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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0154
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682

Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

im Louvre.

Mehrfigurige
frühe Bilder

in Berlin
(Schlots),

mufs die
Tempel«

in Berlin
(Privat-
befitz).

Der Geld-
wechsler
von 1627 im
Berliner
Mufeum.

Das männ-
liche Bruft-
bild von 1631
in St. Peters-
burg.

Seine frühen
gemalten
Selbftbild-
niffe und
Studien-
köpfe. -

Einfigurige
frühe Bilder
in Turin,
in
Stockholm,
in Paris
(Privat-
befitz).

Frühe Bild-
niffe feiner
alten Mutter. njffe feiner alten Mutter im Wiltonhouse bei Salisbury, im Schlöffe zu Windfor
und im Oldenburger Mufeum. Das letztere, welches leicht und frei, aber auch
noch zart verfchmolzen in blondem Tone gemalt ift, trägt die Jahreszahl 1631.
Solche Bildniffe verfchafften dem jungen Meifter feine erften Beftellungen aus
Amfterdam; und als die Frucht eines der erften derfelben haben wir das von
1631 datirte lebensgrofse, lebenswahre, forgfältig durchgeführte männliche Bruft-
bild eines fchreibenden Herrn (angeblich des Coppenol) in der Ermitage zu St.
Petersburg anzufehen. Sodann laffen fich aus diefer Zeit noch einige kleinere
Gemälde nachweifen, welche das im Stuttgarter »Paulus« angefchlagene Thema
variiren und fortbilden. Hierher gehört der ebenfalls von 1627 datirte, noch
etwas fchwer behandelte »Geldwechsler« des Berliner Mufeums, ein Nachtftück
mit röthlich-gelbem Kerzenlicht, welches wir als das Vorbild einer ganzen Claffe
ähnlicher, von Dou, Schalcken, Boonen fpäter mit Vorliebe gemalten Bildchen
anzufehen haben; hierher gehört das kühle, düftere Bildchen eines fchlafenden
Greifen in der Turiner Pinakothek, hierher der neuerdings oft befprochene
»hl. Anaftafius in feiner Zelle« von 1631 im Stockholmer Mufeum und der »Petrus
im Gefängnifs« von demfelben Jahre bei Herrn Ed. Andre in Paris. Bilder
diefer Art kehren, wie wir vorgreifend bemerken wollen, fogar noch in der
erften Amfterdamer Zeit des Meifters wieder. Die beiden Bildchen von 1633
im Louvre zu Paris, welche Greife in ihrer Arbeitsflube darftellen, find die
fchönften, am feinften geftimmten, am poetifchften durchgeifligten Bilder diefer
Art, die Rembrandt gefchaffen hat.
Aber auch in mehrfigurigen kleinen Bildern verfuchte der Meifter fich fchon
in feiner Leidener Frühzeit. Die phantaflifch wirkende, etwas flüchtig gemalte
»Gefangennahme Simfons« im Schlöffe zu Berlin und das im Tone des »Geld-
wechslers« gehaltene Nachtftück »Petrus im Wachthofe« bei Herrn Otto Pein
in Berlin tragen die Jahreszahl 1628; und ungefähr derfelben Zeit
fein angeordnete, zart in kühlem Helldunkel getönte »Darftellung im

ift noch kühl grau; aber das Sonnenlicht bringt warmes Leben hinein; und
gerade in der Verfchmelzung diefer natürlichen Licht Wirkung mit der geiftigen,
felnfrühen d*e vom Apoftel ausgeht, ift Rembrandt fchon ganz er felbft. Unter den
Radirungen. übrigen Radirungen feiner Leidener Frühzeit finden fich vor allen Dingen jene
verfchiedenen kleinen Selbflbildniffe feiner Hand, die er manchmal des Studiums
wegen mit befonderem Gefichtsausdruck, z. B. mit offenem Munde oder mit
zornigen Augen darftellte. Auch unter den übrigen Gemälden der Leidener
Frühzeit des Meifters *) fallen zunächft feine Selbflbildniffe auf: man trifft fie in
der Caffeler und in der Gothaer Galerie, in den Mufeen zu Nürnberg und des
Haag2). Ihnen reihen als freie Studienköpfe fich die Greifenbildniffe in der
Ermitage zu St. Petersburg, im Mufeum zu Innsbruck, in der Caffeler Galerie,
im Schweriner Mufeum und beim Grafen Efterhazy zu Nordkirchen in Weft-
falen an. Was Rembrandt gegen Ende diefes Zeitraums bereits im ausgeführten
Bildniffe leiften konnte, zeigen zunächft die mit grofser Liebe vollendeten Bild-

1) Näheres bei Bode, Studien, S. 364—396.
2) Man vgl. die Polemik zwilchen Wurzbach und Bode in der Zeitfchrift f. b. K. X. (1875)
S. 381, XI. (1876), S. 125 und 222 und R. Bergau’s entfcheidende Mittheilung, ebendort, XII.
1877), S. 32.
 
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