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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0077
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Haarlemer Schule. 605
Frans Hals nicht von diefem und feiner Schule trennen. Pieter Jacobsz Codde Sem Leben
und leine
ift 1599 oder 1600 in Amfterdam geboren; er verheirathete fich 1623 dafelbft EnJ"ick‘
und bewohnte fein eigenes Haus, in dem er 1678 ftarb. Dafs er in Haarlem
bei den Hals gelernt, und zwar in der erflen Blüthezeit ihrer Kunft, beweifen
feine Bilder. Dafs er befonders zu Frans Hals Beziehungen unterhalten, geht
daraus hervor, dafs er im Jahre 1637 das von diefem in Amfterdam begonnene Fra»s Hals
grofse Schützenftück (oben S. 596) vollendete. Der faft von hinten gefehene
junge Schütze in der Mitte des Bildes mit der langen Geftalt, dem kleinen
Kopfe, dem trüben Fleifchton ftimmt auch in der That zu den übrigen Ge-
halten des Meifters. Dafs Codde auch fonft lebensgrofse Bildniffe gemalt hat,
ift urkundlich überliefert. Erhalten haben fich nur Gefellfchaftsftücke feiner feiTfchafX
Hand, welche, feit fein Hauptbild, das »grofse Ballfeft« von 1633 aus der Verdamm-
ehemaligen Wiener Sammlung Gfell 1881 bei der Verfleigerung Wilfon in Paris 9 lung Gfel!
34,900 Franes erzielte, wieder in Mode gekommen find. Sein früheftes datirtes
Bild (von 1627) befitzt Herr von Sievers in Dorpat (Fig. 563). Zu feinen frühften
und heften Bildern gehört auch das klare, feingeftimmte Wachtftubenbild von
1628 in der Dresdener Galerie. Ein hervorragendes Werk der mittleren Zeitin Dresden-
des Meifters befitzt das Berliner Mufeum in feinem »Vorbereitung zum Carneval« in Berlin,
benannten Gefellfchaftsbilde. Das Haager Mufeum befitzt in feinen »Dambret-im Haas-
fpielern« von 1628 ein echtes frühes, in feiner ausgelaffenen »Tanzpartie« von
1636 ein bezeichnetes und bezeichnendes Bild feiner mittleren Zeit. Weniger
glücklich ift feine »Anbetung der Hirten« im Amfterdamer Mufeum. Bezeichnet Amfterdam,
und aus den dreifsiger Jahren datirt ift feine »Wachtflube« in der Galerie
Borghefe zu Rom. Befonders ftark ift er in den kleineren öffentlichen und in den kiei-
den Privatfammlungen Deutfchlands vertreten1 2); doch gehn feine Bilder hier,
wie in Kopenhagen und bis vor kurzem auch in Stockholm vielfach noch in Kopen-
, hagen,
unter dem Namen Duck’s. in stock-
Diefem Duck, unter deffen Namen eben die Bilder der verfchiedenften
weniger bekannten Meifler diefer Richtung gefammelt zu werden pflegen,
müffen wir uns nunmehr zuwenden. Als greifbare Künftlergeftalt tritt diefer
Meifter uns in einigen J. A. Duck bezeichneten kleinen Gemälden entgegen. J-A- Duck-
Aber fchon ob die ähnlich 3) bezeichneten Bilder, aus denen nur diejenigen des ZweifeL
Haager Thiermalers Jan Le Ducque deutlich als Werke eines ganz anderen
Meifters ausgefchieden werden können, wirklich alle von demfelben Maler her-
rühren, ift nicht völlig klar4), und die Biographie5) des Meifters giebt vollends •
zu manchen Zweifeln Anlafs. Ift er identifch mit dem Utrechter Maler Jacob Sein Leben
Duck, was nicht unmöglich erfcheint, da diefer 1629 dem Hiobsfpital zu Ut-
recht eine von ihm gemalte »Muficirende Gefellfchaft« fchenkte, identifch zu-
gleich mit dem Duck, welcher 1636, als durch den Vorhand der Haarlemer

1) Es ift uns nicht bekannt, wohin es gekommen.
2) Wir müffen wegen diefer Bilder auf Bode?, Studien a. a. O. verweifen. — Ein Bild von
1651, »Diana mit ihren Nymphen,« wie Director A. Jordan uns mittheilt, auf Schlofs Anholt.
3) Z. B. A. DUC. — Die Bezeichnungen A. LE DVC und A. v. DVC (Bode, a. a. O. p. 134)
find nicht unzweifelhaft.
4) Vgl. des Verfaffers Bemerkungen im grofsen Dresdener Katalog (1887) S. 443—444.
5) Bode, Studien, S. 133 und 613; Bredius in Obreens Archief V, p. 290—292.
 
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