Siebentes Buch. Erfter Abfchnitt.
916
erklären, wenn wir fein Selbftbildnifs von 1765 und fein Bildnifs des Kurfürften
in München, Karl Theodor von 1775 in der Münchener Pinakothek, fein Doppelbildnifs des
Kaifers Jofeph II. und des Grofsherzogs Leopold von 1769 in der kaif. Galerie
in Wien, zu Wien betrachten.
Römifche Aufser in Venedig lebten in Rom im 18. Jahrhundert auch die meiften
fchafter. Vertreter der Architektur-, der Anfichten- und der Landfchaftsmalerei; und
manche von ihnen galten ihrer Zeit als Weltgröfsen. Als eigentlicher Land-
Andrea fchafter ift Andrea Locatelli (Lucatelli) zu nennen. Dafs diefer Römer war,
wird allgemein angenommen; auch darüber, dafs er 1741 in Rom geftorben,
find die Quellen fich einig ’); als fein Geburtsjahr aber wird von den einen
1660, von den anderen1 2) 1695 angegeben. In feinen Bildern klingt die römi-
, fche Landfchaftsmalerei, wie fie einerfeits unter Grimaldi (oben S. 171), anderer-
feits unter Gasp. Dughet (oben S. 330) und Claude Lorrain (oben S. 344) im
17. Jahrhundert geblüht hatte, vom heroifchen zum idyllifchen Stil herab-
geftiegen und mit Vorgängen aus dem Alltagsleben (Bambocciate) ausgeflattet,
kalt, aufgelockert und haltlos aus. Da er aber manche neue Motive fand und
hübfch, manchmal fogar mit einem Anflug von Liniengröfse, zufammenflellte,
fand er viele Verehrer. Zahlreich haben feine Landfchaften fleh in den
Paläften der römifchen Grofsen (die meiden im Palazzo Corfini) erhalten. Aus
den grofsen öffentlichen Galerien Europas aber hat die Nachwelt feine Bilder
bereits wieder verbannt. Frankreich z. B. hat feinen Befitz an Bildern des
Meifters unter feine Provinzialgalerien vertheilt. Doch hat man, da Locatelli
feine Bilder nicht zu bezeichnen pflegte, auch leichtes Spiel gehabt, feinen
Namen den Werken verfchiedener unbekannter Künftler des 18. Jahrhunderts
zu leihen.
Profpecten- Als Anfichtenmaler erfreute fleh in der erften Hälfte des 18. Jahrhunderts
malere J
vlnvftdH ^asParo Vanvitelli, gen. dagli Occhiali, in Rom und Neapel aufsergewöhnlichen
Beifalls. Von Geburt war er Holländer und eigentlich hiefs er van. Wittel
oder Witel, wie er feine Bilder auch zu bezeichnen pflegte. Geboren war er
1647 zu Utrecht; als fein Lehrer wird Math. Withoos (oben S. 868) genannt;
doch entwickelte er feine Eigenart im Anfchlufs an die eigentlichen hollän-
difchen Anfichtenmaler, wie Jan van der Heyde (oben S. 756). Wie diefe
malte er in der Regel Bilder in kleinem Mafsftabe; und in Rom, wohin er
bald überfiedelte, und in Neapel, wo er fleh eine Reihe von Jahren der höchften
Gunft des Vicekönigs erfreute, übertrug er diefe Auffaffungsweife auf Dar-
ftellungen italienifcher, befonders römifcher und neapolitanifcher Stadtbilder.
Schliefslich kehrte er nach Rom zurück, wo er 1736 ftarb. Klar und fein in
der perfpectivifchen Anlage, fauber und fpitz in der Durchführung, kalt und
reizlos in der Färbung, waren feine Bilder den Italienern etwas Neues und
verdankten ihren Ruhm wohl mehr ihrem ftofflichen, als ihrem künftlerifchen
Intereffe. In der Regel find fie in Gouache oder Wafferfarben gemalt. In
Seine Bilder den römifchen und neapolitanifchen Sammlungen find fie keineswegs feiten;
Neapel, doch pflegen fie hier weder bezeichnet noch datirt zu fein. Am hübfeheften
1) P- J- Mariette, Abecedario, Paris 1854—1856, III, p. 207—208.
