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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Dritter Abfchnitt.
S. 730), Johann Lingelbach aus Frankfurt a. M. (oben S. 740),
aus Heidelberg (oben S. 812) und Ludolf Backhuyfen aus
766); wir werden fehen, dafs fich diefen noch manche tüchtige
die ihre Kunft zeitweife in den Niederlanden ausübten, die
Philofoph
G. W. von
Leibniz.
Das Ende
des Jahr-
hunderts.
Andreas
Schlüter.
Die Anfänge
der Kunft-
akademienin
Berlin,Wien,
Dresden.
Die Galerien
in Wien,
Dresden,
Düfieldorf.
Deutfche
Maler des
17. Jahr-
hunderts im
Auslande.
Nach dem
30jährigen
Kriege.
Ausländifche
Maler des
17. Jahr-
hunderts in
Deutfchland:
Elsheimer
als grofser
deutfcher
Maler feiner
Zeit.
Verwüftun-
gen durch
den 3oj ihri-
gen Krieg.
Frankfurter Maler Adam Elsheimer, den wir demnächft endlich kennen lernen
werden, noch ein bahnbrechender Meiller war, welcher die holländifche Malerei
des Jahrhunderts aufs nachhaltigfte beeinflufste. Aber theils hatten diefe Triebe
einer höheren geiftigen und künftlerifchen Bildung zur Zeit des Ausbruchs des
dreifsigjährigen Krieges bereits ausgeblüht, wie das z. B. von der deutfchen
Hochrenaiffancearchitektur gefagt werden mufs, theils wurde ihnen, wie der
beginnenden neudeutfchen Dichtung, durch die Verrohung, welche der Krieg
im Gefolge hatte, jede Lebensader unterbunden. Auf der Höhe des 17. Jahr-
hunderts befafs Deutfchland weder einen wirklich grofsen, Mitwelt und Nach-
welt fördernden Dichter, noch einen folchen Baumeifter, Bildhauer oder Maler.
Nur auf dem Gebiete der abflrakten Philofophie war in Deutfchland bereits im
17. Jahrhundert in G. W. von Leibniz (1646—1716) ein der deutfchen Ver-
gangenheit und Zukunft würdiger Meiller erftanden, der jedoch die bildenden
Künfte verhältnifsmäfsig wenig beeinflufste. Das Kunllleben aber, welches fleh
ganz zu Ende des Jahrhunderts z. B. in Berlin, wo der grofse Architekt und
Bildhauer Andreas Schlüter (1664—1714) um 1700 feine unflerblichflen Werke
fchuf und 1694 eine Art Kunftakademie gründen half, in Wien und Dresden, wo
ebenfalls in den neunziger Jahren des Jahrhunderts die Vorftufen der fpäteren
Kunftakademien ins Leben traten und fchon im Laufe des 17. Jahrhunderts der
Grund zu grofsen Gemälde-Galerien gelegt wurde, und in Düffeldorf am Hofe
des kunftflnnigen Kurfürllen Johann Wilhelm von der Pfalz entfaltete, liegt zum
Theil aufserhalb des Bereichs der Gefchichte der Malerei und gehört zum Theil
feinem Geilte nach dem 18., nicht mehr dem 17. Jahrhundert an
Es mufs jedoch fofort bemerkt werden, dafs Deutfchland gerade auf dem
Gebiete der Malerei im 17. Jahrhundert eine verhältnifsmäfsig beträchtliche An-
zahl tüchtiger Kräfte erzeugte. Nur blieben die wenigften von ihnen im Lande.
Die einen gingen nach Italien, die anderen nach den Niederlanden. Gerade
nach den Hammverwandten Niederlanden wanderten viele deutfche Meiller aus,
um niemals in ihre Heimath zurückzukehren; und diefe haben wir dement-
fprechend denn auch bereits unter den niederländifchen Künltlern kennen ge-
lernt; unter den Vlaamen Meiller wie Jan van Bockhorft von Münfter (oben
S. 484), Wilhelm Schubert von Ehrenberg (oben S. 537) und Anton Gerinck
(oben S. 536); unter den Holländern Meiller wie N. Knüpfer aus Leipzig
(oben S. 568), Govert Flinck aus Cleve (oben S. 711), Johann Spilberg aus
Düffeldorf (oben
Kafpar Netfcher
Emden (oben S.
Meiller anreihen,
wir aber, da fie dauernd nach Deutfchland zurückkehrten, erlt unter ihren
deutfchen Landsleuten befprechen werden, wogegen wir den Weflfalen Pieter
van der Faes (Sir Peter Lely) und den Lübecker Gottfried Kneller unter die
Engländer verfetzen.
Andererfeits beweift fchon die keineswegs geringe Zahl ausländifcher
Künfller, welche befonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, als fleh an
den deutfchen Höfen das Bedürfnifs nach Künftlern und Kunftwerken wieder zu
regen begann, nach Deutfchland zogen, dafs die einheimifchen Kräfte hier weder
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Dritter Abfchnitt.
