Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0045
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die holländifche Malerei des 17. Jahrh. A. Die Utrechter Schule und verwandte Meifter. 573

über, hielt fich aber längere Zeit im Auslande, befonders am Hof des Kur-
fürften Johann Wilhelm in Düffeldorf auf, für den er zwifchen 1702 und 1712
eine Reihe von Bildern im Schlöffe Bensberg malte. Er ftarb 1719 zu
Amfterdam.
In feinen Jugendbildern, welche manchmal mit denen feines Vaters ver- Seme
Jugend-
wechfelt werden (vgl. oben S. 571, Anm. 3), fchlofs er fich eng an diefen an; wider
manchmal malte er felbft, wie diefer, füdliche Hafenbilder mit buntem Volks-
treiben. Nach der Bezeichnung zu fchliefsen, rührt auch das in der kaiferlichen
Galerie zu Wien dem Vater zugefchriebene Bild von dem Sohne her; ficher in Wien,
auch das Seehafenbild von 1664 (oder 69) im Maison Carre zu Nimes. Richtig in Nimes,
dem Sohne zugefchrieben find dagegen das römifche Campagnabild mit dem
Hirtenknaben und dem Hunde (von 1664) im Dulwich College bei London und imc^e1"eich’
die beiden Sittenbilder von 1665 in der Münchener Pinakothek. Befonders in München,
lehrreich zum Beweife, dafs er auch in feinen fpäteren Jahren manchmal noch
mit feinem Vater wetteiferte, aber ift das Seehafenbild von 1704 im Louvre zu hafenbiid”
Paris. Auch tüchtige Bildniffe malte er gelegentlich, wie fein männliches Bildnifs im s^°“evre'
im Mufeum van der Hoop in Amfterdam, vor allen Dingen aber fein phan- Bildniffe in
taftifch ausgeftattetes, 1647 gemaltes Bildnifs der deutfchen Gemahlin Philipps
von Orleans im Berliner Mufeum und feine beiden 1686 gemalten Bildniffe des in Berlin,
Ant. de Sadelaer und feiner Gattin im Mufeum zu Haarlem beweifen. Doch in Haarlem.

ift auf diefen letzteren Bildern der Vordergrund bereits fo reich mit Stilleben
gefchmückt, dafs fie fich von manchen mit einzelnen Figuren ausgeflatteten
Bildern feines Hauptfaches kaum noch unterfcheiden; und fein Hauptfach wurde Ha^pet‘fach
eben, auch dies im Anfchlufs an die wenigen ausgezeichneten ähnlichen Bilder
feines Vaters, die Stillebenmalerei. Manchmal, wie gefagt, wie auf den Wild- Seine
0 ö . Stilleben
händlerbildern in Peft und St. Petersburg, wie auf den beiden Jagdbeutebildern p J(ep’etc
mit dem Jäger und feinen Hunden in der Münchener Pinakothek und wie auf_ bürg,
einigen der ähnlichen Riefenbilder aus dem Schlöffe Bensberg in der Galerie in Schieifs-
zu Schleifsheim find auch die Darftellungen diefer Art noch mit einzelnen
Figuren verfehen; fehr oft, wie z. B. auf feinem Prachtbilde von 1693 in der in Wien
*7 . ’ . . . . . (Akademie),
Wiener Akademie, feinem grofsen Hauptbilde von 1714 im Amflerdamer Reichs- ^in^
mufeum, feinem Bilde von 1706 in der Münchener Pinakothek und dem. .... ,
Bilde mit dem Kakadu in der Kopenhagener Galerie, gefeilt fich noch lebendes Kopenhagen,
Geflügel zum todten oder befchnüffelt ein Jagdhund die Beute. Das Haupt-
gewicht liegt aber bei der Mehrzahl feiner Bilder auf der Darftellung des
todten Wildes. Das Hauptflück pflegt ein todter Hafe, ein todtes Reh oder
ein todtes Wildfehwein zu fein, äufserfl malerifch mit todtem Geflügel, mit
Jagdgeräthen und auch wohl mit Früchten und Blumen bereichert, oft an
Prachtvafen, Statuen, Mauervorfprünge, Steinbänke angelehnt, faft immer aber
vor einem ausgedehnten landfchaftlichen, meifl parkartigen Hintergründe an-
geordnet. Doch will diefer landfchaftliche Hintergrund, welcher in der Regel
in einen grau-rothen oder bräunlichen Abenddämmerungsfchleier gehüllt er-
fcheint, als folcher keine Rolle fpielen, vielmehr nur den ftimmungsvollen Grund
bilden, von dem fich das mit äufserfter Liebe natur wahr, zart und weich ge-
malte »Stilleben« abhebt. Als Hauptbilder diefer Art feien noch das grofse
Stilleben mit dem todten Schwan und dem Meereshintergrund im Haager
 
Annotationen