2) P. y. Mariette a. a. O. p. 207.
916
erklären, wenn wir fein Selbftbildnifs von 1765 und fein Bildnifs des Kurfürften
in München, Karl Theodor von 1775 in der Münchener Pinakothek, fein Doppelbildnifs des
Kaifers Jofeph II. und des Grofsherzogs Leopold von 1769 in der kaif. Galerie
in Wien, zu Wien betrachten.
Römifche Aufser in Venedig lebten in Rom im 18. Jahrhundert auch die meiften
fchafter. Vertreter der Architektur-, der Anfichten- und der Landfchaftsmalerei; und
manche von ihnen galten ihrer Zeit als Weltgröfsen. Als eigentlicher Land-
Andrea fchafter ift Andrea Locatelli (Lucatelli) zu nennen. Dafs diefer Römer war,
wird allgemein angenommen; auch darüber, dafs er 1741 in Rom geftorben,
find die Quellen fich einig ’); als fein Geburtsjahr aber wird von den einen
1660, von den anderen1 2) 1695 angegeben. In feinen Bildern klingt die römi-
, fche Landfchaftsmalerei, wie fie einerfeits unter Grimaldi (oben S. 171), anderer-
feits unter Gasp. Dughet (oben S. 330) und Claude Lorrain (oben S. 344) im
17. Jahrhundert geblüht hatte, vom heroifchen zum idyllifchen Stil herab-
geftiegen und mit Vorgängen aus dem Alltagsleben (Bambocciate) ausgeflattet,
kalt, aufgelockert und haltlos aus. Da er aber manche neue Motive fand und
hübfch, manchmal fogar mit einem Anflug von Liniengröfse, zufammenflellte,
fand er viele Verehrer. Zahlreich haben feine Landfchaften fleh in den
Paläften der römifchen Grofsen (die meiden im Palazzo Corfini) erhalten. Aus
den grofsen öffentlichen Galerien Europas aber hat die Nachwelt feine Bilder
bereits wieder verbannt. Frankreich z. B. hat feinen Befitz an Bildern des
Meifters unter feine Provinzialgalerien vertheilt. Doch hat man, da Locatelli
feine Bilder nicht zu bezeichnen pflegte, auch leichtes Spiel gehabt, feinen
Namen den Werken verfchiedener unbekannter Künftler des 18. Jahrhunderts
zu leihen.
Profpecten- Als Anfichtenmaler erfreute fleh in der erften Hälfte des 18. Jahrhunderts
malere J
vlnvftdH ^asParo Vanvitelli, gen. dagli Occhiali, in Rom und Neapel aufsergewöhnlichen
Beifalls. Von Geburt war er Holländer und eigentlich hiefs er van. Wittel
oder Witel, wie er feine Bilder auch zu bezeichnen pflegte. Geboren war er
1647 zu Utrecht; als fein Lehrer wird Math. Withoos (oben S. 868) genannt;
doch entwickelte er feine Eigenart im Anfchlufs an die eigentlichen hollän-
difchen Anfichtenmaler, wie Jan van der Heyde (oben S. 756). Wie diefe
malte er in der Regel Bilder in kleinem Mafsftabe; und in Rom, wohin er
bald überfiedelte, und in Neapel, wo er fleh eine Reihe von Jahren der höchften
Gunft des Vicekönigs erfreute, übertrug er diefe Auffaffungsweife auf Dar-
ftellungen italienifcher, befonders römifcher und neapolitanifcher Stadtbilder.
Schliefslich kehrte er nach Rom zurück, wo er 1736 ftarb. Klar und fein in
der perfpectivifchen Anlage, fauber und fpitz in der Durchführung, kalt und
reizlos in der Färbung, waren feine Bilder den Italienern etwas Neues und
verdankten ihren Ruhm wohl mehr ihrem ftofflichen, als ihrem künftlerifchen
Intereffe. In der Regel find fie in Gouache oder Wafferfarben gemalt. In
Seine Bilder den römifchen und neapolitanifchen Sammlungen find fie keineswegs feiten;
Neapel, doch pflegen fie hier weder bezeichnet noch datirt zu fein. Am hübfeheften
1) P- J- Mariette, Abecedario, Paris 1854—1856, III, p. 207—208.
2) P. y. Mariette a. a. O. p. 207.