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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0539
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Die vläm. Malerei des 17. Jahrh. E. Die übrigen belg. Landfehafter u. Vertreter anderer Fächer. 527

Lttcas Achtfchellinck wurde früher in der Regel als de Vadders Schüler ^eihnck?
bezeichnet und daher, wie diefer, für viel älter ausgegeben als er war!). Die
neuere Urkundenforfchung hat nicht nur, wie fchon erwähnt, ergeben, dafs er
erft 1639 Schüler des P. v. d. Borcht d. J. und erft 1657 Meifter wurde, Sein Leben,
fondern auch2), dafs er 1626 zu Brüffel geboren wurde und 1699 dafelbft ftarb.
Bezeichnete Bilder feiner Hand giebt es überhaupt nicht. Doch find mehrere Seine Bilder
feiner Werke durch alte Inventare und Rechnungen beglaubigt. Seine ftrengften,
frifcheften, fefteften Bilder find die beiden kleinen Landfchaften der Dresdener Dresden.
Galerie, welche Häufer am Weg und am Waffer in baumreicher Gegend mit
bunten, von anderer Hand hineingefetzten Staffagefiguren zeigen: ausgezeichnet
durch ihre natürliche, manierfreie Behandlung und durch die faftige Frifche
ihres Baumgrüns. Weit häufiger als Gemälde diefer Art find gröfsere Bilder K1^hen-
feiner Hand, deren decorativer Schwung und deren biblifche Staffage an den bllder-
Süden mahnen, die aber gleichzeitig in ihrer Abhängigkeit von de Vadder
und Arthois, in dem frifchen Grün ihrer Bäume, dem gelblichen Braun ihrer
Wege, den Fernblicken auf bläuliche Hügel ihren entfehieden Brüffeler Charakter
nicht verläugnen. Seine Bilder diefer • Art find meift Kirchenbilder gewefen.
Die kirchliche Landfchaftsmalerei blühte in keinem Lande fo reich, wie in , .Ple.
’ belgilchen
Belgien. Dafs der Belgier P. Bril fie nach Rom trug und dafs C. Dughet fie Kirchen-
ö o O Land-
hier zur Vollendung brachte, haben wir bereits gefehen (oben S. 332 u. £. 387). ^haften
In den belgifchen Kirchen war fie im 17. Jahrhunderi aufserordentlich beliebt.
Doch während die grofsen, mit biblifchen Vorgängen ausgeflatteten Landfchafts-
cyklen in Rom al fresco auf die Wände gemalt zu werden pflegten, malte man fie
in Belgien in Oel auf Leinwandflächen, welche an den Wänden befeftigt wurden.
Die Brüffeler Landfchaftsmalerei hatte einen befonders hervorragenden Antheil
an diefer Kunftübung; fogar von L. de Vadder hören wir, dafs er derartige
Kirchenlandfchaften gemalt habe3); Lucas Achtfchellinck aber machte fie zu
feiner Hauptfache. Er malte Landfchaftscyklen befonders für Brüffeler und Bnder Acht-
Brügger Kirchen4). Doch entfernte der Gefchmack der fpäteren Jahrhunderte fchellincks
diefelben meift wieder von ihren urfprünglichen Plätzen; theils wurden fie in
die Sacrifteien verwiefen, wo man ihnen hier und da noch begegnet, theils
wurden fie verkauft und gelangten in die Sammlungen. Zu Achtfchellincks
Bildern diefer Art gehören feine grofsen Landfchaften in der Akademie zu in Brügge,
Brügge. Eine von ihnen, welche aus dem Dominikanerklofter flammt, ifl mit
dem heiligen Dominikus von der Hand Willem van Oost’s, des dritten Sohnes Jac.
van Oofts d. Ä. (oben S. 485) ftaffirt. Eine andere flammt aus der Dünen-
abtei. Auch im Johannishofpital und im Rathhaus zu Brügge, im Genter in Gent,
Mufeum und in der Galerie zu Pommersfelden befinden fich Bilder diefer Art, m P°Iinmers_
deren landfchaftlicher Theil von Achtfchellinck, deren figürlicher Theil von
anderer Hand herrührt.

1) In der Regel fetzt man feine Geburt ins Jahr 1570, woraus der Katalog des Johannis-
liofpitals zu Brügge nicht minder willkürlich 1670 machte.
2) A. Pinchart in Meyers Künftlerlexikon I. (1872) S. 49.
3) Katalog des Mufeums der Stadt Gent, 1871, p. 23.
4) Vgl. A. Pinchart, a. a. O. p. 50.
 
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