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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0159
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts. C. Die Amfterdamer Schule.

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Bildniffe des Willem Burggraef in der Dresdener Galerie, als deffen Seitenftück in Dresden,
das weibliche Bildnifs im Städel’fchen Inftitut zu Frankfurt a. M. gilt in Frankfurt
und auf dem entzückenden, herrlichen, vom heiterften, geiftigen Leben und
vom feinften Helldunkel umfloffenen Dresdener Bildnifs, welches Rembrandt’s in Dresden.
Braut Saskia im blauen Kleide und rothen Hute darftellt. Ihnen fchliefst das
breite und energifch gemalte Prachtbild einer 83 jährigen Frau in der National-^London8
galerie zu London fleh an.
Im Jahre 1634 treten neben den beftellten Bildern vor allen Dingen Selbft- Bildniffe von
bildniffe des Meifters und Bildniffe feiner jungen Gattin immer mehr in den
Vordergrund; und es ift charakteriflifch, wie er Bildern diefer Art, dem phan-
taftifchen und poetifchen Grundzug feiner Veranlagung folgend, durch Phan-
tafletrachten ein weiteres künfllerifches Intereffe zu geben fuchte. Von feinen
Selbflbildniffen gehören hierher das Louvrebild, welches ihn im Sammetbarett in Paris,
und dunklem Mantel, das Caffeler Bild, welches ihn im Bruftharnifch und der in Caffei,
Sturmhaube, das Berliner Bild, welches ihn im Pelzkragen und grünlichen Hals- in Berlin,
tuch darftellt, auch wohl das nicht datirte Haager Bild mit eiferner Halskraufe im Haag,
und purpurrothem Federbarett. Auf das Dresdener Bild feiner Braut von
1633 aber folgt das fchöne, feierlich gehaltene Bild der Caffeler Galerie, in Caffei,
welches Saskia im Profil, reich gekleidet, im purpurgefütterten Hut mit weifser
Feder darftellt. Mit Recht nimmt man ferner an, dafs Saskia zu den beiden
von 1634 datirten leuchtenden und glühenden Prachtgemälden im üppigen
Phantafie-Coftüm Modell geftanden hat, von denen das eine, die »Türken-
braut« genannt, fich in der Ermitage zu St. Petersburg, das andere, »Königin in S[-Peters-
Artemifia« genannt, fich im Mufeum zu Madrid befindet. in Madrid-
Wie wenig Bildniffe Rembrandt jetzt nur noch auf Beftellung malte, fpricht
fich deutlich darin aus, dafs aus den Jahren 1635 und 1636 in einer öffentlichen und i636
Sammlung kein datirtes Bild diefer Art ausgeflellt ift. Selbftbildniffe des Meifters
von 1635 befitzen dagegen die National Gallery in London und die Galerie 1"nL^°n>
Liechtenflein in Wien; und ins nächfte oder eins der nächften Jahre fällt auch
das berühmte Doppelbildnifs der Dresdener Galerie (Fig. 586), welches den Das Seibft-
Meifter felbft mit feiner jungen Gattin auf dem Schoofse darftellt und uns einen feiner Frau
tiefen Einblick in das häusliche Glück des jungen Paares geftattet. Eine malerifch in
wirkende Verkleidung wählte der Künftler auch hier. Als Krieger angethan, im
aufgefchlitzten feuerrothen Rock und Federhut, das Schwert an der Seite, fitzt
er am reich befetzten Frühflückstifch. Saskia fitzt auf feinen Knieen. Er umfafst
fie mit dem linken Arme, erhebt in der Rechten das hohe Stengelglas mit dem
dunklen Goldnafs und blickt den Befchauer, nach dem auch feine Liebfte fich
umfehaut, feine weifsen Zähne zeigend, lachend an. Das Bild ift bedeutend
breiter und flüffiger gemalt, als alle früheren und bezeichnet daher technifch
den Wendepunkt, den des Meifters Malweife um 1637 nahm. Das leuchtende
1) Die Echtheit der Infchrift des Frankfurter Bildes neuerdings fehr lebhaft beftritten von
Th. Levin, in der Kunflchronik 1887, S. 676. — Der Verfaffer mufste Levin zugeben, dafs das
Frankfurter Bild in feiner Mal weife nicht zu dem Dresdener zu ftimmen fcheine. Seit er inzwifchen das
Frankfurter Bild von Nahem und in gutem Lichte unterfucht, fcheint ihm ein Zweifel an der Echtheit
der Infchrift jedoch nicht zuläffig. Das unbeholfen gemalte Kleid der Dame ift wahrfcheinlich nicht
in feinem urfprünglichen Zuftande.
 
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