorium VI, 1883, S. 245)
diejenige des Cornelis de Wael.
6) Ueber fein Geburtsjahr vgl. die urkundliche Mittheilung in Obreens Archief VI, p. 18. Dafs
er fchon in Amfterdam geboren fei, ergiebt fich jedoch keineswegs aus derfeiben. Dafs vielmehr
Antwerpen feine Geburtsftätte gewefen, berichtet Houbraken (Haager Ausg. 1753, I, p. 42) und
beftätigt die Unterfchrift eines alten Kupferftichs. Vgl. den Brüffeler Katalog von 1882, p. 393.
ihrer Bilder diefer Richtung angehören und im Ganzen zu ihr hinüberleiten,
haben wir gefehen. Hier haben wir nun zunächft auf einige ältere Antwerpener
Künftler zurückzugreifen.
Zuerft fei der Familie Hans Jordaens (Joerdans) gedacht. Dafs diefelbe
mit dem berühmten Jakob Jordaens, den wir bereits kennen gelernt haben,
verwandt gewefen, wird nicht gemeldet. Wir erfahren nur, dafs Hans Jordaens I. joeJdans 1.
1572 als Lehrling, 1581 als Freimeifter J der Antwerpener Gilde beitrat, fich
1582 mit der Wittwe Frans Pourbus’ d. J. vermählte1 2) und fpäter als evan-
gelifcher Emigrant mit ihr nach Delft zog, wo er um 1613 ftarb3), dafs Hans
Jordaens II. 1581 zu Antwerpen geboren wurde, 1600 als Meifter der dortigen joei5ans n
Gilde beitrat und wahrscheinlich der im Jahre 1653 dafelbft verstorbene Künftler
feines Namens ift, fowie endlich, dafs Hans Jordaens III, den feine Zeitgenoffen Joer^sin
»den langen Jan« nannten, um 1595 geboren wurde, fich 1617 verheirathete,
1620 Meifter der Gilde zu Antwerpen wurde und 1643 dafelbft ftarb. In
welchem Verwandtfchaftsverhältnifs diefe drei Hans Jordaens zu einander ftanden,
läfst fich nicht genau feftftellen4). Von einem der beiden älteren Meifter
diefes Namens mufs das »H. Joerdans« bezeichnete, nicht eben feine, aber inter-
effante kleine Sittenbild einer tafelnden Gefellfchaft mit einem Affen in der
Dresdener Galerie herrühren. Beglaubigte Gemälde des »langen Jan« aber
find die oft von ihm wiederholten, recht manierirten, an Frans Francken II.
erinnernden Darftellungen des Durchgangs der Israeliten durchs Rothe Meer,
von denen es bezeichnete Exemplare im Berliner und im Haager Mufeum
giebt5). Auch das »Hans Jordans« bezeichnete »Kunft-Cabinet« in der Kaifer-
lichen Galerie zu Wien wird ihm zugefchrieben; ob mit Recht, fleht dahin.
Einer Antwerpener Künftlerfamilie gehörte auch Adriaen van Nieuland
(Nieuweland) an, ein jüngerer Bruder des bereits befprochenen Willem van
Nieuweland (oben S. 388). Adriaen van Nieuland, 1587 zu Antwerpen6) geboren, AN?eTiandan
kam früh mit feinen Eltern nach Amfterdam, erhielt hier feine künftlerifche Sein Leben.
Ausbildung, die er in Italien vollendet zu haben fcheint, und verbrachte auch
in Amfterdam den gröfsten Theil feines Lebens. Er ftarb nach 1657. Sein
Fach waren Landfchaften mit weltlichen oder religiöfen Hiftorien in kleinen Sein Stil.
Figuren. Seinem Stile nach gehört er eher zu den italifirenden Holländern,
als zu den Belgiern. Manchmal erinnert er an Corn, van Poelenburgh, manchmal
nimmt er einen Anlauf zu breiterer Anlage des figürlichen Theils feiner Bilder,
1) De Ligger en I, p. 249 und 277.
2) So nach F. J. v. d. Branden s Gefchiedenis, p. 284.
3) Obreen, Archief IV, S. 281.
4) Vd- gegen A J d- Brandens Angabe (a. a. O. p. 669), dafs H. Jordaens III. der Sohn
das II. gewefen fei, Julius Meyers Bemerkung im Berliner Katalog von 1883. S. 224. — Ueber
einen vierten, jüngeren Hans Jordaens in Delft vgl. Obreens Archief V, p. 203—205.
5) Die Darftellung desfelben Gegenftandes im Antwerpener Mufeum, die ihm in der Regel
zugefchrieben wird, zeigt eine andere Hand, nach L. Scheibler (Repertorium VI, 1883, S. 245)
diejenige des Cornelis de Wael.
6) Ueber fein Geburtsjahr vgl. die urkundliche Mittheilung in Obreens Archief VI, p. 18. Dafs
er fchon in Amfterdam geboren fei, ergiebt fich jedoch keineswegs aus derfeiben. Dafs vielmehr
Antwerpen feine Geburtsftätte gewefen, berichtet Houbraken (Haager Ausg. 1753, I, p. 42) und
beftätigt die Unterfchrift eines alten Kupferftichs. Vgl. den Brüffeler Katalog von 1882, p. 393.