rgg Sechstes Buch. II. Abteilung. Zweiter Abfchnitt.
gemalte Bildnifs einer Amme mit ihrem Kinde im Berliner Mufeum hervor-
gehoben.
Einzel- Von den Einzelbildniffen des Meifters, deren etwa 100 bekannt find1),
bildniffe des • ,
Meifters können uns nur einige der fchönften und berühmterten befchäftigen. Das grofs-
in der Gai. artigfle von allen ift wohl dasjenige der Galerie Liechtenflein zu Wien, in
in Wien, welchem man den Herrn Willem von Heythuyfen zu erkennen glaubt. In
ganzer Geflalt fleht er in feinem Garten da; doch hat der Künftler einen Pur-
purvorhang hinter ihm aufgehängt, von dem der geblümte, dunkle Seiden-
damaft-Anzug mit der breiten Halskraufe, dem mächtigen fchwarzen Hut, den
kurzen Kniehofen, dem fchwarzen Mantel, fich wirkfam abhebt. Auf feinen
Degen geflützt, die Linke in die Seite geftemmt, fleht er da und lächelt ielbfl-
bewufst, in jedem Zoll der feines Einfluffes fich bewufste Patrizier, in jedem Zoll
der freie Bürger des freien Landes, aber auch in jedem Zoll der Mann von
feiner Weltbildung, der, wie die Rofen zu feinen Füfsen andeuten, den duftigeren,
finnigeren Freuden des Dafeins nicht unzugänglich ift. Eins der liebenswürdig-
flen Bildniffe des Meifters aber ift dasjenige des dreizehn- bis vierzehnjährigen
fchiid’fchen Fräulein van Berefteijn, welches vor kurzem aus dem Hof je van Berefteijn zu
Befnze zu Haarlem in den Befitz der Rothfchild’fchen Familie zu Frankfurt a. M. über-
Frankfurt
a_ m. gegangen ift. In rothem, goldgeflicktem Kleide fleht die junge Dame da; von
ihrem kleinen runden Hute, unter dem ihre blonden Locken lang auf ihre
Schultern herabfallen, geht ein dunkler, mantelartiger Rückenfchleier aus. Um
ihr füfses Backfifch-Gefichtchen fpielt ein bezauberndes, fchalkhaft-unfchuldiges
und doch fchon etwas kokettes Lächeln.
bildniffe Als des Meifters fchönfte Einzelbildniffe in den grofsen öffentlichen Galerien
find zu nennen: die im hellften, klarflen Lichte leuchtenden Bildniffe eines jungen
Mannes und einer jungen Frau in fchwarzer Kleidung, fowie das Bildnifs des
in Benin, Tyman Oosdorp mit dem Schlapphut in der Linken im Berliner Mufeum, die
frühen Bildniffe eines Edelmanns in Schwarz und feiner Gattin in Roth, fowie
das fpäte Bild eines leicht bewegt auf feinem Stuhle fitzenden jungen Mannes
in Caffei, in der Caffeler Galerie, die Bildniffe eines Ehepaares im Städel’fchen Inftitut
in Frankfurt zu Franpfurt a. M., die 1625 gemalten Knieflück-Bildniffe des Jacob Pietersz
im Haag, Olycan und feiner Gemahlin im Haager Mufeum, das um 1655 entftandene
in Paris, Bruflbild des Rene Descartes im Louvre zu Paris und die vier prächtigen, ener-
in Sbin-g'ers' gifchen männlichen Bildniffe in der Ermitage zu St. Petersburg. Die Brüffeler
in Brüffei, Galerie befitzt neben dem breit gemalten Bruftbilde des Leidener Profeffors
Johannes Hornebeek das frifche kleine Bildchen des Willem Heythuyfen in feinem
in Dresden. Gemache. Von den Bildniffen, die früher in der Dresdener Galerie den Namen
des Meifters trugen, find nur zwei prächtig gejnalte, klar getönte kleine männ-
in London, HcHe Bruftbilder als echt anzuerkennen. In der National Gallery zu London
ift Frans Hals mit dem Kopf einer alten Frau nicht fonderlich glücklich, in der
in Wien. kaif. Galerie zu Wien mit der Halbfigur eines jungen Mannes im fchwarzen Hut
wenigftens nicht glänzend vertreten.
1) Wir brauchen um fo weniger auf alle einzeln einzugehen, da fie bei Bode, Studien, S. 80—82
genügend verzeichnet find. Hinzukommen die Bilder im Kgl. Schlofs zu Stockholm (Granberg, Sveriges
Privata Pavelfamlingar, Stockholm 1885 P- 5—6), das neue männliche Bildnifs des Antwerpener
Mufeums u. a.
gemalte Bildnifs einer Amme mit ihrem Kinde im Berliner Mufeum hervor-
gehoben.
