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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0541
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Die vläm. Malerei des 17. Jahrh. E. Die übrigen belg. Landfehafter u. Vertreter anderer Fächer. 529
das eine einen feiner bekannten Waldwege, das zweite eine Winterlandfchaft,
das dritte in baumreicher Gegend die Heimkehr luftiger Bauern von der Kirmefs
dar. Von feinen Dresdener Bildern trägt das grofse, frifche Waldbild feine in Dresden,
& .in Wien
Namenszeichnung. Bezeichnete Bilder feiner Hand befitzen auch die Akademie- (Akademie),
fammlung zu Wien und die Sammlungen von Mannheim, Afchaffenburg, Lille Orten,
und Montpellier. Eine Reihe feiner fchönften Landfchaften gehört ferner dem
Madrider Mufeum; und gerade hier kann man beobachten, dafs er fich manch- in Madrid,
mal an Jan Wildens anlehnte, was einige Schriftfteller veranlafst hat, ihn ohne
äufsere Wahrfcheinlichkeit zu einem Schüler diefes Meifters zu machen. Gute
Bilder feiner Hand befitzen endlich die Münchener Pinakothek, die Augsburger, AU^burgen’
die Darmftädter Galerie und noch manche andere Sammlungen. Doch ift es Darmftadt.
nicht unmöglich, dafs einige der trockneren feiner nicht bezeichneten Bilder (felbft
die beiden kleineren der Dresdener Galerie) von feinem jüngeren Bruder Nicolas, Nie. Arthois.
welcher 1640 Meifter wurde oder von feinem Sohne Jan. Bapt. Arthois, der J-B.Arthois.
1657 Meifter wurde, herrühren.
Als Hauptfchüler Jaques d’Arthois gilt, wenngleich das Schulverhältnifs
nicht urkundlich nachgewiefen worden ift, Cornelis Huysmans von Antwerpen,
der, weil er fpäter nach Mecheln überfiedelte, in der Regel Huysmans von
Mecheln (de Malines) genannt wurde. Er wurde 1648 zu Antwerpen geboren Sein Leben,
und trat hier bei dem Landfchaftsmaler Kafpar de Witte (hebe unten) in die
Lehre, ging aber bald nach Brüffel, um dort feine Studien fortzufetzen; und Brüffel
blieb bis 1682 fein Wohnfitz; dann zog er nach Mecheln, einige Jahre fpäter
aber nach Antwerpen zurück, wo er noch 1706 feine Freimeifterfchaft kaufte;
1716 fiedelte er jedoch abermals nach Mecheln über, wo er 1727 ftarb.
Cornelis Huysmans ift einerfeits feuriger, andererfeits aber auch decorativer fefnhearraLand-
als Arthois und die übrigen Meifter diefer Schule. Von feinem erften Lehrer fchafcen-
hatte er ein Stück italifirenden Idealismus überkommen, der fich jedoch, da er
felbft Italien nicht befuchte, fondern fich in der Brüffeler Schule weiterbildete,
nur in dem gut decorativen Zuge feiner Bilder ausfpricht. Die prächtigen
Baumgruppen, die gelben Lehmabftürze über den Wegen, die feinen Durch-
blicke auf den Mittelgrund und die Ferne theilt er mit Arthois. Aber fein
Baumlaub und feine Baumgruppen fchliefsen fich zu rundlicheren, feileren, wenn
auch breit und malerifch weich behandelten Mafien zufammen; und flatt in
frifchem Grün prangen fie in leuchtendem, warmem Braun, von dem der tief-
blaue, aber mit hellen, von der Sonnenfeite fcharf beleuchteten Wolken ver-
fehene Himmel und die klare blaugraue Ferne fich decorativ prächtig abheben.
Seine Landfchaften erinnern in der warmen Glut der Farbe manchmal an die-
jenigen Tizians. Eine prächtige Kirchenlandfchaft feiner Hand, deren Staffage Kfrechen-
Chriftus mit den Jüngern in Emaus darftellt, befindet fich auf der Rückfeite ^^hein.
des Hochaltars der Liebfrauenkirche zu Mecheln. Das Bild zählt feiner vor-
nehmen Compofition und feiner tiefen, vollen Farbenglut wegen zu den fchönften
Bildern diefer Art. Die Galeriebilder feiner Hand find durchaus nicht feiten.
Zu bezeichnen pflegte er fie nicht ')• Aber fie gehören in ihrer Eigenart zu bllder-

1) Die Bezeichnung C. Huysmans fah der Verfaffer nur auf einem Bilde bei Herrn Semeonow
in Petersburg. Ueber das Stockholmer Bild weiter unten.
Gefchichte d. Malerei. III. 34
 
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