S. 730), Johann Lingelbach aus Frankfurt a. M. (oben S. 740),
aus Heidelberg (oben S. 812) und Ludolf Backhuyfen aus
766); wir werden fehen, dafs fich diefen noch manche tüchtige
die ihre Kunft zeitweife in den Niederlanden ausübten, die
Philofoph
G. W. von
Leibniz.
Das Ende
des Jahr-
hunderts.
Andreas
Schlüter.
Die Anfänge
der Kunft-
akademienin
Berlin,Wien,
Dresden.
Die Galerien
in Wien,
Dresden,
Düfieldorf.
Deutfche
Maler des
17. Jahr-
hunderts im
Auslande.
Nach dem
30jährigen
Kriege.
Ausländifche
Maler des
17. Jahr-
hunderts in
Deutfchland:
Elsheimer
als grofser
deutfcher
Maler feiner
Zeit.
Verwüftun-
gen durch
den 3oj ihri-
gen Krieg.
Frankfurter Maler Adam Elsheimer, den wir demnächft endlich kennen lernen
werden, noch ein bahnbrechender Meiller war, welcher die holländifche Malerei
des Jahrhunderts aufs nachhaltigfte beeinflufste. Aber theils hatten diefe Triebe
einer höheren geiftigen und künftlerifchen Bildung zur Zeit des Ausbruchs des
dreifsigjährigen Krieges bereits ausgeblüht, wie das z. B. von der deutfchen
Hochrenaiffancearchitektur gefagt werden mufs, theils wurde ihnen, wie der
beginnenden neudeutfchen Dichtung, durch die Verrohung, welche der Krieg
im Gefolge hatte, jede Lebensader unterbunden. Auf der Höhe des 17. Jahr-
hunderts befafs Deutfchland weder einen wirklich grofsen, Mitwelt und Nach-
welt fördernden Dichter, noch einen folchen Baumeifter, Bildhauer oder Maler.
Nur auf dem Gebiete der abflrakten Philofophie war in Deutfchland bereits im
17. Jahrhundert in G. W. von Leibniz (1646—1716) ein der deutfchen Ver-
gangenheit und Zukunft würdiger Meiller erftanden, der jedoch die bildenden
Künfte verhältnifsmäfsig wenig beeinflufste. Das Kunllleben aber, welches fleh
ganz zu Ende des Jahrhunderts z. B. in Berlin, wo der grofse Architekt und
Bildhauer Andreas Schlüter (1664—1714) um 1700 feine unflerblichflen Werke
fchuf und 1694 eine Art Kunftakademie gründen half, in Wien und Dresden, wo
ebenfalls in den neunziger Jahren des Jahrhunderts die Vorftufen der fpäteren
Kunftakademien ins Leben traten und fchon im Laufe des 17. Jahrhunderts der
Grund zu grofsen Gemälde-Galerien gelegt wurde, und in Düffeldorf am Hofe
des kunftflnnigen Kurfürllen Johann Wilhelm von der Pfalz entfaltete, liegt zum
Theil aufserhalb des Bereichs der Gefchichte der Malerei und gehört zum Theil
feinem Geilte nach dem 18., nicht mehr dem 17. Jahrhundert an
Es mufs jedoch fofort bemerkt werden, dafs Deutfchland gerade auf dem
Gebiete der Malerei im 17. Jahrhundert eine verhältnifsmäfsig beträchtliche An-
zahl tüchtiger Kräfte erzeugte. Nur blieben die wenigften von ihnen im Lande.
Die einen gingen nach Italien, die anderen nach den Niederlanden. Gerade
nach den Hammverwandten Niederlanden wanderten viele deutfche Meiller aus,
um niemals in ihre Heimath zurückzukehren; und diefe haben wir dement-
fprechend denn auch bereits unter den niederländifchen Künltlern kennen ge-
lernt; unter den Vlaamen Meiller wie Jan van Bockhorft von Münfter (oben
S. 484), Wilhelm Schubert von Ehrenberg (oben S. 537) und Anton Gerinck
(oben S. 536); unter den Holländern Meiller wie N. Knüpfer aus Leipzig
(oben S. 568), Govert Flinck aus Cleve (oben S. 711), Johann Spilberg aus
Düffeldorf (oben
Kafpar Netfcher
Emden (oben S.
Meiller anreihen,
wir aber, da fie dauernd nach Deutfchland zurückkehrten, erlt unter ihren
deutfchen Landsleuten befprechen werden, wogegen wir den Weflfalen Pieter
van der Faes (Sir Peter Lely) und den Lübecker Gottfried Kneller unter die
Engländer verfetzen.
Andererfeits beweift fchon die keineswegs geringe Zahl ausländifcher
Künfller, welche befonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, als fleh an
den deutfchen Höfen das Bedürfnifs nach Künftlern und Kunftwerken wieder zu
regen begann, nach Deutfchland zogen, dafs die einheimifchen Kräfte hier weder