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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0339
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrhunderts, H. Die Maler des Nordens von Holland. 867
und 1725 dafelbft begraben wurde. Von feiner Hand befitzt das Amfterdamer
Reichsmufeum ein Predigerbildnifs.
Den eigentlichen Hauptfchüler Terborch’s aber, den Heidelberger Cajpar MA^®r®on
Netfcher (1639—1684), haben wir fchon oben (S. 812) in der Haager Schule Deventer,
kennen gelernt. Wir können auf ihn fo wenig zurückkommen, wie auf Hendrik Ter-
brugghen (oben S. 559), den wir in der Utrechter Schule und auf Bart. Breenbergh
(oben S. 668), den wir in der Amfterdamer Schule kennen gelernt haben.
Wenden wir uns aber von Deventer und Zwolle, den beiden von der Yffel ^„Ka^pen.
befpülten Städten, der Mündung diefes Rheinausläufers in die Zuiderzee zu, fo
treffen wir in der alten Stadt Kämpen auf einen Künftler, den wir um fo mehr
in diefem Zufammenhange befprechen müffen, als wir ihn bereits unter den
Meiftern genannt haben, welche das Alter des alten Ger. Terborch und die
Jugend des grofsen jungen Ger. Terborch beeinflufst haben. Diefer Meifter
ift Hendrik Avercamp H bekannt als »der Stumme von Kämpen«. Geboren Hendrik
wurde er nach der neuerten Forfchung 1585 zu Amfterdam. Hier und zeit-Sein Leben,
weife im Haag ift er bis 1625 nachweisbar2); dann zog er nach Kämpen, wo
fein Gefchlecht zu Haufe war; und hier rtarb er 1663. Dafs er ftumm war,
ift urkundlich erwiefen. Avercamp gehört zu den Adr. van der Venne (oben Kunftweife.
S. 810) und Es. van de Velde (oben S. 621) parallel entwickelten Meiftern der
guten alten Zeit; ja, wenn er 1585 geboren ift, ift er älter als beide und
geradezu als bahnbrechender Meifter auf dem Gebiete der echt holländifch,
fchlicht natürlich aufgefafsten Darftellungen von buntem Figurentreiben in
der Landfchaft anzufehen. Seine Bilder find faft ausfchliefslich Winterland-
fchaften; feine Geftalten beluftigen fich in der Regel auf dem Eife; doch finken
fie keineswegs zur nebenfächlichen Staffage herab, find vielmehr äufserft ficher,
feft, manchmal noch etwas alterthümlich ftreng und hart, aber doch wahr und
innerlich lebendig aufgefafst und wiedergegeben. Ihre farbigen Kleider heben
fich wirkfam von dem fchlichten Weifs, Grau oder Braun der noch ohne den
duftigen Reiz der reifften holländifchen Landfehaftsmalerei, aber doch klar
und wahr, zart und feft zugleich empfundenen Winterlandfchaften ab. Zahl-
reiche Figurenftudien feiner Hand haben fich in den verfchiedenften Hand- bezeichneten
zeichnungenfammlungen Europa’s erhalten. Seltener find feine Gemälde. Mit Bllder
feinem bekannten, noch in der Art des 16. Jahrhunderts aus A und H zufammen-
gefetzten Monogramm find z. B. feine Bilder in der Sammlung Habich der '(Habich),
Caffeler Galerie, in der Hamburger Kunfthalle, im Palazzo Brignole Sale zu •" GenuaJrg’
Genua (Brueghel zugefchrieben) und im Palais Leuchtenberg zu St. Peters-in s)t;Br|ters'
bürg bezeichnet. Seine volle Namensinfchrift tragen die eine feiner beiden
Winterlandfchaften im Berliner Mufeum und fein Bild im Rathhaufe zu Kämpen 3). •" Kämpen.
Unbezeichnete echte Bilder feiner Hand fieht man z. B. in den Mufeen zu s®inaen£l’d®r
Rotterdam und zu Aachen, in der Schweriner und in der Dresdener Galerie.4)
1) y. Nanninga Uitterdijk. En en andere over Hendrik Avercamp etc. in Obreeri's Archief II
p. 195—234. vgl. p. 270.
2) Directe archivalifche Mittheilung des Herrn Abr. Bredius in Amfterdam. — Vgl. übrigens Oud
Holland III (1885) p. 53.
3) Die Echtheit der Infchrift beftritten von Uitterdijk a. a. O. p. 212—213.
4) Ueber andere Meifter von Kämpen vgl. G. P. Rouffaer in Oud Holland IV p. 47 ff.
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