Einzel- Von den Einzelbildniffen des Meifters, deren etwa 100 bekannt find1),
bildniffe des • ,
Meifters können uns nur einige der fchönften und berühmterten befchäftigen. Das grofs-
in der Gai. artigfle von allen ift wohl dasjenige der Galerie Liechtenflein zu Wien, in
in Wien, welchem man den Herrn Willem von Heythuyfen zu erkennen glaubt. In
ganzer Geflalt fleht er in feinem Garten da; doch hat der Künftler einen Pur-
purvorhang hinter ihm aufgehängt, von dem der geblümte, dunkle Seiden-
damaft-Anzug mit der breiten Halskraufe, dem mächtigen fchwarzen Hut, den
kurzen Kniehofen, dem fchwarzen Mantel, fich wirkfam abhebt. Auf feinen
Degen geflützt, die Linke in die Seite geftemmt, fleht er da und lächelt ielbfl-
bewufst, in jedem Zoll der feines Einfluffes fich bewufste Patrizier, in jedem Zoll
der freie Bürger des freien Landes, aber auch in jedem Zoll der Mann von
feiner Weltbildung, der, wie die Rofen zu feinen Füfsen andeuten, den duftigeren,
finnigeren Freuden des Dafeins nicht unzugänglich ift. Eins der liebenswürdig-
flen Bildniffe des Meifters aber ift dasjenige des dreizehn- bis vierzehnjährigen
fchiid’fchen Fräulein van Berefteijn, welches vor kurzem aus dem Hof je van Berefteijn zu
Befnze zu Haarlem in den Befitz der Rothfchild’fchen Familie zu Frankfurt a. M. über-
Frankfurt
a_ m. gegangen ift. In rothem, goldgeflicktem Kleide fleht die junge Dame da; von
ihrem kleinen runden Hute, unter dem ihre blonden Locken lang auf ihre
Schultern herabfallen, geht ein dunkler, mantelartiger Rückenfchleier aus. Um
ihr füfses Backfifch-Gefichtchen fpielt ein bezauberndes, fchalkhaft-unfchuldiges
und doch fchon etwas kokettes Lächeln.
bildniffe Als des Meifters fchönfte Einzelbildniffe in den grofsen öffentlichen Galerien
find zu nennen: die im hellften, klarflen Lichte leuchtenden Bildniffe eines jungen
Mannes und einer jungen Frau in fchwarzer Kleidung, fowie das Bildnifs des
in Benin, Tyman Oosdorp mit dem Schlapphut in der Linken im Berliner Mufeum, die
frühen Bildniffe eines Edelmanns in Schwarz und feiner Gattin in Roth, fowie
das fpäte Bild eines leicht bewegt auf feinem Stuhle fitzenden jungen Mannes
in Caffei, in der Caffeler Galerie, die Bildniffe eines Ehepaares im Städel’fchen Inftitut
in Frankfurt zu Franpfurt a. M., die 1625 gemalten Knieflück-Bildniffe des Jacob Pietersz
im Haag, Olycan und feiner Gemahlin im Haager Mufeum, das um 1655 entftandene
in Paris, Bruflbild des Rene Descartes im Louvre zu Paris und die vier prächtigen, ener-
in Sbin-g'ers' gifchen männlichen Bildniffe in der Ermitage zu St. Petersburg. Die Brüffeler
in Brüffei, Galerie befitzt neben dem breit gemalten Bruftbilde des Leidener Profeffors
Johannes Hornebeek das frifche kleine Bildchen des Willem Heythuyfen in feinem
in Dresden. Gemache. Von den Bildniffen, die früher in der Dresdener Galerie den Namen
des Meifters trugen, find nur zwei prächtig gejnalte, klar getönte kleine männ-
in London, HcHe Bruftbilder als echt anzuerkennen. In der National Gallery zu London
ift Frans Hals mit dem Kopf einer alten Frau nicht fonderlich glücklich, in der
in Wien. kaif. Galerie zu Wien mit der Halbfigur eines jungen Mannes im fchwarzen Hut
wenigftens nicht glänzend vertreten.
1) Wir brauchen um fo weniger auf alle einzeln einzugehen, da fie bei Bode, Studien, S. 80—82
genügend verzeichnet find. Hinzukommen die Bilder im Kgl. Schlofs zu Stockholm (Granberg, Sveriges
Privata Pavelfamlingar, Stockholm 1885 P- 5—6), das neue männliche Bildnifs des Antwerpener
Mufeums u. a.