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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0537
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Die vläm. Malerei des 17. Jahrh. F. Die übrigen belg. Landfehafter 11. Vertreter anderer Fächer. 525
Gefammtauffaffung, fall eine vorherrfchende Stellung einnahm; wir haben ge-
feiten, dafs fie unter Rubens, des grofsen Bahnbrechers, Händen einheitliches
Leben, geiftigen Schwung und grofse Maffenwirkung erhielt und dafs Rubens’
Mitarbeiter, wie Lucas van Uden und Jan Wildens, fie im Geifte des Meillers
nach verfchiedenen Richtungen weiter zu entwickeln verflanden; wir haben ge-
fehen, dafs die gröfsten vlämifchen Sittenmaler, Brouwer und David Teniers
der jüngere, zugleich felbftändige und eigenartige Landfchaftsmaler der freien,
geiftvollen Auffaffung der Neuzeit waren, während auch die übrigen Sittenmaler
der Landfchaft in ihren im Freien fpielenden figürlichen Darftellungen faft aus-
nahmslos einen angemeffenen, oft gleichwerthigen, manchmal fogar überwiegenden
Spielraum geflatteten. Meillern wie Rubens, Teniers und Brouwer kamen auch
nur wenige der eigentlichen Landfehafter gleich, die im Folgendem, eben weil
fie ausfchliefslich oder fo gut wie ausfchliefslich Landfehafter waren und fich
nicht, wie Wildens und van Uden, in den Dienft eines grofsen Figurenmalers
begeben hatten, zu einer befonderen Gruppe zufammengefafft werden müßen.
Die fchon befprochenen Landfehafter der freien Richtung waren zu-
gleich die Antwerpener Hauptmeifter ihres Faches. Wir haben uns jetzt
daher zunächft der Brüffeler Schule zuzuwenden. Gerade die Landfchafts-DTB,rü,ffelcr
bchule.
malerei fpielte in der Brüffeler Schule des 17. Jahrhunderts eine felbftändige
Rolle. Als ihren bahnbrechenden Meiller haben wir Denys Alsloot (oben
S. 400—401) bereits kennen gelernt; wenigftens war er der ältefte Brüffeler
Landfehafter der freieren Richtung, war der Stammvater eines der Brüffeler
Schulzweige und beeinflufste auch die Meifter der anderen beiden Zweige. Die
Brüffeler Gildenbücherf) geflatten uns nämlich drei hauptfächliche Schulzweige sJhuhweFge.
der Landfchaftsmalerei, die fich jedoch vielfach berühren, zu unterfcheiden.
An der Spitze des einen fleht, wie gefagt, Alsloot. Sein Schüler war 1.
1604 Peter van der Borcht d. J., der 1625 Meifter der Gilde wurde. P. v. d.
Borchts des Jüngeren Schüler war 1639 Lucas Achtfchellinck, der 1657
Meiller wurde. Lucas von Achtfchellinck hatte zahlreiche Schüler; als einer
der letzten derfelben trat 1686 Theob. Michau in feine Lehre, den wir wegen
der Bedeutung der bunten Figuren in feinen Bildern fchon oben (S. 523) unter
den Sittenmalern befprochen haben.
An der Spitze des zweiten Schulzweiges lieht Lodewyk de Vadder. Diefer 11.
wurde 1628 Meifter der Brüffeler Gilde. Sein Schüler wurde 1653 Ignaz van
den Stock. Der Schüler cliefes Meillers war Adr. F. Boudewyns (oben S. 522);
und Boudewyns Schüler wurde 1682 Matth. Schoevaerdts (oben S. 523). Auch
diefe beiden zuletzt genannten Meifter haben wir wegen ihres Zufammenhanges
mit der Sittenmalerei bereits im vorigen Capitel befprochen.
An der Spitze des dritten Schulzweiges fleht ein gewißer Jan Mertens, in.
deffen Schüler am 11. Jan. 1625 Jacques d’Arthois wurde. Diefer wurde 1634
Meiller der Gilde und bildete viele Schüler, von denen der berühmtefte, Cor-
nelis Huysmans, jedoch aus Antwerpen herüberkam und, da er dort fchon
gelernt hatte, nicht als Lehrling in den Brüffeler Gildenregiftern erwähnt wird.

1) A. Pinchart: La Corporation des peintres de Bruxelles, tm Messager des Sciences historiques,
1877 p. 289 ff, 1878 p. 315 ff,
 
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