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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0075
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule. 603
im Königsberger Mufeum (von 1638), im fchwedifchen Privatbefitz (von 1638)') in ^°nigs-
bei Herrn Geh. Commerzienrath Zfchille in Dresden und im Berliner Mufeum . “• f- y-’
. . . in Berlin,
(von 1640)1 2).
Sehen wir uns nunmehr nach den Schülern und Nachfolgern des grofsen T Vincent
älteren Frans Hals zunächft auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei um, fo find der vinne.
als feine eigentlichen Schüler beglaubigt Vincent Laurensz van der Vinne und
Johannes Cornelisz Verfpronck. Von dem erfteren, welcher 1629 in Haarlem J^hanne^c.
geboren wurde und 1702 dafelbft flarb, läfst fich nicht viel mehr fagen, als
dafs manche feiner Bilder fich unter den feinem Lehrer zugefchriebenen ver-
decken mögen. Der letztere aber ift ein wohlbekannter, in feiner Entwicklung
unfchwer zu verfolgender Meifter. Schon 1597 in Haarlem geboren, wurde er Sein Leben,
erfl 1632 Mitglied der dortigen Gilde und flarb dafelbft 1662. Seiner früheflen sJ(eü\nzeen.
Zeit mufs die noch etwas harte und bunte, übrigens weder bezeichnete noch .
datirte »Schützenmahlzeit« im Haarlemer Mufeum zugefchrieben werden. Farbig B^'nn;^e
und lebendig find feine beiden unterlebensgrofsen Ehegattenbildniffe von 1634
und 1636 im gothifchen Haufe zu Wörlitz. Ihnen fchliefsen fich die ausdrucks- von 1636,
vollen Bildniffe des Ehepaars Colenbergh von 1637 im Haarlemer Mufeum an. von 1637.
Eine kühle, kräftige Färbung bei breitem Vortrag, der an Kühnheit und
Lebendigkeit freilich fein Vorbild nicht erreicht, zeigen feine vier zwifchen
1640 und 1645 gemalten Bildniffe im Oldenburger Mufeum, fowie Bildniffe aus ™sn
demfelben Zeitraum im Amflerdamer und im Haarlemer Mufeum, in letzterem
befonders das anfprechende Bild der Vorfteherinnen des Heiligengeiftflifts von
1642. Später entzog auch er fich nicht der Einwirkung des Rembrandt’fchen von 1642,
Helldunkels. Treffliche Bildniffe feiner letzten Art befltzen die Ermitage zu
St. Petersburg (von 1647), das Haarlemer Mufeum (von 1650) und das Berliner
Mufeum (von 1653). von i653-
Ein in feinen Bildniffen verwandter und offenbar ganz unter Frans Hals’ Jan de Bray.
Einflufs flehender, fonfl aber freilich vielfach andere Wege gehender Meifter
war fodann Jan de Bray, der Sohn des fchon oben (S. 587) erwähnten Salomon
de Bray. Von Jan de Bray s Leben wiffen wir nichts; doch hören wir, dafs er u^ebE„t.
im December 1697 in Haarlem geflorben ift. Sein künftlerifcher Entwicklungs- wickiung.
gang liegt uns in den zahlreichen Bildern des Mufeums feiner Vaterftadt klar
000
vor Augen. Sein Hauptbild, zugleich fein Bild, welches am unmittelbarften an Hauptbikier.
Frans Hals erinnert, ift hier fein prächtiges realiftifch-flttengefchichtliches
Gemälde von 1663, welches die Einkleidung der Waffen des Heiligengeift-Stifts
darftellt. In den 1667 gemalten Bildern der Regenten und Regentinnen des
Leprofenhaufes vereinen fich Anklänge an Rembrandts Helldunkel mit deut-
lichen Erinnerungen an Hals. Von feinen Hiftorienbildern ift »Chriftus die Hiftorien-
Kinder fegnend« in derfelben Sammlung weitaus das frifchefte und anziehendfte. bllder-
Auch »David mit der Harfe in Begleitung von Prieftern und Leviten« im Braun-
fchweiger Mufeum, von 1674, ift trotz feiner etwas harten Glätte und Helle noch
kein geradezu unfympathifches Bild. Vollftändig ungeniefsbar aber find feine
fpäteren Gefchichtsbilder im Haarlemer Mufeum: befonders die unglaublich rohe

1) Olof Granberg a. a. O. p. 72.
2) Uebrigens Bode, Studien, S. 220—222.
 
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