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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0056
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584

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

ftädter Mufeum (die Bezeichnung auf Jan Davidsz gefälfcht), die kaif. Galerie
zu Wien, die Galerie Czernin dafelbft, das Oldenburger, das Aachener, das
Weimarer Mufeum. Aufserhalb Deutfchlands und Oefterreichs ift er kaum
gekannt; doch kommen einzelne feiner Werke im Brüffeler und im Stockholmer
Mufeum, fowie in der Bridgewater Gallery zu London vor.
jandeHeem. Corn. de Heem’s Halbbruder Jan de Heem, der erft 1650 geboren wurde, ’)
ift als Künftler nicht bekannt. Die ihm hier und da bisher zugefchrieben Bilder,
wie das von 1650 datirte Stilleben der Dresdener Galerie, können fchon ihrer
Entftehungszeit wegen nicht von ihm herrühren und find vielmehr Werke feines
Vaters.
Andere Schüler diefes Letzteren werden wir in anderem Zufammenhange
kennen lernen.
Dagegen haben wir in der Utrechter Schule noch zwei Stillebenmaler zu
B:derSAftin nennen- Der erfte ift Baltus (Balthafar) van der Aß, der aus Middelburg ge-
bürtig war,1 2) 1619 der Utrechter Gilde beitrat, 1633 aber allerdings Bürger
in Delft war,3) wo er um 1656 noch lebte. Er malte anfprechende, äufserft
fein, aber keineswegs geleckt durchgeführte, warm und zart getönte Bildchen,
in denen fich als Befonderheit bunte indifche Mufcheln den P'rüchten und Ge-
fässen gefellen. Bezeichnete Bilder feiner Hand befitzen das Berliner Mufeum,
die Dresdener Galerie, die Gothaer Galerie, das Amalienflift zu Deffau und die
Sammlung Minutoli zu Liegnitz. —
Jacob Gillig. Der zweite ift Jacob Gillig, welcher um 1636 zu Utrecht geboren war und
1701 dafelbft ftarb. Seine Befonderheit waren gefangene Fifche, welche er im
kleinen Mafsftabe zart und malerifch auszuführen verftand. Beglaubigte Bild-
chen feiner Hand befitzen das Utrechter, das Berliner, das Schweriner Mufeum
und die Kunfthalle zu Karlsruhe.

B. Die Haarlemer Schule.4)

Bedeutung
Haarlems.

Die
Haarlemer
Kunftweife.

Wie Haarlem den lebhafteften Antheil an der politifchen Erhebung Hol-
lands hatte, fo fleht es wenigftens bis 1640 auch an der Spitze der nationalen
Entwickelung der holländifchen Kunft. Dafs die holländifch-realiftifchen Fächer
der grofsen Bildnifsgruppenmalerei, der Sittenmalerei in kleinerem Mafsftabe
und der natur wahr en und doch durchgeiftigten Landfchaftsmalerei in Haarlem
überhaupt zuerft entflanden feien, läfst fich freilich nicht fagen; aber fie ge-
langten hier doch am früheften zu einer eigenartigen, anziehenden Blüthe, und
nur in wenigen anderen holländifchen Städten haben fie fich zu folcher Allge-
meingültigkeit entwickelt, wie hier. Die Haarlemer verftanden es eben, eine
bald feine, bald grofsartige, immer aber treue Naturbeobachtung mit einer

1) F. y. v. d. Branden a. a. O. p. 869.
2) Obreen’s Archief IV p. 279.
3) Obreen’s Archief I p. 44.
4) Literatur: Samuel Ampzing: Befchrijving ende lof der Stad Haeriem. 1628. — Th. Schreve-
lius: Harlemias. Haarlem 1648. — Dr. A. v. der Willigen: Les artiftes de Harlem. Ed. revue et
augmentee Harlem et Haag 1870. — W. Bode: Die Künftler von Haarlem, in der Ztfchrft. f. bild.
K. VII (1872) S. 91 ff.; 164 ff.; 275 ff. —
 
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